Gaudibursch’ holt Silber und Bronze

Sebastian Witka (16) aus Lohberg war bei den Special Olympics am Start


Bronze bei den Special Olympics in Lam: Sebastian Witka beim Zieleinlauf des 500-Meter-Sprints. Viele Langläufer kennen den 16-Jährigen inzwischen, der seine Runden am Großen Arber zieht. (Foto: Frisch)

Bronze bei den Special Olympics in Lam: Sebastian Witka beim Zieleinlauf des 500-Meter-Sprints. Viele Langläufer kennen den 16-Jährigen inzwischen, der seine Runden am Großen Arber zieht. (Foto: Frisch)

Von Maria Frisch

"Hallo. Ich bin Sebastian Witka aus Lohberg", stellt sich der 16-Jährige an der Haustür vor und schüttelt mir die Hand. Um seinen Hals hängt eine Bronzemedaille, denn wenige Stunden zuvor hat der gut gelaunte Teenager bei den heimischen Special Olympics in Lam im Landkreis Cham auf dem Langlauf-Parcours den dritten Platz beim 500-Meter-Lauf errungen. Es war seine erste Medaille bei den diesjährigen Bayerischen Winterspielen für Menschen mit geistiger Behinderung. Eine weitere sollte folgen.

Wegen des täglichen Bangens um die dünne Schneedecke wurden die 500-Meter-Läufe in Neurittsteig bereits auf den Dienstag vorgezogen. Die 1.000-Meter-Runde hat der Lohberger bei unserem Gespräch noch vor sich. Aufgeregt ist er deswegen nicht, wie er mir versichert. Er scheint den Wirbel um seine Person richtig zu genießen. "Wenn ihm die Lieder ausgehen, wird er langsamer. Er singt nämlich beim Laufen die ganze Zeit vor sich hin. Er ist eben ein richtiger Gaudibursche", charakterisieren die Eltern ihren Spross. Der quirlige Jugendliche ist das dritte Kind von Stefan und Magdalena Witka und wird im März 17 Jahre alt.

"Sebastian ist seit ungefähr acht Jahren in der Sparte Behindertensport in Lohberg integriert", erzählt Mutter Magdalena. "Wir wollten, dass er zumindest Sport in Maßen betreibt", blickt Vater Stefan Witka auf die ersten Gehversuche auf den schmalen Latten zurück. Für die Eltern war es nicht leicht, weil sie ihm immer zureden mussten: "Er hat gemotzt und ist stehengeblieben, wenn er keine Lust mehr hatte".

Pionierarbeit in Lohberg

Damals befand sich die Sparte Behindertensport beim SV Lohberg gerade im Aufbau. Initiator Klaus Winkler ist Gründervater und Mentor zugleich. Dank seiner Überzeugungsarbeit chauffierten Eltern ihre behinderten Kinder und Jugendlichen aus dem Landkreis Samstag für Samstag zum Langlaufzentrum Scheibe am Großen Arber, wo die Übungseinheiten absolviert wurden. Trotz des Aufwands machte es Vätern, Müttern und Sprösslingen gleichermaßen Spaß.

Um ihren Sohn zu motivieren, sich zu bewegen, ist die Familie Witka viel gewandert. "Das mussten wir ihm natürlich auch schmackhaft machen", erinnern sich die Eltern an die Anfangsschwierigkeiten. Schützenhilfe leisten die Großeltern aus Polen - Mutter Magdalena stammt aus Auschwitz -, die oft zu Besuch sind und mit ihrem Enkel jeden Tag spazieren gehen.

Erfolgreich bei Olympia

Mit Special Olympics verbindet der 16-Jährige nur die besten Erinnerungen. Er hat 2011 in Altenberg in Thüringen bei den Nationalen Winterspielen für Menschen mit geistiger Behinderung einmal Gold und einmal Bronze geholt. Letztes Jahr in Garmisch wurde der Bayerwäldler zweimal Vierter. "Sebastian war auch damit zufrieden", erinnert sich Magdalena Witka. Wegen der verpassten Medaille habe er keinen Frust empfunden. Absoluter Höhepunkt in Garmisch war die Begegnung mit Biathletin Magdalena Neuner, die Sebastian sogar in den Arm genommen hat.

Der Dank der Mutter gilt dem Trainer und Betreuer Klaus Winkler. Gerade jetzt, wo so oft von Inklusion die Rede sei, gebühre ihm Respekt und Anerkennung für die Gründung der Abteilung vor einem Jahrzehnt. "Er hat etwas aufgebaut, das wirklich super ist. Es gibt immer noch viele Leute, die nichts mit Behinderten zu tun haben wollen und deshalb die Straßenseite wechseln", bedauert Magdalena Witka. Mit Freude beobachtet sie, dass sich die Langläufer auf der Scheibe am Großen Arber mittlerweile an Sebastian gewöhnt haben und es begrüßen, dass er so ein Durchhaltevermögen zeigt. Special Olympics habe nach Meinung der Eltern viel dazu beigetragen, dass die Berührungsängste und Vorbehalte abgebaut werden. Die Witkas freuen sich, dass damit das Thema Inklusion in der Öffentlichkeit transparenter wird. Und Sebastian freut sich über seine zweite Medaille: Beim 1 000-Meter-Lauf holte er am Mittwoch Silber.

Info

Die 4. Bayerischen Special Olympics Winterspiele für Sportlerinnen und Sportler mit geistiger Behinderung wurden vom 10. bis 13. Februar in Lam ausgetragen. Über 370 Athleten wetteiferten um die Medaillen.

Höhepunkt der Nationalen Special Olympics 2013: Sebastian trifft Magdalena Neuner. (Foto: privat)

Höhepunkt der Nationalen Special Olympics 2013: Sebastian trifft Magdalena Neuner. (Foto: privat)