Konflikte

UN-Beauftragte: Einsatz von internationaler Truppe in Haiti

Die Sicherheitslage in Haiti ist dramatisch. Das Land leidet unter Bandenkämpfen - besonders Kinder werden zu Opfern. Weiterhin ringen die Menschen mit einer Hungerkrise und einem Cholera-Ausbruch.


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Die Polizei zeigt während einer Pressekonferenz in der Generaldirektion der Polizei in Port-au-Prince, Haiti, Waffen und Ausrüstung, die von Banden beschlagnahmt wurden.

Von dpa

Die neue UN-Sonderbeauftragte für Haiti, María Salvador, hat vor dem UN-Sicherheitsrat für den Einsatz einer internationalen Truppe in dem gewaltgeplagten Karibikstaat geworben.

Das Land erlebe eine der schlimmsten Menschenrechtskrisen seit Jahrzehnten und eine beispiellos dramatische Sicherheitslage, in deren Zuge sich Gewalt auch in der Region ausbreiten könne, sagte sie gestern in ihrem ersten Bericht an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York, seit sie vor wenigen Wochen das Amt übernahm. Die Zeit dränge und die Haitianer verdienten es, dass der UN-Sicherheitsrat dringend handele.

Haiti leidet unter Kämpfen zwischen zahlreichen Banden, die nach Schätzung der UN inzwischen etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle haben. Die Interimsregierung, die seit der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 an der Macht ist, bat Anfang Oktober um Hilfe durch eine bewaffnete internationale Truppe - die kam bislang nicht.

Nach Angaben von Salvador wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 1647 Tötungsdelikte, Vergewaltigungen und Entführungen in Haiti registriert - mehr als doppelt so viele wie im selben Zeitraum des vergangenen Jahres. Kinder gehörten zu den Opfern der schlimmsten Verbrechen.

Angesichts von begrenzter bis gar keiner Polizeipräsenz hätten Bewohner der Hauptstadt begonnen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen - die Ecuadorianerin verwies darauf, dass am Montag 13 mutmaßliche Bandenmitglieder in Port-au-Prince zu Tode geprügelt und ihre Leichen verbrannt worden seien.

Haiti erlebt auch eine Hungerkrise, die nach Angaben des Welternährungsprogramms einen kritischen Punkt erreicht hat. Fast die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner braucht laut UN humanitäre Hilfe. Hinzu kommt ein Cholera-Ausbruch, bei dem nach Zahlen des Gesundheitsministeriums seit Oktober mindestens 670 Menschen gestorben sind und rund 40.000 Verdachtsfälle registriert wurden.