Kultur

Sonniger Mozart im Nationaltheater

Das Bayerische Staatsorchester feiert sich in der Musikalischen Akademie selbst


Die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller begann ihre Karriere im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper.

Die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller begann ihre Karriere im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper.

Von Robert Braunmüller

Die Sängerin hätt's ned braucht", meinten zwei Damen beim Verlassen des Nationaltheaters um halb elf. Da sei aber doch Widerspruch angemeldet, denn Mozarts Konzertarien sind angesichts ihrer Qualität vergleichsweise selten zu hören. Die Arie "Bella mia fiamma" KV 528 würde auch einer Donna Anna oder Donna Elvira gut anstehen. Mit diesem leichten Hang zur Tragik interpretierte Hanna-Elisabeth Müller dieses Stück auch. Und zwar höchst erstaunlich, wenn man die Sopranistin länger nicht gehört hat, denn sie hat erstaunliche dramatische Qualitäten und einen hohen musikalischen Ernst entwickelt.

Der Rest der fünften Musikalischen Akademie des Bayerischen Staatsorchesters blieb konventioneller. Die Musiker des Orchesters der Staatsoper stellten sich dabei als Solisten selbst in den Mittelpunkt. Gaël Gandino und Paolo Taballione eröffneten den Abend mit Mozarts Konzert für Flöte und Harfe. Die Flöte dominierte wie üblich, in den Ecksätzen schien es, als sei das Erste Horn ein drittes Solo-Instrument.

Die Befürchtung, dieses eher kammermusikalische Stück würde im Nationaltheater, dem größten Konzertsaal der Stadt, ein wenig untergehen, zerstreuten die Musiker von Anfang an. Im Unterschied zu vielen Mozart-Aufführungen spielte das Staatsorchester nicht mit nivellierter Lautstärke. Piano und Forte wurden auch in der nachfolgenden Sinfonia concertante Es-Dur KV 297b kräftig akzentuiert. Giorgi Gvantseladze (Oboe), Andreas Schablas (Klarinette), Moritz Winker (Fagott) und Johannes Dengler (Horn) zeigten sowohl solistische Brillianz wie auch optimales kammermusikalisches Zusammenspiel. Dass es sich um allzu sonnige Serenadenmusik handelt, lässt sich nicht ändern.

Auch Mozarts "Prager" Symphonie KV 504 reihte sich da allzu kontrastlos ein. Robert Jindra, der Musikdirektor des Tschechischen Nationaltheaters, setzte ohne historisierende Ambitionen allein auf Kraft und Druck. Im Andante ging leider uhrzeitbedingt die anfangs beachtliche dynamische Subtilität flöten. Und Tempo ist bei einem Presto auch nicht alles: Das Finale wirkte vor allem schnell, aber nicht spritzig oder gar von einem Bewußtsein an Dringlichkeit bestimmt.

Leider machte dieses Konzert ein generelles Defizit deutlich. So, wie das Haus seit Jahren mit Erfolg ein Ensemble aufbaut, bräuchte man auch einen mit dem Orchester enger verbundenen zweiten Dirigenten. Denn der Generalmusikdirektor kann nicht alles machen. Ein Gelegenheits-Gast, der bereits selbst das Orchester eines anderen großen Opernhauses leitet, ist kaum der richtige Mann, um ein Konzert zu dirigieren, in dem hauseigene Solisten die Identität eines jahrhundertealten Orchesters stärken und zugleich die Verbundenheit mit dem Stammpublikum vertiefen wollen.