Wirtschaftsverbände

Katar könnte teilweise russische Gaslieferungen ersetzen


Anlagen der Erdgasverdichterstation Mallnow der Gascade Gastransport GmbH.

Anlagen der Erdgasverdichterstation Mallnow der Gascade Gastransport GmbH.

Von mit Material der dpa

Katar könnte aus Sicht von Wirtschaftsverbänden eine wichtige Rolle dabei spielen, die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas zu verringern. Allerdings gebe es auch Hemmnisse.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, sagte der Deutschen Presse-Agentur, für die Versorgungssicherheit deutscher Unternehmen seien mehr Flüssiggas-Lieferungen (LNG) ganz entscheidend: "Katar hat das Potenzial, mit zusätzlichen Mengen teilweise russische Gaslieferungen zu ersetzen."

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reist von Samstag bis Montag nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Ziel ist es, vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Diversifizierung von Erdgasquellen voranzutreiben.

Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas, sagte der dpa, Katar investiere derzeit sehr stark in die Ausweitung seiner ohnehin schon großen Exportkapazitäten. Allerdings gehe aktuell ein Großteil des LNG aus Katar in den asiatisch-pazifischen Raum. "Europa wird hier also in einen Preiswettbewerb mit Asien eintreten." Katar wolle seine hohen Investitionen langfristig absichern und entsprechend lange Lieferverträge abschließen. Europa habe politisch in den vergangenen Jahren aber stark auf kurzfristige Beschaffung gepocht und langfristige Vertragsbeziehungen durch verschiedene Regulierungen behindert: "Dieser Widerspruch muss aufgelöst werden, sonst werden die geplanten Beschaffungen von LNG sehr teuer."

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft betonte, insbesondere in den USA, Katar und Australien seien Produzenten in der Lage, ihre Angebotsmenge kurzfristig auszuweiten. "Es besteht somit die Möglichkeit, zusätzliche Flüssigerdgas-Mengen zu beziehen - allerdings bei voraussichtlich hohen Preisen."

Wansleben sagte, es bestünden bisher erhebliche Hindernisse beim Transport. Trotz einer stetig wachsenden LNG-Tankerflotte gebe es deutliche Kapazitätsprobleme. "Darüber hinaus stellt sich die Frage der Anlieferung." Deutschland verfüge aktuell über kein eigenes LNG-Terminal. Die Bundesregierung will den Bau von Terminals vorantreiben. Wansleben sagte, die Genehmigungs- und Bauverfahren für die Terminals müssten erheblich beschleunigt werden, um schon 2023/2024 in Betrieb genommen werden zu können.