SciFi-Krimi oder Realität?

So wird der "Tatort: KI" aus München


Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec sind im "Tatort: KI" regelrecht am Verzweifeln

Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec sind im "Tatort: KI" regelrecht am Verzweifeln

Von (dr/spot)

Batic und Leitmayr machen sich am Sonntagabend in "Tatort: KI" auf die Suche nach einer vermissten Tochter. Kann ihnen dabei eine Super-Software helfen, die mysteriöserweise auf dem Laptop der Verschwundenen installiert war?

Batic und Leitmayr alias Miroslav Nemec (64) und Udo Wachtveitl (59) gehen in ihrem neuesten "Tatort: KI" am Sonntagabend im Ersten bereits zum 79. Mal auf Täterfang - einsame Spitze im Übrigen im kompletten "Tatort"-Universum. Und erneut überzeugt das alteingesessene Ermittler-Duo auf ganzer Linie. Nicht nur aufgrund ihres traumwandlerisch sicheren Miteinanders, sondern auch einmal mehr aufgrund eines spannenden, durchaus realistischen Krimis. Ein massenkompatibler Film im positivsten Sinne.

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Auch die Nebenrollen sind sehr stark besetzt. Einziges Manko: Die Macher gingen kaum Risiko ein und griffen auf "Tatort"-geübte Schauspieler zurück, die teilweise sogar zum festen Ensemble in anderen Städten zählen. So ist zum Beispiel Thorsten Merten in einer wichtigen Rolle zu sehen, auch wenn ihn die meisten kaum erkennen werden, da ihm eine dunkle Sonnenbrille, eine Mütze, ein Bierbauch und ein Hinkebein verpasst wurden. Merten ist vor allem durch seine Rolle als Kommissariatsleiter Stich aus den Weimar-"Tatorten" mit Christian Ulmen und Nora Tschirner bekannt.

Darum geht's

Im Fall der verschwundenen Melanie machen Batic und Leitmayr eine merkwürdige Entdeckung: Eine Stimme aus dem Laptop des Mädchens fragt nach Melanie. Was die Kommissare zuerst für einen Chatbot halten, entpuppt sich bald als hochkomplexe Künstliche Intelligenz (KI). Am Leibniz-Rechenzentrum in München ist man entsetzt. Niemand kann sich erklären, wie dieses Programm aus einem laufenden EU-Projekt auf den Laptop des Mädchens gelangen konnte.

Nachforschungen ergeben schnell, dass das Forschungsprojekt gehackt und eine Kopie der geheimen Forschungs-KI namens "Maria" erstellt wurde. Melanie hatte mit "Maria" regen Kontakt, auch im Moment ihres Verschwindens. Weiß "Maria" mehr über das Verschwinden von Melanie? Für die Ermittler stellt sich zusätzlich die Frage, wie man eine KI als Zeugen vernimmt, während die Zeit davonläuft. Denn jede Stunde mehr lässt die Hoffnung sinken, das Mädchen noch lebend zu finden.

Lohnt sich das Einschalten?

Zugegeben: Der Plot hört sich zunächst ein wenig albern an. Nicht schon wieder ein SciFi-Tatort, der am Ende als kompletter Rohrkrepierer endet, wird sich mancher denken. Die Liste der Negativ-Beispiele ist bekanntlich groß. Doch der "Tatort: KI" ist anders: Geschickt verwebt er einen spannenden Krimi mit Fragen der modernen Technik: Welchen Einfluss kann Künstliche Intelligenz auf labile Menschen haben? Kann man Maschinen auf juristischer Ebene als Zeugen gebrauchen? Inwiefern kann man die Vernetzung mit bestimmter Software generell zur Aufklärung oder Verhinderung von Straftaten benutzen?

Deswegen lohnt sich dieser Krimi in jedem Fall, auch wenn sich manch kleiner Logik-Fehler dann doch eingeschlichen hat. Beispiel gefällig? Das Superprogramm kann Menschen erkennen, Räumlichkeiten erkennen und mühelos komplexe Gespräche führen. Seinen Standort und damit seine GPS-Daten kennt das auf einem Laptop laufende Mega-Programm aber nicht, was möglicherweise zum fatalen Verhängnis wird... Trotzdem: Solider Tatort mit starken Schauspielern und gutem Plot. Prädikat: sehenswert.