Insel der Vielfalt

Außerhalb der Saison warten auf Mallorca kulturelle Schätze und unberührte Naturschönheiten


sized

Die Bucht von Santanyí ist eine von vielen Badestellen.

Von Christoph Aschenbrenner

Wenn in Deutschland noch kalte Temperaturen herrschen, hat Mallorca den Frühling längst eingeläutet. Für viele Urlauber der perfekte Zeitpunkt, um die Baleareninsel von ihrer ruhigen Seite kennenzulernen. Wer ein angenehm mildes Klima erleben möchte, ist jetzt auf Mallorca genau richtig. Ohne zu schwitzen lassen sich viele kulturelle Sehenswürdigkeiten erkunden. Ein zentral gelegener Ausgangspunkt für Entdeckungen in der Hauptstadt Palma ist das Hotel Cort. Es befindet sich am Plaça de Cort direkt gegenüber des Rathauses.

Rund um das geschäftige Treiben verfolgt ein stiller Beobachter das Geschehen. „S’Olivera“ heißt der geschätzt 600 Jahre alte Olivenbaum, dessen verwachsener Stamm ein beliebtes Fotomotiv ist. Nicht weniger beeindruckend sind die Holzfiguren am Dachfirst des Rathauses. Sagengestalten wie Atlanten und Karyatiden ragen bis weit über den Bürgersteig und haben die Mallorquiner stets im Blick.

Auf dem Plaça Major pulsiert das Leben

Die malerischen Gassen von Palma scheinen schier endlos und nehmen immer neue Abzweigungen. Typisch sind die vielen Souvenirshops und Minimarkets, dazwischen Eisdielen, Cafés, Schmuck- und Modeläden. Auch ein Perlen-Museum lädt zum Entdecken ein. Beim Einkaufsbummel schlendern Gäste entspannt durch die Flaniermeile Passeo del Borne. Prächtige Alleebäume säumen den Weg und geben der Stadt ihr grünes Dach.

sized

Gotisches Meisterwerk: An den Farbspielen im Inneren der Kathedrale La Seu wirkte auch Architekt Antoni Gaudí mit.

sized

Das Hotel Cort befindet sich gegenüber des Rathauses von Palma und ist zentraler Ausgangspunkt für viele Unternehmungen.

sized

Mystisch: Licht und Schatten erzeugen eine besondere Stimmung auf den Inseln Las Malgrats nahe Santa Ponça im Südwesten Mallorcas.

sized

An den Steilküsten der Halbinsel Formentor wird die Kraft des Meeres sichtbar. Die Landzunge am Cap Formentor bildet den nördlichsten Punkt Mallorcas und zeigt die facettenreiche Landschaft der größten Baleareninsel.

Feinschmeckern ist der Mercat de l’Olivar ein Begriff. Die größte Markthalle Palmas inspiriert mit frischer Auswahl an Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch – kostenlose Kostproben inklusive. Natürlich gehören auch landestypische Tapas zum kulinarischen Ausflug dazu, die in zahlreichen Bars serviert werden.

„Alle Wege führen zum Plaça Major“, pflegen die Einheimischen zu sagen. Knallgelbe Hausfassaden samt Torbögen umgeben den Platz im Zentrum der Altstadt. Hier pulsiert das Leben: Wochenmärkte treffen auf Musiker und andere Straßenkünstler. Apropos Kunst, die begeistert im Museum Es Baluard. Internationale zeitgenössische und moderne Werke von Picasso oder Magritte sind zu besichtigen, ebenso wie mediterrane Landschaftsbilder der Balearen.

Die Kathedrale La Seu gilt als das „Auge der Gotik“

Bereits von Weitem ist das wohl bekannteste Wahrzeichen Palmas zu sehen - die Kathedrale La Seu. Das monumentale Meisterwerk beeindruckt noch mehr, wenn man direkt vor den riesigen Spitzbögen des gotischen Prachtbaus steht. Das Hauptschiff der Kathedrale hat eine Höhe von 44 Metern und ist damit eines der höchsten in ganz Europa. Im Inneren hat niemand geringerer als Jugendstil-Architekt Antoni Gaudí seine Spuren hinterlassen. Er leitete umfangreiche Restaurierungsarbeiten und verewigte sich im nahezu schwebenden Baldachin des Hochaltars. Gaudí ist es zu verdanken, dass ein einzigartiges Lichtspiel die Räume flutet. Er ließ zugemauerte Fenster wieder öffnen und entfesselte so im Zusammenspiel mit der elf Meter hohen Fensterrose ein farbgewaltiges Schauspiel. Tausende bunte Glasstücke in Form von Blumenornamenten projizieren bei Sonneneinfall verschiedene Muster auf die Säulen. Tipp: Tickets vorher online buchen, um lange Wartezeiten zu vermeiden.

Direkt gegenüber der Kathedrale erstrecken sich die prächtigen Gemäuer der Almudaina. Der Bau dieses festungsartigen Königspalastes mit seinen Wehrtürmen geht auf das 14. Jahrhundert zurück und zeigt eine architektonische Mischung aus muslimischen und gotischen Einflüssen. Der Waffenhof des Palastes hat sich seinen mittelalterlichen Charme bis heute erhalten. Die königlichen Gärten (S’Hort del Rei) wirken mit ihren Kletterpflanzen und Teichanlagen wie ein verwunschener Ort mitten in der Stadt.

Blick auf Palma vom Castell de Bellver

Wer hoch hinaus will, sollte sich unbedingt zum Castell de Bellver aufmachen. Gut Konditionierte schaffen die Strecke von Palmas Altstadt aus in etwa einer Stunde. Vorbei geht es am ehemaligen Seehandelsgericht und alten Windmühlen nahe des Hafens entlang. Es wird steiler und das Gelände führt auf steinigen Wegen durch dichte Pinienhaine. Doch der Aufstieg lohnt: Oben angekommen wartet ein beeindruckendes 360 Grad-Panorama. Rund um den zentralen Innenhof der Burg erheben sich drei zylindrische Türme. Der Blick reicht über die gesamte Bucht von Palma mit einlaufenden Segel- und Kreuzfahrtschiffen bis ins hügelige Hinterland – Kontrast pur.

Auch abseits der Hauptstadt hat Mallorca landschaftlich einiges zu bieten. Mit einem Leihauto ist man schnell am nächsten Aussichtspunkt angelangt. Vom Mirador de les Malgrats etwa haben Besucher eine herrliche Sicht auf die Bucht von Santa Ponça im Südwesten. In der Weite des klaren Wassers ragen die zwei beschaulichen Malgrats-Inseln empor. Ein unberührtes Kleinod, das aufgrund seiner Vielfalt an Lebensräumen unter besonderem Schutz steht.

Leuchtturm am nördlichsten Punkt der Insel


Prägend für das Landschaftsbild Mallorcas ist das Tramuntana-Gebirge. Es erstreckt sich an der Nordwestküste und zeugt von wilder, zerklüfteter Schönheit. Die höchste Erhebung misst 1.445 Meter am Puig Major. Verstreute Bergdörfer machen den Charme dieses UNSECO-Welterbes so besonders, ein Naturparadies für jeden Wanderer.

Auf dem Weg zum nördlichsten Punkt der Insel begeistert die Aussichtsplattform am Mirador Es Colomer. Aus luftiger Höhe kann kann man beobachten, wie die Brandung gegen steiles Felsgestein donnert. Die ganze Zeit über schlängeln sich Serpentinen durch karges Gelände, so auch auf den letzten Kilometern zum Cap Formentor. An der Spitze der Halbinsel angekommen, tun sich einmal mehr atemberaubende Steilküsten auf. Der 1863 erbaute Leuchtturm markiert das Ende Mallorcas im Norden und man hat das Gefühl, das gesamte Mittelmeer vor sich zu haben. Da spätestens zur Hauptsaison Zufahrtsbeschränkungen für Autos gelten, ist die Anreise mit dem Shuttlebus eine gute Wahl.

Eine Bucht ist schöner als die andere

Je später das Frühjahr, desto verlockender ist ein Sprung ins kühle Nass. Wer dieser Versuchung nicht widerstehen kann, findet Badestellen in den vielen Calas (Buchten) auf der ganzen Insel. Reizvoll ist zum Beispiel die Cala Santanyí an der Südostküste Mallorcas. Spitz zulaufende Felsen geleiten den Schwimmer vom Sandstrand direkt hinein ins Badevergnügen.