AZ-Filmkritik

Waffengeschäfte und BND in "Das Ende der Wahrheit"


Antje Traue als Aurice Köhler und Ronald Zehrfeld als Martin Behrens.

Antje Traue als Aurice Köhler und Ronald Zehrfeld als Martin Behrens.

Von Niklas Braun

"Das Ende der Wahrheit" dreht sich um einen von Ronald Zehrfeld gespielten BND-Agenten, der versucht dubiose Waffengeschäfte einer obskuren Firma aufzudecken.

Wenn man weiß, dass man Dreck am Stecken hat, braucht man nicht noch jemanden, der das überall herumposaunt. Der Bundesnachrichtendienst ist also nicht gerade erfreut über seinen aufrechten Agenten Martin Behrens, der - wie sein US-Pendant Jack Ryan - durch die Behördenflure und Besprechungszimmer fegt und Unruhe stiftet.

Auf Grundlage von Informationen, die Behrens trickreich gesammelt hat, fliegen die USA einen Drohenangriff gegen einen Milizenführer in der fiktiven zentralasiatischen Autonomieregion Zahiristan. Als Vergeltung verüben Terroristen einen Anschlag auf ein Münchner Café, bei dem Behrens' Freundin, die Journalistin Aurice Köhler (Antje Traue) stirbt.

Die hat gerade an einer Geschichte über Waffenhandel gearbeitet und auf der Münchner Siko unliebsame Fragen gestellt. Natürlich darf die Liebelei zwischen dem Geheimdienstmann und der Journalistin eigentlich nicht öffentlich werden. Was aber ebenso natürlich doch passiert, weshalb Behrens' direkte Vorgesetzte, Aline Schilling (Claudia Michelsen), ihren Schützling sogleich zurechtweist.

Ein Thriller: Agenten, Waffengeschäfte und der BND

Behrens Versuche, Licht in das Dunkel dubioser Waffengeschäfte und die Umtriebe einer obskuren Firma zu bringen, zeigen vor allem eins: Auch die Geheimdienste scheinen ihre Finger im schmutzigen Spiel zu haben.

Philipp Leinemann behandelt in seinem gelungenen, bildmächtigen wie toll besetzten Polit-Thriller "Das Ende der Wahrheit" viele Themen: Waffengeschäfte und Lobbyismus, inszenierte Anschläge, die Rolle des Geheimdienstes.

Das beginnt bei Ronald Zehrfeld als körperlich wuchtiger und menschlich einfühlsamer BND-Mitarbeiter, der einerseits kämpfen kann, andererseits ein sensibler Vater für seine Tochter ist, die bei seiner Frau wohnt. Großartig ekelhaft, dann aber doch zum Wandel fähig ist Alexander Fehling als BND-Krisenmanager Patrick Lemke, dem man Behrens kurzerhand unterstellt. Fehling hat dafür die Lola als bester Nebendarsteller erhalten. Toll, allerdings nur ekelhaft und kaltschnäuzig: Axel Prahl als Behrens-Vorgesetzter, Stabschef Joachim Rauhweiler.

Harte Action á la Hollywood

Neben all den Szenen in den Büros wirken die bisweilen recht harten Action-Momente umso dramatischer, vor allem der Angriff auf einen UN-Konvoi in der Wüste und der Anschlag auf das Café. Das hat man zwar in Hollywood-Produktionen auch schön größer gesehen, aber die Maskenbildner haben hier ganze Ekel-Arbeit geleistet. Immerhin wird das Grauen optisch belohnt: So ist etwa der Schock nach dem Münchner Anschlag in einer grandiosen nächtlichen Luftaufnahme konserviert. Wie gelähmt liegt die Stadt da, und nur die Warnlichter der herbeirasenden Rettungsfahrzeuge flackern wie ein blauer Puls.

Unterm Strich: ein komplexer Thriller. Ein spannendes und rares Thema. Eine tolle Besetzung. Sehenswert.

Kinos: Sendlinger Tor, Monopol
R.: Philipp Leinemann (D, 105 Minuten), ab 16

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