Durch Corona-Maßnahmen

Weniger Grippe-Tote: Rückgang der Influenza-Zahlen


Weniger Grippe-Tote durch Covid-19-Maßnahmen.

Weniger Grippe-Tote durch Covid-19-Maßnahmen.

Von Tabitha Nagy

Ausgangssperren und Schulschließungen haben laut RKI in diesem Jahr zu weniger Grippe-Toten geführt.

München - Wirkt sich die Covid-19-Pandemie auf die Gesamtzahl der Todesfälle in Deutschland aus? Diese Frage stellen sich viele Menschen. Denn keine Zahl interessiert mehr als die der infizierten Toten. Der Blick auf die Statistik der Neuverstorbenen ist zur täglichen Routine geworden. Am Montag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit über 4.400 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. Das waren 1.775 mehr als am Vortag. Allein in Bayern sind demnach bisher 1.286 infizierte Patienten gestorben.

Coronavirus: Steigende Todesfälle

Dennoch sprach Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zuletzt auf einer Pressekonferenz mit RKI-Chef Lothar Wieler von einem Erfolg. Denn nach einem Monat Lockdown sei bei den Covid-19-Neuinfizierten aus dem "dynamischen ein lineares Wachstum" geworden. Es genesen mittlerweile mehr Leute, als sich neu anstecken. Damit sei der Ausbruch in Deutschland beherrschbar geworden.

Der Wermutstropfen dagegen seien steigende Todesfälle, sagte Wieler. Mittlerweile enden 2,9 Prozent der offiziell gemeldeten Infektionen tödlich. "Ich gehe davon aus, dass wir mehr Tote haben als offiziell gemeldet werden", so Wieler Anfang April. Dies liege daran, "dass man es einfach nicht bei jedem Menschen schafft, ihn zu testen". Zudem sei es in vielen Fällen nicht mehr möglich, das Virus nachträglich bei einer Obduktion festzustellen.

Aktuelle Sterbefallzahlen wenig aussagekräftig

Weniger tödlich ist bisher die Grippewelle 2019/2020 verlaufen. Denn sie endete bereits Mitte März, wie Statistiken des RKI zeigen. Begonnen hatte die Influenza Mitte Dezember. Sie dauerte in etwa elf Wochen - das ist verglichen mit den Werten der vergangenen fünf Jahre ein um zwei Wochen schnelleres Abklingen.

Waren es bundesweit vor einem Jahr noch knapp 1.000 Todesfälle, die dem Grippevirus zugeschrieben wurden, so registrierte das RKI seit Anfang Oktober bislang nur 411 Influenza-bedingte Todesfälle. 86 Prozent der Verstorbenen waren 60 Jahre oder älter - ein Großteil sogar über 80 Jahre.

Aktuelle Sterbefallzahlen würden allerdings wenig darüber aussagen, ob in Deutschland mehr Menschen als sonst zu diesem Zeitpunkt sterben, erklärt das Statistische Bundesamt auf Anfrage der AZ. Denn auch in der ersten Märzhälfte sei bislang "kein auffälliger Anstieg der Sterbefallzahlen erkennbar".

Schulschließungen: Milderer Verlauf der Influenza-Todesfälle

Da die Grippewelle 2020 seit Mitte März als beendet gilt, "könnte ein möglicher Anstieg von Sterbefallzahlen im weiteren Verlauf des Jahres in einem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen". Doch schon jetzt könne man sagen, so das Robert-Koch-Institut, dass der mildere Verlauf bei den Influenza-Todesfällen auch mit den bundesweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus einhergehe.

Das RKI sieht einen "abrupten Rückgang an Atemwegserkrankungen. Insbesondere bei den Erwachsenen ist ein so deutlicher Abfall über mehrere Wochen extrem ungewöhnlich und konnte in keiner der drei Vorsaisons verzeichnet werden". Da Kinder aber für die Verbreitung der jährlichen Grippe eine wesentliche Rolle spielen würden, so die Berliner Experten für Krankheitsüberwachung, "sind hier insbesondere die Schulschließungen ab der zwölften Kalenderwoche zu nennen".

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