Anschläge

Auswärtiges Amt bestätigt: Auch Deutsche unter den Opfern


Soldaten und Polizisten kontrollieren am 23.03.2016 in Brüssel (Belgien) im Zentralbahnhof die Passanten. Bei einer neuen Terrorserie sind am Dienstag in Brüssel mehr als 30 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verletzten liegt bei mehr als 180.

Soldaten und Polizisten kontrollieren am 23.03.2016 in Brüssel (Belgien) im Zentralbahnhof die Passanten. Bei einer neuen Terrorserie sind am Dienstag in Brüssel mehr als 30 Menschen getötet worden. Die Zahl der Verletzten liegt bei mehr als 180.

Von Monika Müller

Der Tag danach: Als Urheber der Terrorserie von Brüssel wird ein Bruderpaar identifiziert. Aus Sorge vor neuen Anschlägen gilt die höchste Warnstufe. Die Fahndung nach weiteren Tätern läuft. Europa trauert.

Die Terrorserie von Brüssel geht auf das Konto eines islamistischen Bruderpaars, das auch Verbindungen zu den Attentätern von Paris hatte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sprengte sich einer der Brüder auf dem Flughafen in die Luft. Kurze Zeit später zündete der andere dann eine Bombe in der U-Bahn.

Die Suche nach weiteren Tätern dauerte am Mittwoch an. Aus Sorge vor weiteren Anschlägen galt in Belgien weiter die höchste Terror-Warnstufe. Auch in vielen anderen europäischen Ländern waren die Sicherheitsbehörden alarmiert.

Insgesamt starben bei der Terrorserie in der Europa-Stadt am Dienstag nach neuen Angaben mindestens 31 Menschen. Mehr als 270 wurden verletzt. Befürchtet wird, dass sich die Zahl der Todesopfer in den nächsten Tagen noch erhöht.

Unter den Verletzten sind auch mehrere Deutsche, darunter ein schwer verletzter Mann. Das Auswärtige Amt schloss auch nicht mehr aus, dass Bundesbürger getötet wurden. Bislang war nur bekannt, dass eine deutsche Frau eine Rauchvergiftung erlitten hatte.

Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw bestätigte auf einer Pressekonferenz in Brüssel, dass es sich bei den Selbstmord-Attentätern um das Bruderpaar Ibrahim und Khalid El Bakraoui handelt. Beide waren belgische Staatsbürger. Die Brüder waren wegen verschiedener Taten der Polizei bekannt, standen aber nicht unter Terrorverdacht.

Nach Angaben der Behörden wird nach einer ganzen "Reihe von Personen" noch gesucht. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte Leeuw aber keine weitere Auskunft geben.

Nach belgischen Medienberichten richtet sich der Verdacht insbesondere gegen den mutmaßlichen Dschihadisten Najim Laachraoui, einen der mutmaßlichen Drahtzieher der Attentate von Paris, wo im November 130 Menschen getötet wurden. Berichte, wonach der 24-Jährige in Brüssel festgenommen wurde, stellten sich als falsch heraus.

Der Staatsanwaltschaft zufolge sprengte sich Ibrahim El Bakraoui am Dienstag um 07.58 Uhr am Flughafen in die Luft. Auf dem Foto einer Flughafen-Überwachungskamera, das drei Verdächtige zeigt, wurde er als Mann in der Mitte identifiziert. Die beiden anderen Männer werden noch gesucht. Vermutet wird, dass einer ebenfalls getötet wurde, der zweite aber entkam.

Nach dem Hinweis eines Taxifahrers wurde im Brüsseler Schaerbeek ein Laptop mit Bakraouis Testament gefunden. In einer nahelegenen Wohnung wurden weitere 15 Kilogramm Sprengstoff und anderes Material zum Bau von Bomben entdeckt. Dort fand sich auch eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die sich zu den Anschlägen bekannt hat.

Etwa eine Stunde nach dem Anschlag auf dem Flughafen zündete Khalid El Bakraoui dann die Bombe in der U-Bahn-Station Maelbeek, mitten im Europaviertel der belgischen Hauptstadt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde er anhand der Fingerabdrücke identifiziert.

Der jüngere der beiden Brüder soll unter falschem Namen eine Wohnung angemietet haben, die zur Vorbereitung der Anschläge von Paris genutzt wurde. Gleiches gilt für eine Wohnung im Brüsseler Stadtteil Forest, wo es bereits vor einer Woche bei einer Hausdurchsuchung zu einer Schießerei mit der Polizei kam. Ein mutmaßlicher Terrorist kam dabei ums Leben, zwei Verdächtige flüchteten.

In Belgien gilt noch bis Karfreitag eine dreitägige Staatstrauer. Am Mittag gab es eine landesweite Schweigeminute. Aus Solidarität wurden die Wahrzeichen vieler anderer Metropolen in den Nationalfarben Belgiens angeleuchtet. Dazu gehörten auch das Brandenburger Tor in Berlin und der Eiffelturm in Paris.

In ganz Europa herrscht seit den Anschlägen Terrorangst. Vielerorts wurden Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Die US-Regierung warnte ihre Bürger angesichts der jüngsten Anschläge vor Gefahren bei Reisen nach Europa. Mögliche Ziele von Attentätern seien etwa Touristenattraktionen oder Sportveranstaltungen.

Auf die Spur nach Schaerbeek führte die Ermittler einem Medienbericht zufolge ein Taxifahrer. Der Mann habe dort drei Männer von einer Wohnung abgeholt und zum Flughafen gefahren, berichtete der Sender VRT. Dabei sei ihm aufgefallen, dass die Fahrgäste sich nicht mit dem Gepäck helfen lassen wollten. Angeblich beschwerten sie sich auch, dass sie eigentlich ein größeres Taxi bestellt hatten.

Örtlichen Behörden zufolge zeigen Bilder der Videoüberwachung auch, wie einer der Verdächtigen einen Gepäckwagen in der Ankunftshalle plötzlich stehen lässt und wegläuft. Das Trio hatte sich demnach kurz nach seiner Ankunft am Flughafen getrennt und in der Abflughalle verteilt. Am Mittwoch wurde der Flughafen von schwerbewaffnetem Militär gesichert. Der Flugverkehr soll frühestens am Freitag wieder aufgenommen werden können. Etwa 1.500 gestrandete Passagiere mussten die Nacht in Turnhallen verbringen.

Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zunächst zurückhaltend über eine Verbindung zu den Terroranschlägen von Paris. Erst am Freitag war in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek Salah Abdeslam festgenommen worden, einer der mutmaßliche Drahtzieher.

Info: Hier finden Sie unseren gestrigen Ticker zum Nachlesen: Zusammenfassung der Ereignisse in Brüssel.