Jubiläum in Bad Kötzting

Hamburger Spielmannszug seit 50 Jahren beim Pfingstfest


Bayerisch-hanseatische Freundschaft: Seit 50 Jahren gehört der Spielmannszug Hamburg-Bergedorf zum Kötztinger Pfingstfest.

Bayerisch-hanseatische Freundschaft: Seit 50 Jahren gehört der Spielmannszug Hamburg-Bergedorf zum Kötztinger Pfingstfest.

Von Wolfgang Reimer

Ausgerechnet zum Jubiläum klappt es nicht: 50 Jahre sorgte der Spielmannszug Hamburg-Bergedorf beim Kötztinger Pfingstfest für den guten Ton. Jedes Jahr, ununterbrochen. 2023 bedauerlicherweise nicht. "Das ärgert mich. Leider machen uns die Spätfolgen von Corona einen Strich durch die Rechnung", bedauert Thomas Kock, der Zugführer der Spielleute.

"Uns geht es wie vielen anderen Orchestern. Die Musiker blieben weg, weil wir nicht proben konnten, aber jetzt geht's wieder voran", blickt der 66-Jährige optimistisch voraus. Bereits vier Jahrzehnte bringt Kock mit seinem Taktstock das Jugend- und Erwachsenen-Blasorchester zum Klingen, das in aller Welt seine Auftritte hatte. "Gastspiele in Brasilien, das waren schöne, einmalige Momente, aber einmal im Jahr nach Kötzting zu kommen, das fühlt sich wie bei einem Familientreffen an.

Die Musiker haben uns die Bude eingerannt, um wieder dabei zu sein", beschreibt Kock die Beziehung zwischen den Hanseaten und den Bayern: "Wir passen eben gut zusammen." Die Liberalitas Bavariae und die hanseatische Weltoffenheit.

Zweite und dritte Generation

"Mittlerweile fährt ja schon die zweite und dritte Generation nach Kötzting", erzählt Kock, früher nur die Erwachsenen, später auch die Jugendlichen, die in der Dreifach-Turnhalle untergebracht sind. Natürlich weiß man über das Pfingstgeschehen aus dem "Effeff" Bescheid. Kennt die Pfingstbrautpaare der letzten Jahrzehnte, hat Freunde und Bekannte gefunden.

Über ein halbes Jahrhundert sind so enge Bande zwischen Bayern und Hamburg gewachsen: "Man kann hinkommen, wo man will: Man kennt sich, trifft sich gesellig bei einem Bier, redet miteinander, fühlt sich wie zu Hause." Sogar während der Pandemie war eine Delegation aus Hamburg in Bad Kötzting: "Denn ohne Pfingsten, da hätte uns etwas gefehlt."

Begonnen hat diese bayerisch-hanseatische Tradition, als Fritz Löding den Metzgermeister Georg Barth traf. Zufall oder nicht: Löding verbrachte seinen Urlaub auf dem Campingplatz und erledigte seine Einkäufe in der Metzgerei Barth.

Beim "Ratschen" beziehungsweise "Schnaken" stellte sich heraus, dass Barth und Löding das gleiche Hobby teilten: Barth war Kötztinger Spielmannszugleiter und Fritz Löding Mitglied des Bergedorfer Spielmannszugs. Es ist zwar nicht überliefert, ob die beiden das bei einer "Leberkassemmel" beschlossen hatten, aber schon bald wurden gegenseitige Besuche vereinbart.

"Dann hat für uns Pfingsten begonnen"

Im Laufe der Zeit wurden sie beste Freunde. "Wenn der erste Hamburger in Kötzting ankam, wurde beim alten Barth auf dem Dach die Hamburg-Fahne gehisst. Und dann hat für uns Pfingsten begonnen", erinnert sich Kock. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums will der Bergedorfer Spielmannszug mit einer Kranzniederlegung an Georg Barth erinnern. Inzwischen steht die Verbindung auf breiteren Beinen: Nicht nur der Spielmannszug, sondern auch die Schützen gehören zum Pfingstgeschehen dazu. Und vor der Pandemie haben auch die beiden Feuerwehren Kontakte geknüpft.

Auch wenn der Spielmannszug ohne Instrumente antritt: "Wir marschieren in Uniform mit unserer Standarte, die uns die Stadt Bad Kötzting als Anerkennung geschenkt hat, und den Erinnerungsbändern bei allen Festzügen mit", sagt Kock. Am Freitag geht's los mit einer Teilnahme an der Burschenknei

pe, am Samstagvormittag ist der Frühschoppen beim Lindner, nachmittags geht's zum Standkonzert, weiter im Programm stehen der Jahrgangsgottesdienst am Sonntag und die Teilnahme an den Festzügen am Montag und Dienstag. Vielleicht geben ja 2024 die Bergedorfer wieder eine Kostprobe ihres musikalischen Könnens? "Wir wollen das nicht aus dem Auge verlieren", bleibt Thomas Kock, künstlerischer Leiter des Spielmannszugs, optimistisch.