Politik

Das Lebenselixier: Bayerns oberster Naturschützer zur Wasserstrategie

Was, wenn nicht mehr genug Wasser da ist? Dürren könnten für Engpässe auch in Deutschland sorgen, gerade im Osten und Nordosten. Die Politik will mit einer bundesweiten Strategie vorbeugen.


Bewässerungeines Maisfeldes. Das wird künftig wegen des Klimawandels vielleicht nicht mehr immer möglich sein. Die Politik will nun vorsorgen.

Bewässerungeines Maisfeldes. Das wird künftig wegen des Klimawandels vielleicht nicht mehr immer möglich sein. Die Politik will nun vorsorgen.

Von Stella Venohr, Sebastian Fischer

Die Bundesregierung will systematisch für einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser sorgen. Um die Trinkwasserversorgung in Deutschland zu gewährleisten und das Grundwasser zu schützen, hat das Kabinett daher gestern eine Nationale Wasserstrategie beschlossen.

Vorgelegt hatte den Entwurf dazu Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Sie wolle dafür sorgen, dass "auch in Zukunft jederzeit für jeden Bürger durch diese Bürger bezahlbares, sauberes Wasser aus dem Hahn" komme, sagte die Grünen-Politikerin nach der Kabinettssitzung. "Das heißt, wir müssen uns auf die Änderungen der Klimakrise vorbereiten."

Dazu gehöre beispielsweise der Schutz vor Hochwasserereignissen, vor Starkregen, aber auch vor Hitze. So sollen Kommunen und Länder künftig gesetzlich verpflichtet werden, Gefahren- und Risikokarten für Starkregen zu erstellen und bei der Bebauungsplanung zu berücksichtigen.

Das natürliche Wasserangebot in der Bundesrepublik ist sehr ungleich verteilt: So ist dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge in den Gebirgsregionen Süddeutschlands zehn- bis zwanzigmal mehr Wasser verfügbar als im trockenen Brandenburg.

"Zwar herrscht in Deutschland im Mittel kein Wasserstress", schreibt das UBA, "jedoch gibt es regionale und saisonale Unterschiede". Der Niederschlag sei sehr ungleich verteilt: Im Osten und Nordosten Deutschlands fällt im Durchschnitt weniger als im Westen und Süden.

Wenn mehr als 20 Prozent des verfügbaren Wassers vom Menschen genutzt wird, spricht man von Wasserstress. Dann kommt es nach Expertenangaben zu Problemen für Umwelt und Wirtschaft: Moore und Feuchtgebiete können austrocknen, Wälder können unter der Trockenheit ächzen.

Konkret beinhaltet die Nationale Wasserstrategie ein Aktionsprogramm mit rund 80 Maßnahmen, um das Wassermanagement moderner zu gestalten. Dazu gehört auch, mit Verbundnetzen und Fernleitungen Wasser aus nassen Regionen Deutschlands in trockene Gegenden zu bringen. Erste Fernleitungen gibt es bereits, beispielsweise in Stuttgart oder Hessen.

Bei all dem stellt sich die Frage der Prioritäten im Fall einer Wasserknappheit. "Für mich hat ganz klar die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, sollte eine Mangellage auftreten, Priorität", sagte die Umweltministerin.

"Aber selbstverständlich gibt es auch andere Wasserbenutzer, die dann versorgt werden müssen." Beispielsweise Krankenhäuser, Schulen oder Kindergärten. Gemeinsam mit den Ländern sollen nun Leitlinien entwickelt werden, wie die Nutzungsansprüche in Fällen von Wasserknappheit aussehen würden.

Bund Naturschutz: "Mit der Natur arbeiten, nicht dagegen"

Wir begrüßen den Beschluss der Nationalen Wasserstrategie", sagt Stefan Ossyssek der AZ. Sie sei ein wichtiger Schritt, um die Versorgung sowie Arten- und Naturschutz sicherzustellen, so der Münchner Referent für Arten- und Biotopschutz des Bund Naturschutzes (BUND).Das Grundwasser hierzulande sei aufgrund von langer Trockenheit und Dürre teils knapp, es sei deshalb "höchste Zeit" für eine Nationale Wasserstrategie. Doch müsse sie auch umgesetzt werden - und zwar sektorenübergreifend. Landwirtschaft, Industrie, Länder, Kommunen und Regierung müssten zusammen arbeiten, um die geplanten Maßnahmen bis 2050 wirklich zu realisieren. Wichtig sei zudem, die Bevölkerung über Fortschritte zu informieren.Im Fokus steht für den BUND weiterhin die Renaturierung der Moore: "Wir müssen mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie." Zudem fordere man, dass Flächen nicht weiter versiegelt werden. "In Bayern haben wir täglich einen Flächenverbrauch von elf Hektar, das sind 14 Fußballfelder, die in großen Teilen versiegelt werden! Davon müssen wir wegkommen." Leonie Fuchs