Energiewende im Tourismus

Aiwanger stärkt in Arnschwang Gastronomie Rücken

Wie schafft der Tourismus die Energiewende? Mehr Nachhaltigkeit? Im Beisein von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger wurden am Dienstag im Brunner-Hof diese Sorgen diskutiert und Lösungsansätze aufgezeigt.


Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zusammen mit den Referenten, Andreas Brunner junior und senior, Vizelandrat Markus Müller und Bürgermeister Michael Multerer vor dem Hotel "Brunner-Hof" in Arnschwang.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zusammen mit den Referenten, Andreas Brunner junior und senior, Vizelandrat Markus Müller und Bürgermeister Michael Multerer vor dem Hotel "Brunner-Hof" in Arnschwang.

Wie schafft der Tourismus die Energiewende? Mehr Nachhaltigkeit? Im Beisein von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger wurden am Dienstag im Brunner-Hof diese Sorgen diskutiert und Lösungsansätze aufgezeigt.

Eingeladen hatte hierzu das bayerische Wirtschaftsministerium, das neben Minister Aiwanger für weitere hochkarätige Tagungsteilnehmer sorgte. Das erste Wort hatte jedoch Hausherr Andreas Brunner, zugleich zweiter Vizepräsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Bayern. Und der machte keinen Hehl daraus, dass eine ganze Branche nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie erneut vor einer schwierigen Zeit stehe. Zum einen durch die hohen Energiekosten, zum anderen den verordneten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, der hohe Investitionen erfordere.

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Hotelier Andreas Brunner und dessen Sohn Andreas junior hießen mit Bürgermeister Multerer und Vizelandrat Müller den Wirtschaftsminister willkommen.

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Beeindruckt zeigte sich der Minister von Brunners Faible für altes, uriges Werkzeug aus der Region.

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Das "Who's who" der Gastronomie- und Tourismus-Branche der Region folgte gestern der Einladung des Wirtschaftsministers in den Brunner-Hof.

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"Jeden Tag gibt es eine andere Parole", kritisierte Aiwanger die Klimapolitik der Ampel-Koalition.

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Barbara Radomski sprach über die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit im Tourismus.

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Jedes Unternehmen benötigt auf dem Weg zum klimaneutralen Betrieb ein individuell angepasstes Konzept: Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch von der OTH Amberg-Weiden.

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Am Beispiel des Brunner-Hofs zeigte Lothar Billert von der Bayernwerk GmbH, wie eine Umrüstung in der Praxis aussehen kann.

"Förderungen sind wie ein Dschungel"

"Jeder spricht davon, aber wenn man ins Detail geht, merkt man, wie schwierig das ist. Die Förderungen sind wie ein Dschungel!", kritisierte Brunner. Diese Herausforderung gelinge nur gemeinsam. "Wir müssen näher zusammenrücken, die Kompetenzen besser vernetzen", mahnte er. Diese Veranstaltung sei hierfür beispielhaft. Doch es gehe nicht nur um Energiewende, sondern um Nachhaltigkeit im Allgemeinen. Das beginnt bei regional erzeugten Lebensmitteln und reicht bis zu Baumaterial aus der Region. "Wir sehen, dass wir damit von den Gästen eine große Wertschätzung und Wertschöpfung erfahren." Aber auch die Politik müsse hierzu ihren Beitrag leisten, und zwar durch ein höheres Netto für Arbeitnehmer und Beibehaltung der Sieben-Prozent-Gastro-Mehrwertsteuer auch nach 2023 ("das würde unsere Branche sonst nochmals gewaltig treffen"). Brunner: "Die Zukunft geht nur gemeinsam - und das in geballter Form." Denn in dieser Zukunft ist die Energiewende zu stemmen.

Damit dies gelingt, forderte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von der Ampel-Regierung Verlässlichkeit, denn aktuell wisse niemand genau, was künftig erlaubt oder kombinierbar sein wird. "Jeden Tag gibt es eine andere Parole. Und da soll ein Investor gar eine Million in die Hand nehmen? Wenn er umgestellt hat, hat er vielleicht die Hälfte falsch gemacht. Wir brauchen schnellstmöglich Klarheit!" Als Beispiel nannte er unterschiedliche Meinungen zwischen Politik und Handwerk, ob eine Erdgasleitung später auch 'mal für Wasserstoff genutzt werden kann. "Die leugnen etwas, das technisch möglich wäre, weil sie so stromverliebt sind. Das macht alles so schwierig", kritisierte Aiwanger.

Schneekanonen als Klimaschützer

Dass Nachhaltigkeit nicht nur in Form von regional erzeugten Lebensmitteln geht, machte er anhand von Beschneiungsanlagen deutlich. Wenn diese im Winter nicht in Betrieb gewesen wären, hätte es noch mehr Skifahrer in die Alpen oder gar nach Kanada gezogen, meinte Aiwanger. "Da wäre 100-zigmal mehr Energie rausgehauen worden als es die Schneekanonen vor Ort tun", da diese mittlerweile mit effizienten Steuerungskonzepten und erneuerbaren Energien laufen. "Heimischer Tourismus ist per se energiesparend und somit Umwelt- und Klimaschutz", folgerte er.

Der Wirtschaftsminister appellierte an die Tourismusbranche, nicht gegen Windräder zu kämpfen. "Ich glaube, dass sich die öffentliche Meinung damit mittlerweile arrangiert hat." Eine Region sei besser aufgestellt, wenn sie mit einem klimafreundlichen Energiemix werben könne, als mit einem aus Öl, Kohle oder Atomstrom aus Temelin. Und zum Schluss kam er noch auf Brunners geforderte Steuerkorrektur zu sprechen. Wenn die Mehrwertsteuer im Gastro-Bereich wieder angehoben werde, kurble dies die Inflation an. Deshalb rief Aiwanger dazu auf: "Wir müssen auf den Bund Druck ausüben, damit wieder mehr Geld in der breiten Masse des Volkes bleibt ! Der Staat verdient an der Inflation !"

Was die Experten raten

Die Energiewende ist eine der großen Herausforderungen der Gegenwart. Doch wer sie angehen möchte, steht schnell vor vielen Fragezeichen. Antworten gaben hierauf Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch von der OTH Amberg-Weiden und Lothar Billert von der Bayernwerk GmbH. Sie erläuterten Schritt für Schritt die Vorgehensweise und zeigten am Beispiel des Arnschwanger Brunner-Hofs auf, was möglich ist.

Zuvor hatte jedoch Barbara Radomski, Geschäftsführerin "Bayern Tourismus Marketing", deutlich gemacht, dass der Tourismus ohne Nachhaltigkeit nur schwer eine Zukunft habe. Sie ist überzeugt, dass der Freistaat auch in Zeiten des Klimawandels als Destination an Beliebtheit zulegen werde. Hierfür sei es aber nötig, die Zeichen zu erkennen. So zum Beispiel, dass viele Touristen darauf achten, so wenig persönlichen CO2-Fußabdruck wie möglich zu hinterlassen. Zudem spielen auch die Willkommenskultur der Einheimischen, die Stimmung in der Region und nicht zuletzt die Natur eine Rolle. Es reiche nicht nur aus, dass ein Hotel durch seine Öko-Bilanz glänzt; die Region müsse insgesamt Verantwortung übernehmen. Die heimische Tourismusbranche sollte sich als "Lebensraumgestalter" verstehen.

Und dafür ist auch möglichst klimaneutrale Energieversorgung wichtig. Wie man diese erlangt, darüber informierte Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch von der OTH Amberg-Weiden. Er machte zu Beginn unmissverständlich klar, dass es hierfür keinen Einheitsplan gibt, sondern für jedes Unternehmen ein maßgeschneidertes Konzept erforderlich ist. Hierzu gehört im Rahmen einer Analyse auch, effizienzsteigernde Maßnahmen vorhandener Systeme auszuloten. Als Beispiel nannte er Lüftungsanlagen, an denen eigentlich immer Verbesserungen möglich wären. Alle Veränderungen und Investitionen ließen sich im Vorfeld simulieren, bevor sie realisiert werden. Prof. Brautsch machte Mut: "Man muss nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern man hat die Möglichkeiten und es ist auch kein Draufzahlgeschäft ... aber man braucht einen Fahrplan in diese Zukunft."

Was Prof. Brautsch in Theorie aufzeigte, erläuterte anschließend Lothar Billert von der Bayernwerk GmbH am Beispiel des Arnschwanger Brunner-Hofs, dessen erklärtes Ziel es ist, zu 100 Prozent CO2-frei zu werden und 80 Prozent der benötigten Energie selber herzustellen. Schon jetzt werde ein Blockheizkraftwerk genutzt, um den Hotelpool zu beheizen, und mittels eines intelligenten Lastabwurfsystems in den elf Saunen lassen sich 43 Prozent Strom sparen.

In Zukunft ist geplant, den Sonnenstrom in die Nacht zu verschieben, indem er über effiziente Wärmepumpen in Warmwasserprozesse umgewandelt wird und sich folglich bis zu 48 Stunden Sonnenenergie speichern lässt, erklärte Billert. Er zeigte die Kombination von Wärmepumpe, Photovoltaikanlage, Batteriespeicher, Pufferspeicher und Blockheizkraftwerk am Beispiel Brunner-Hof auf. Da dies alles langfristig geplant wird, werden die Kosten des Energiezukaufs umgewandelt in Einsparungen und Reinvestitionen in klimaneutrale Technologien. Dabei sei eine enge Beratung auch nach dem Bau der Anlage essenziell.