Diplomatie

Steinmeier: Deutschland und Kanada brauchen sich


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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier legt einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten am Nationalen Kriegsdenkmal «Confederation Square» in Ottawa nieder.

Auf seiner ersten Kanada-Reise hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Stellenwert der Beziehungen beider Länder als wichtiger denn je bezeichnet. Deutschland und Kanada seien einander zwar schon seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden.

"Aber die geopolitischen Veränderungen der jüngsten Zeit, der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Konflikt zwischen China und dem Westen, all das hat uns neu nachdenken lassen", sagte Steinmeier gestern vor seiner Ankunft in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. "Wenn wir zurückschauend sagen, wir wussten in der Vergangenheit, dass wir uns mögen, dann wissen wir jetzt, dass wir uns brauchen, dringender denn je."

Aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik höre er, dass es den Ehrgeiz gebe, die bestehenden Verbindungen auszubauen, sagte Steinmeier weiter. Er wird von seiner Frau Elke Büdenbender und einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Auch Bundesbildungs- und -forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nimmt an der viertägigen Reise teil.

Steinmeier wurde nach seiner Ankunft in Ottawa von Kanadas Generalgouverneurin Mary Simon empfangen. Heute ist ein Gespräch mit Premierminister Justin Trudeau geplant. Steinmeier und Trudeau wollen außerdem an der Universität Ottawa mit Studentinnen und Studenten über die Stärkung der liberalen Demokratie diskutieren, die in vielen Ländern unter Druck geraten ist.

Kanada ist mit fast zehn Millionen Quadratkilometern Fläche nach Russland das zweitgrößte Land der Welt und etwa 28-mal so groß wie Deutschland. Dort leben jedoch nur gut 39 Millionen Menschen - nicht einmal halb so viele wie in Deutschland. Das Land verfügt über große natürliche Ressourcen wie Öl, Gas und Mineralien. Damit ist es als Handelspartner interessant, zumal Deutschland seine Abhängigkeiten von Russland und China abbauen will.

Erleichtert wird der Handel durch das umstrittene Ceta-Abkommen, dass der Bundestag im Dezember ratifiziert hat. Es soll durch den Wegfall fast aller Zölle und durch gemeinsame Regeln die Geschäfte zwischen Unternehmen in der EU und Kanada erleichtern - wobei Kritiker finden, der Handelspakt schütze einseitig Konzerninteressen zum Nachteil von Klima, Umwelt und sozialer Fairness.

"Ceta hat den Handelsaustausch zwischen unseren beiden Ländern schon jetzt intensiviert", sagte Steinmeier während des Fluges nach Ottawa. Das Abkommen biete offensichtlich auch Anreiz für gegenseitige Investitionen. Deutschland und Kanada gehörten überdies politisch, wirtschaftlich und militärisch zu den stärksten Unterstützern der von Russland angegriffenen Ukraine.