Kultur

Wie kommt Kunst in den Alltag?

Am Freitag geht die Kunstmesse Artmucin eine neue Saison


Ein Blick in die Kunstmesse.

Ein Blick in die Kunstmesse.

Von Christa Sigg

Kommt nach der Krise nun die Kür? Beim Blick in die lichtdurchfluteten Räume des MTC im Münchner Norden könnte man das leicht denken. Die neue Location soll freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die kommende Artmuc das Ergebnis intensiver Arbeit und Kontaktpflege ist. 180 Ausstellerinnen und Aussteller sowie Galerien wollen gut präsentiert sein. Außerdem haben sich Raiko Schwalbe und sein Team zum 10-Jährigen der Kunstmesse außergewöhnliche neue Formate einfallen lassen. Ein Gespräch zum Start am Freitag.

AZ: Herr Schwalbe, hat Ihnen die neue Location im Münchner Norden die Mode schmackhaft gemacht?

RAIKO SCHWALBE: Mode war für mich immer schon Kunst, also wollte ich sie auch in die Artmuc integrieren. Mag sein, dass das MTC, das ja "World of Fashion" im Namen trägt, nochmal einen Extra-Kick gegeben hat. Jedenfalls starte ich mit Ulrike Hartmann, die eine Design-Agentur führt, das neue Format "Functional Art & Design". Dort zeigen wir konkrete Anwendungen von Kunst im täglichen Leben. Dazu gehören etwa das Produkt-Design, die Architektur und Innenarchitektur, Textilkunst, das Game-Design und natürlich auch die Mode.

Fantastisches aus der Meisterschule für Mode - aus der Klasse von Roland Müller-Neumeister.

Fantastisches aus der Meisterschule für Mode - aus der Klasse von Roland Müller-Neumeister.

Die Deutsche Meisterschule für Mode ist am Wochenende auch dabei?

Ja, unter dem Titel "Illuminate" präsentiert sie eine aufregende Fashion-Schau. Die Entwürfe sagen mir, dass Roland Müller-Neumeister, der Künstlerische Leiter der Kollektion, mit den Studierenden definitiv für Furore sorgen wird.

Hat sich das MTC als gute Alternative zur Praterinsel erwiesen?

Es bietet perfekte Räumlichkeiten, eine solide Infrastruktur und - für uns ganz wichtig - eine tolle Rundum-Betreuung. Bei Künstlerinnen und Künstlern und genauso beim Publikum kam der MTC-Auftakt im letzten Herbst sehr gut an. Es gibt überall Tageslicht, viel Platz für die Kunst, man tritt sich nicht auf die Füße. Das ist schon wichtig, wenn man sich mit den Werken befassen möchte.

Täuscht der Eindruck, oder sind es mehr Künstler geworden?

Ja, und auch das hat mit dem Zuwachs an Fläche zu tun. Wir können knapp 6000 Quadratmeter bespielen und dadurch mehr Künstlerinnen und Künstlern zusagen. Die Jury garantiert dafür, dass der Qualitätsanspruch gewahrt bleibt. Jetzt am Wochenende haben wir 190 künstlerische Positionen, Galerie-Auftritte und Projekte.

Gibt es zum 10-Jährigen der Artmuc etwas Besonderes zu feiern?

Wir freuen uns auf die bisher größte Ausgabe seit Bestehen! Und als Dankeschön für unsere Besucher gibt es jeden Tag in der ersten Stunde nach Messestart freien Eintritt.

Wer länger bleiben will, zahlt aber nur einmal Eintritt für drei Tage?

Das klassische Tagesticket schränkt ein. Wenn jemand auf der Artmuc Gefallen an den Werken findet und einfach noch einmal kommen möchte, ist es für uns nur logisch, dass er nicht noch einmal Eintritt zahlen muss.

Sie nehmen die Messe "Skulptura" vom Bodensee auf. Wie darf man sich das vorstellen?

Uns fiel in den letzten Jahren auf, dass das Interesse an Skulptur angestiegen ist. Wir sind froh, dass wir Vera Noé gewinnen konnten, die mit der "Skulptura" in Wasserburg am Bodensee eine der größten Skulpturenausstellungen in Deutschland mitkuratiert. In München starten wir mit sechs internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Arbeiten direkt am Eingang zeigen. Das ist nicht zu übersehen.

Sie bedienen mit genauso großer Selbstverständlichkeit die digitale Seite. Wie kommen diese Formate an?

Für mich als Informatiker sind sie ein absolutes Muss - und das sehen inzwischen auch viele Besucher so. Als Highlight auf der Artmuc wird es deshalb einen großen Bereich mit digitaler Kunst geben. Das dürfte einige überraschen. Im Positiven. Abgesehen davon gehöre ich zur Crew, die das Lovecraft im alten Kaufhof am Stachus betreibt. Im September wird die Artmuc dort Deutschlands erstes Digital-Art-Center eröffnen.

Artmuc im MTC: Freitag, 19.30 bis 22, Samstag 10 bis 20, Sonntag 10 bis 18 Uhr, Ingolstädter Straße 45, Eintritt für alle drei Tage 15 Euro, unter 16 Jahren frei, U-Bahn Frankfurter Ring, Busse 140, 141, 177 Ausstieg Ingolstädter Straße, www.artmuc.info