Furth im Wald

Älteste Furtherin feiert Geburtstag


Paula Merck wurde am Samstag 102 Jahre alt. Zweiter Bürgermeister Michael Mühlbauer und viele Verwandte feierten mit ihr den Jubeltag.

Paula Merck wurde am Samstag 102 Jahre alt. Zweiter Bürgermeister Michael Mühlbauer und viele Verwandte feierten mit ihr den Jubeltag.

Von eb

Paula Merck ist mir ihren 102 Jahren die älteste Furtherin. Ein langes Leben, auf das sie bei ihrer Geburtstagsfeier im Seniorenheim zurückblickte.

Paula Merck, wohnhaft im BRK-Pflegeheim, konnte am Samstag ihren 102. Geburtstag feiern. Sie ist damit die älteste Bürgerin der Stadt Furth im Wald. Ihr Leben erzählt eine lange Geschichte, die am 17. Dezember 1914 begann. Es ist eine Geschichte, die deutlich macht, wie hart das Leben früher war und vor allem auch, dass die Menschen trotz aller Not, eines nicht verlernt hatten: zufrieden zu sein.

Für den zweiten Bürgermeister Michael Mühlbauer als Vertreter der Stadt war es eine Selbstverständlichkeit, der Jubilarin im Café "s' Georgs" die Aufwartung zu machen. Er gratulierte persönlich, überbrachte die Grüße und Glückwünsche des ersten Bürgermeisters und überreichte einen Blumenstrauß. Außerdem hatte er ein Glückwünschschreiben von Landrat Franz Löffler und eine Weinpackung mitgebracht. Zu den Gratulanten gehörte auch Ministerpräsident Horst Seehofer, der ein Glückwunschschreiben und ein Halstuch übersandt hatte. Heimleiter Stefan Hupf, übrigens der Schwiegersohn der Jubilarin, fand sich ebenfalls unter den Gratulanten.

Am 17. Dezember 1914 erblickte Paula Merck, eine geborene Trump, in Böckingen das Licht der Welt. Sie wuchs dort mit ihren Brüdern Karl und Erich auf. Doch viele Jahre sollte das Familienleben nicht anhalten, denn schon früh musste sie ihrem Vater ins Grab schauen. Eine schwere Zeit für das Mädchen.

Mit erst neun Jahren spürte sie die Not der Familie und half mit, so gut es ging, übernahm kleine Arbeiten und konnte so für den Lebensunterhalt der Mutter und Brüder einen kleinen Beitrag leisten. Bei Wind und Wetter brachte das kleine Mädchen täglich das Essen zu den Arbeitern in die Zigarrenfabrik. Wie sich die Arbeiten mit der Schule vereinbaren ließen? Sie ist um sieben Uhr in die Schule gegangen, um elf ging's dann mit einem Handwagen nach Hause, wo sie das Essen verstaute und in die Fabrik brachte. Um 14 Uhr musste sie wieder zurück in den Unterricht. Die Entlohnung war für heutige Verhältnisse unvorstellbar gering, aber besser als gar nichts: Am Anfang verdiente sie zehn Pfennige in der Woche.

Das Geld floß komplett in die Haushaltskasse, denn nur so konnte sie ihre Mutter und ihre beiden Brüder ausreichend ernähren. Mit 18 Jahren trat Karl Merck, ihr späterer Mann, in ihr Leben. 1938 fand die Hochzeit statt. Dass dies nicht reibungslos und ohne Probleme über die Bühne ging, daraus machte die heute 102-Jährige kein Hehl. Über ein halbes Jahr musste das Paar damals warten, bis alle Unterlagen bereitgestellt wurden. Sie musste sogar zum Arzt, der ihr die arische Abstammung bestätigte.

Doch das Glück war beiden nicht lange beschieden, denn nur ein halbes Jahr später, im März 1939, wurde Karl Merck, von Beruf Polizist, in den Krieg eingezogen. Umso größer war natürlich die Freude, als er bei einem Besuch seinen damaligen kleinen Sohn in die Arme schließen konnte.

Doch auch dies war dem Vater nicht lange vergönnt. Am 29. August 1943 wurde ihr Mann durch eine Granate in der Nähe von Moskau verwundet. Er starb noch auf dem Weg ins Lazarett mit nur 32 Jahren. So lag die Ernährung der Familie wieder auf ihren Schultern. Mit Strick- und Häkelarbeiten verdiente sie gerade so viel Geld, dass es ausreichte. Bis 1960 war sie zudem in einer Wäscherei beschäftigt, arbeitete dort für 57 Pfennig in der Stunde.

Ihre Tochter Inge zog die Liebe später nach Bayern, doch Paula Merck konnte sich nur schweren Herzens von Böckingen trennen. Und so war sie auch bis zum 85. Lebensjahr ihrer Heimat. Auch wenn ihr Sohn Peter noch immer dort lebt und auch ihr Herz immer dort ein Zuhause haben wird, wechselte sie 1999 nach Bayern und folgte ihrer Tochter, die vor 43 Jahren zu ihrem Mann nach Kettersdorf zog. Seit rund dreieinhalb Jahren lebt sie im BRK-Pflegeheim und hat auch dort einen Teil ihrer Familie fast immer um sich, denn Heimleiter Stefan Hupf ist mit der Enkeltochter von Paula Merck verheiratet.