Cham

Ein Leben im Schatten von Hartz IV: René Riep weiß, was es heißt, um einen Job zu kämpfen


Ein Muster eines Lebensmittelgutscheines für Hartz-IV-Empfänger. (Foto: dpa)

Ein Muster eines Lebensmittelgutscheines für Hartz-IV-Empfänger. (Foto: dpa)

Angst. Das ist das vorherrschende Gefühl, mit dem René Riep konfrontiert wird, wenn er mit Beziehern von Hartz IV redet. Angst, dass das Geld ausbleibt. Angst, dass Sanktionen drohen. Angst, dass die Kinder unter der prekären Lebenssituation leiden. Riep weiß, wovon er spricht. Er bezieht selbst seit sieben Monaten das Arbeitslosengeld II. Die Mitarbeiter des Jobcenters in Cham sind damit Rieps (fast) tägliche Ansprechpartner. Mittlerweile ist der in Lam lebende Berliner auch selbst zum Berater geworden - für andere Bezieher der Sozialleistung, die ihm eine Vollmacht als Beistand erteilt haben.

Exakt zehn Jahre gibt es die nach dem Erfinder Peter Hartz genannte Leistung für Langzeitarbeitlose mittlerweile. Das Jobcenter - eine Kooperation aus Landkreis Cham und Arbeitsagentur Schwandorf - verwaltet die Hartz-IV-Zahlungen für 2 200 Bezieher im Landkreis Cham. "Eine Erfolgsgeschichte", so heißt es in den regelmäßigen Pressemitteilungen des Jobcenters. Das ist die eine Sicht der Dinge.

Die Kehrseite des Slogans "Fördern und fordern" wird nur aus dem Blickwinkel der Betroffenen sichtbar. Aus der Perspektive von René Riep. Er hat sich in der Redaktion gemeldet, erzählt seine Vita. Es ist die Geschichte eines Lebens, das sich im Schatten der Erfolgsmeldungen um die Arbeitsmarktreform abspielt. Riep berichtet von seinen abgebrochenen Lehren als Fernsehtechniker und später Kfz-Mechaniker, von vielen Jobwechseln und von seinem chronischen Bandscheibenleiden.

Seit dem Frühjahr lebt er von den vom Jobcenter überwiesenen 391 Euro. Miete und Heizung gibt's extra. Andere Nebenkosten wie Strom muss Riep von seiner Pauschale abzwacken. "Mit dem Satz kann man hinkommen, aber es darf ja nichts dazwischen kommen", hat Riep erfahren. Da bringt ein achttägiger Klinikaufenthalt mit 80 Euro Krankenhaustagegeld den gesamten Monatsetat ins Wanken. Auch Internet und Handy werden schnell zum kaum finanzierbaren Luxus. Von einem eigenen Auto ganz zu schweigen. Ein halbes Jahr hat es Riep geschafft, seinen Wagen zu finanzieren. Jetzt geht es nicht mehr. "Das Auto wird am Freitag verkauft." Bezugsmarken für die Tafel könnte er beantragen, tut es aber nicht. "Es wäre mir einfach zu peinlich", gesteht der Lamer.

Hofft auf einen dauerhaften Job: René Riep.

Hofft auf einen dauerhaften Job: René Riep.