Prinzregententheater

Verdis "Attila" mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Ivan Repusic


Ivan Repusic und das Münchner Rundfunkorchester.

Ivan Repusic und das Münchner Rundfunkorchester.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Ivan Repusic dirigiert Verdis "Attila" konzertant mit dem Rundfunkorchester im Prinzregententheater

Es gilt als wünschenswert, dass die Hauptdarsteller einer Opernaufführung ein homogenes Ensemble ergeben. In diesem konzertanten "Attila", den Ivan Repusic im Prinzregententheater dirigiert, ist dies zwar nicht der Fall, aber auch nicht von Nachteil. Denn gerade dadurch, dass die Stimmen kaum zusammenpassen, wird hier auch ohne kostümierte Handlung die Figurenkonstellation dieser frühen Oper von Giuseppe Verdi deutlich.

Mit düster zusammengezogenen Augenbrauen und einem echt italienischen Bass, schwer und glänzend wie Schwarzmetall, gibt Ildebrando D'Arcangelo den Hunnenkönig: weniger eine sprichwörtliche "Geißel der Menschheit" als ein tragischer Held, der Selbstzweifel und Menschlichkeit zeigt - und am Ende prompt von allen verraten wird.

Das hätte er, zumindest in dieser Vorstellung, ahnen können, denn die ukrainische Sopranistin Liudmyla Monastyrska legt die Odabella geradezu plakativ als Kriegerin an. Sie führt ihre Melodien wie Schwerter und stößt die Phrasen innerhalb ihres imponierenden Stimmumfangs mit nie nachlassender Attacke heraus; ein wenig sollte sie aufpassen, dass sie ihr wuchtiges Organ nicht auf Dauer überfordert.

Angebote aus dem Orchester

Zu dieser Naturgewalt verhält sich der eher neutrale Tenor von Stefano La Colla als Foresto wie ein Fremdkörper. Er ist zwar Sizilianer, klingt aber nicht so. Seine Diktion ist von leicht pedantischer Gleichmäßigkeit, seine Höhe eher schneidend. Um so kultivierter erscheint der rumänische Bariton George Petean als Ezio, der mit der Mordlust seiner Verbündeten nicht so recht mithalten kann, sich aber dafür in den Duetten mit Attila gut von der anderen tiefen Stimme abhebt. Eine wiederum ganz eigene Farbe steuert der Chor des Bayerischen Rundfunks bei (Einstudierung: Stellario Fagone), der hier nicht als opernhaftes Kollektiv, sondern oratorisch luxuriös auftritt.

Diese heterogenen Rollenporträts mit ihren auseinanderstrebenden Interessen hätte der Dirigent Ivan Repusic zusammenhalten müssen. Dafür leitet er das Münchner Rundfunkorchester aber zu passiv. Statt die Handlung orchestral voranzutreiben, Finalpassagen energisch zusammenzufassen, auch einmal einen Schlussakkord effektvoll herauszuschleudern, reagiert er eher auf die Angebote des Orchesters.

Nicht nur einmal klaffen Holzbläser und Streicher in gemeinsamen Passagen auseinander, das Blech artikuliert zu wenig knackig. Wie man eine solche Oper, die zwischen der älteren Belcanto-Tradition und Verdis reifem Musikdrama steht, auf packende Weise verdichtet, hatte einst etwa Marcello Viotti vorgemacht.

Das Konzert steht 30 Tage lang auf rundfunkorchester.de/konzerte-digital online. Es soll auch auf BR-Klassik als CD herauskommen