Manege frei?

Länder erhoffen sich ein Verbot von Zirkus-Wildtieren


Gehäuft kommt es in Zirkusbetrieben zu Verstößen gegen die Zirkusleitlinien. Das Leiden der Zirkustiere soll vermehrt zu Übergriffen von Tier auf Mensch führen.

Gehäuft kommt es in Zirkusbetrieben zu Verstößen gegen die Zirkusleitlinien. Das Leiden der Zirkustiere soll vermehrt zu Übergriffen von Tier auf Mensch führen.

Von Monika Müller

Klappt es beim dritten Mal? Wieder fordert der Bundesrat ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen. Ob die Bundesregierung nun tätig wird, ist fraglich. Tierschützer hoffen.

Große Wildtiere in Zirkussen soll es nach dem Willen der Bundesländer künftig nicht mehr geben. Vor allem Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörner, Nilpferde und Affen (nicht-menschliche Primaten) litten in Zirkussen, heißt es in dem Antrag, den der Bundesrat am Freitag in Berlin verabschiedete.

Den Entschließungsantrag hatte Hessen eingebracht; Thüringen, Saarland, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz hatten sich ihm angeschlossen. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, ein Wildtier-Verbot für Zirkusse zu erlassen.

Es komme in Zirkusbetrieben nicht nur gehäuft zu Verstößen gegen die Zirkusleitlinien, heißt es in dem Antrag. Das Leiden der Tiere führe auch vermehrt zu Zwischenfällen wie dem in Baden-Württemberg im Sommer 2015, als eine Elefantenkuh namens Baby aus einem Zirkus ausriss und einen Spaziergänger tötete. Demnach gibt es bereits in 17 EU-Ländern in Verbot oder eine starke Einschränkung von Wildtieren in Zirkussen.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge finden 65 Prozent der Menschen in Deutschland die Haltung exotischer Tiere in einem Zirkus moralisch nicht in Ordnung. Tierschützer setzen sich seit Jahren für ein Verbot ein: "Wildtiere können im Zirkus einfach nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden", teilte Denise Schmidt von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten mit. Mit bunten Tierkostümen protestierten Tierschützer am Freitagmorgen vor dem Bundesrat. Sie forderten das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, den Wunsch der Länder nicht zu ignorieren.

Ob der Antrag auf Gehör trifft, ist allerdings fraglich. Bereits 2003 und 2011 gab es ähnliche Vorstöße. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sieht seine aber Hände gebunden: Ein Verbot sei nach dem Tierschutzgesetz nur dann möglich, wenn die Tiere an wechselnden Orten nur unter erheblichen Schmerzen, Schäden oder erheblichem Leiden gehalten oder transportiert werden könnten, sagte eine Sprecherin. Bislang hätten die Länder dem Ministerium keine neuen Erkenntnisse übermittelt. Und: "Der Einführung eines solchen Verbots sind verfassungsrechtlich hohe Hürden gesetzt."

Die Grünen sowie die SPD im Bundestag setzen sich für ein derartiges Verbot ein. "In der Gesellschaft ist die Überzeugung gewachsen, dass eine artgerechte Haltung von Wildtieren im Zirkus nicht möglich ist", sagte die Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Christina Jantz-Herrmann. Auch die Sprecherin für Tierschutzpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, Nicole Maisch, sagte, wilde Tiere hätten im Zirkus nichts zu suchen. Allerdings seien CDU und CSU ein "Bremsklotz".

Ein generelles Verbot lehne die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ab, sagte der Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp. Dies ließe unberücksichtigt, dass bestimmte Tiere bei artgerechter Haltung auch in Zirkussen ein Leben ohne Schmerzen, Leiden und Schäden - wie es im Tierschutzgesetz definiert wird - führen könnten.