Mehrere Tote

Heftiger Wintersturm hält USA an Weihnachten in Atem


Eingeschneite Fahrzeuge stehen auf der US 131 nördlich der 84th Street.

Eingeschneite Fahrzeuge stehen auf der US 131 nördlich der 84th Street.

Von Von Magdalena Tröndle und Benno Schwinghammer, dpa

Weihnachtsmärchen oder Feiertagsalptraum? Ein heftiger Wintersturm sorgt in den USA für Tiefsttemperaturen und viel Schnee - und durchkreuzt auch Reisepläne. Für manche sind die extremen Verhältnisse tödlich.

Weite Teile der USA erleben das kälteste Weihnachten seit Jahrzehnten. Ein Wintersturm brachte nicht nur heftige Schneefälle und Eiswinde - sondern auch Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius. In der Ostküstenmetropole New York zeigte das Thermometer am Samstagmorgen minus 14 Grad, in Chicago waren es minus 17. Die Zahl der Toten stieg in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) auf 17, wie der Sender NBC unter Berufung auf örtliche Behörden berichtete.

Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle. Auch andere Sender berichteten von einer zweistelligen Zahl an Todesopfern im Zusammenhang mit wetterbedingten Verkehrsunfällen. Besonders stark betroffen ist nach Angaben des US-Wetterdienstes derzeit die Region um die fünf Großen Seen ("Great Lakes") im Nordosten des Landes an der Grenze zu Kanada.

New York mit seinen etwa acht Millionen Einwohnern hatte am Freitag einen seltenen Temperatursturz erlebt: Innerhalb nur weniger Stunden fiel das Thermometer von plus 11 auf minus 12 Grad. Am Morgen hatten sich die New Yorker noch mit leichter Jacke und ohne Handschuhe zu den letzten Weihnachtseinkäufen begeben. Am Nachmittag und Abend dagegen blieben Restaurants und Bars für den Abend vor den Feiertagen ungewöhnlich leer, während sich viele Menschen lieber Zuhause einkuschelten.

Rettungsdienste zeitweise überlastet

In Erie County, südlich der Großen Seen im Bundesstaat New York, waren die Rettungsdienste zeitweise überlastet. Marc Poloncarz, der Verantwortliche aus dem Bezirk, rief auf Twitter dazu auf, nur in den "kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen" den Notruf zu wählen, um die Leitungen freizuhalten. Er forderte die Einwohner dazu auf, trotz Strom- und Heizungsausfällen in ihren Häusern zu bleiben. Der Transport in Notunterkünfte sei derzeit nahezu unmöglich.

Der US-Wetterdienst rief Reisende am Weihnachtswochenende zu äußerster Vorsicht auf und warnte vor sogenannten Whiteout-Bedingungen, also stark eingeschränkter Sicht und Orientierung durch den Schnee. Reisen unter diesen Bedingungen seien "extrem gefährlich und zeitweise unmöglich", hieß es. Zudem wurde vor den niedrigen Temperaturen gewarnt. Im Bundesstaat Montana seien am frühen Samstagmorgen minus 40 Grad Celsius gemessen worden. Bereits wenige Minuten in der Kälte könnten zu Erfrierungen führen, hieß es.

Sportreporter als Wetterreporter

Zu landesweitem Ruhm gelangte ein Sportreporter des Lokalsenders KWWL, der bereits am Donnerstag kurzerhand als Wetterreporter für die Berichterstattung aus der klirrenden Kälte Iowas im Mittleren Westen abgestellt wurde. Mit jeder Live-Schalte wurde Mark Woodley mürrischer. Auf die Frage des Moderators, wie er sich draußen fühle, antwortete Woodley: "Genauso wie vor acht Minuten, als Du mich das schonmal gefragt hast".

Woodley nutzte seine Schalten den ganzen Morgen über, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen: "Welchen besseren Anlass gibt es, den Sportreporter zu bitten, fünf Stunden früher zu kommen, als er normalerweise aufwachen würde, sich in den Wind, den Schnee und die Kälte zu stellen und anderen Leuten zu sagen, dass sie nicht dasselbe tun sollen?" Er habe bis zu diesem Tag nicht einmal gewusst, dass es auch ein 3:30 Uhr am Morgen gebe.

Vor dem Weihnachtswochenende hatten wegen des Sturmtiefs "Elliott" bereits mehr als 200 Millionen Menschen Unwetterwarnungen erhalten. Betroffen waren zunächst vor allem der Norden und der mittlere Westen der USA. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. In der Nacht zu Heiligabend verlagerte sich der Sturm mehr in den östlichen Teil des Landes. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus. "Mutter Natur verlangt uns dieses Wochenende alles ab, was sie zu bieten hat", sagte die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul.

Strom- und Flugausfälle

Am Samstagmorgen (Ortszeit) waren noch immer mehr als 700.000 Haushalte ohne Strom, wie die Webseite PowerOutage zeigte. Die arktische Kältefront brachte auch die Weihnachtspläne vieler Reisenden durcheinander: Fast 6000 Flüge waren nach Angaben der Flugdaten-Webseite FlightAware am Freitag gestrichen worden, am Samstagmorgen waren es bereits mehr als 1500. Vor allem Passagiere im Norden, rund um die großen Seen, mussten Reisen absagen. Die Flughäfen in Chicago und Detroit gehören zu den wichtigsten Drehkreuzen des Landes.

US-Medien warnten unter Berufung auf Wetterexperten vor der möglichen Entstehung eines besonderen und schweren Sturms, eines sogenannten "Bombenzyklons" - ein Wetterphänomen, bei dem der Luftdruck innerhalb kurzer Zeit extrem abfällt und die Wucht des Sturms verstärkt. In den Bundesstaaten Montana, South Dakota und Wyoming waren bereits am Vorweihnachtstag Temperaturen um minus 45 Grad Celsius gemessen worden. In Denver im US-Bundesstaat Colorado fielen die Temperaturen laut Meteorologen beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad.

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Sicht: extrem eingeschränkt, Temperaturen: im Keller. Ein Fußgänger und wenige Autos sind in Buffalo im US-Bundesstaat New York unterwegs.

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Sturm und Kälte: Die USA erwarten eine extreme Wetterlage zu den Feiertagen.

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Ein Flugzeug wird am Milwaukee Mitchell International Airport enteist. Über 3000 Flüge sind bis Freitagvormittag gestrichen worden.

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Eine obdachlose Frau wärmt sich an einem Feuer in einer Hilfseinrichtung in Austin, Texas.

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Ein Schneepflug räumt in Columbus im US-Bundesstaat Ohio Schnee zusammen.

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Hohe Wellen haben in Westport (Massachusetts) an der Atlantikküste Steine auf eine Straße gewirbelt.

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Feuerwehrleute bergen in Kansas City ein Auto, das in einen Fluss gestürzt ist.

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Auch im Süden ist es kalt: Ein Migrant aus Venezuela trinkt in einem behelfsmäßigen Lager an der Grenze zwischen Mexiko und den USA einen heißen Kaffee.

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Die USA stecken in einem "historischen" Wintersturm kurz vor den Weihnachtsfeiertagen.