Atemschutzmasken am Strand

Corona-Krise: Was wird aus dem Sommerurlaub?


Sehnsuchtsort vieler Deutscher: das malerische Fischerstädtchen Monopoli in der italienischen Region Apulien. Hier hatte im Mai 2017 Bayern-Torwart Manuel Neuer geheiratet.

Sehnsuchtsort vieler Deutscher: das malerische Fischerstädtchen Monopoli in der italienischen Region Apulien. Hier hatte im Mai 2017 Bayern-Torwart Manuel Neuer geheiratet.

Von Tabitha Nagy

Die Tourismusminister und -beauftragten der EU treffen sich in Brüssel mit einem Ziel - den Urlaub 2020 mit neuem Sicherheitskonzept noch zu retten. Bloß wie?

München - Am Strand von Apulien werden gerade die ersten Vorbereitungen für die Urlauber 2020 getroffen. Die Behörden der süditalienischen Region errichten isolierende Plexiglas-Kabinen im Sand. Betreuer der Küstenabschnitte sollen für die ankommenden Gäste Nummern ausgeben, die zum Baden im Meer berechtigen - für zehn Minuten, mehr nicht. Atemschutzmasken gehören selbstverständlich dazu. Wird das der Normalfall in dieser Saison?

Hoffnung auf Urlaub - mit Corona-Einschränkungen

Zum ersten Mal kamen am Montag die für Tourismus zuständigen Minister der 27 Mitgliedstaaten per Videokonferenz zusammen, um nach Konzepten für eine Lösung zu suchen. "Wir hoffen, dass wir mit schrittweisen Lockerungen bis zum Sommer doch wieder einige unserer Urlaubsregionen anbieten können", sagte Gari Capelli, der kroatische Tourismus-Minister, der die Sitzung als Vertreter der halbjährlich wechselnden EU-Ratspräsidentschaft leitete.

"Hoffnung" war auch das meistgenutzte Wort, das Thomas Bareiß (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, nach der Sitzung benutzte. Man hoffe auf schrittweise Lockerungen. Man hoffe auf eine enge europäische Abstimmung. Man hoffe… Dennoch würden "Einschränkungen bleiben", sagte er weiter. "Die Branche braucht einen Neustart." Alleine in der Bundesrepublik stünden 40.000 Reiseveranstalter vor dem Nichts.

Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragter der Regierung.

Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragter der Regierung.

Es fehlt ein Umsatz, der bisher bei rund 100 Milliarden Euro im Jahr lag. Vor der Krise gab es 50 Millionen Auslandsreisen der Bundesbürger. Davon, so Bareiß, "sind wir weit entfernt". Zunächst werde es wohl regionale Freiräume zum Erholen geben, dann nationale und schließlich europäische. Fernreisen dürften noch auf Monate hinaus undenkbar sein.

Abgesicherte Reisegutscheine

Der Branche wolle die Bundesregierung jetzt zunächst mit abgesicherten Reisegutscheinen helfen, damit die Veranstalter nicht "von einer Lawine an Erstattungswünschen der Kunden" ausgesaugt werden.

In Berlin bereitet man offenbar genau das vor, was die Brüsseler EU-Kommission Ende voriger Woche angeregt hatte: Gutschriften, die bis Ende 2021 gelten und selbst dann abgesichert bleiben, wenn bis dahin der Urlaub nicht genommen werden konnte - oder aber das Unternehmen Konkurs anmelden musste. Ähnliche Modelle werden auch von anderen Mitgliedstaaten vorbereitet.

Europäisches Sicherheitskonzept für Urlaubsorte benötigt

Die wichtigste Voraussetzung zur Lockerung der Einschränkungen ist nach Bareiß' Worten ein Sicherheitskonzept. "Wir brauchen Standards für die Reise mit Bus, Bahn oder Flugzeug. Es darf weder an Bahnhöfen noch an Flughäfen zu größeren Ansammlungen kommen. Das Gleiche gilt für den Besuch von Freizeitparks oder den Aufenthalt in Hotels und Gaststätten."

Der Gesundheitsstatus habe immer und absolut Vorrang, das Durchbrechen der Infektionsketten sowie die Verhinderung einer zweiten Krankheitswelle sollen garantiert werden. Die Bundesregierung wolle mit der Reise-Industrie nun entsprechende Vorgaben für alle Beteiligten ausarbeiten. "Wir brauchen eine gemeinsame europäische Strategie", sagte Bareiß. Denn die Sicherheitsauflagen müssten an allen Knotenpunkten in der EU sowie an den Urlaubsorten gleich strikt sein. Wie schnell ein solches Konzept vorliegen werde, wollte er nicht sagen.

Doch bevor allzu hochfliegende Urlaubsträume wieder möglich sind, beschäftigen sich die Mitgliedstaaten am Dienstag erst einmal mit ihrer eigenen Wirklichkeit. Bei einer Videokonferenz wollen die Innenminister beraten, wie lange die Grenzübergänge noch geschlossen beziehungsweise strikt kontrolliert bleiben. Frei nach dem Motto: Erst der Nachbar, dann weitere Ziele in Europa.

Lesen Sie hier: Sommerurlaub - Wie es gehen könnte und wie eher nicht