Kultur

"Sandalen funktionieren bei uns"

Christian Stückl inszeniert "Julius Caesar" in Oberammergau - auch Heimatsound findet wieder statt


Frederik Mayet (Organisator), Christian Stückl (Regisseur) und Andreas Rödl (Bürgermeister) bei der Vorstellung des Programms.

Frederik Mayet (Organisator), Christian Stückl (Regisseur) und Andreas Rödl (Bürgermeister) bei der Vorstellung des Programms.

Von Anne Fritsch

Die diesjährigen Passionsspiele in Oberammergau gehören, das zeichnet sich ab, zu den erfolgreichsten in der Geschichte. Trotz aller Corona-Unsicherheiten lag die Auslastung am Ende bei 91,35 Prozent, wie der Geschäftsführer Walter Rutz berichtet.

Ja, es ist dann doch "ganz gut ausgegangen", wie Spielleiter Christian Stückl es formuliert. Genug vom Theaterspielen haben die Oberammergauer aber auch nach der Passion nicht. "Wie geht es weiter?", haben sich viele schon in den Garderoben gefragt, als sie noch als Jünger oder Römer "draußen" im Theater zusammenkamen.

Die gute Nachricht: Es geht weiter. Im Sommer gibt es wieder Theater im Passionstheater, und auch das Heimatsound Festival geht nach drei Jahren Pause wieder an den Start. Am Donnerstag in der Früh ist der Vorverkauf gestartet, der Server des Theaters war direkt überlastet und vor dem Ammergauer Haus stand um acht Uhr morgens eine lange Schlange, berichtet Oberammergaus Bürgermeister Andreas Rödl. "Schön, dass es nach der Passion weitergeht", sagt er auf der Pressekonferenz zum Theatersommer.

Selbstverständlich war das nach den unsicheren Jahren nicht. Preissteigerungen im Veranstaltungsbereich, der damals noch ungewisse Ausgang der Passion, der Fachkräftemangel - all das hat die Planung des Programms nicht unbedingt einfacher gemacht. Auch über das Jahr hinausgehende Perspektiven müssen erst noch entwickelt werden.

Das Programm für dieses Jahr aber steht: Christian Stückl wird William Shakespeares "Julius Caesar" inszenieren. Ja, leider wieder einmal ein extrem männerlastiger Stoff mit nur zwei Frauenrollen (und 32 Männern). Aber dafür ein Text mit aktuellen Bezügen. Und: "Sandalenstücke funktionieren bei uns ganz gut", lacht Stückl.

Vor allem aber wird hier der Verlust der Demokratie verhandelt, da kommen durchaus zeitgemäße Fragen auf in Zeiten von Machtmenschen wie Erdogan und Putin. Anfang Mai wird Stückl mit seinem bewährten Passions-Team Stefan Hageneier (Bühne und Kostüme) und Markus Zwink (Musik) anfangen zu proben. Bald wird er sich sein Ensemble zusammensuchen, freut sich darauf, "neue Leute" auf die Bühne zu holen.

Denn: dass die Passion in diesem Jahr so gut funktioniert hat, liegt auch am kontinuierlichen Theaterspielen in den Zwischenjahren, davon ist Stückl überzeugt. Die Premiere ist für den 30. Juni geplant, danach gibt es sieben weitere Vorstellungen bis Anfang August.

Neben der großen Neuproduktion wird auch der "Brandner Kaspar" vom Volkstheater für zwei Gastspiele im Passionstheater zu Gast sein, auch das schon eine Tradition. Der Klassiker Open Air und "als Breitwandkino" vor Bergkulisse (7. und 9. Juli). Die Produktion ist seit 2005 ein Dauerbrenner im alten und neuen Volkstheater, aber auch auf dem Königsplatz, auf der Wiesn oder eben in Oberammergau.

Am 28. und 29. Juli wird auch das Heimatsound Festival endlich wieder stattfinden. Einige Bands wurden übernommen vom coronabedingt ausgefallenen Festival, andere sind neu hinzugekommen, so Mitorganisator Till Hofmann. Komplett ist das Programm noch nicht, sicher dabei sein werden aber Dicht & Ergreifend, Voodoo Jürgens, Steiner & Madlaina, Django 3000, Slatec und Ringlstetter & Band. Wie immer werden Bands aus der deutschen, österreichischen und Südtiroler Alpenregion eingeladen, eine Mischung aus etablierten Bands und "solchen, die vor ihrem Durchbruch stehen", wie Frederik Mayet erklärt, der seit Anbeginn in Sachen Planung dabei ist.

Die Leute kommen wegen der ganz besonderen Atmosphäre, weniger wegen einzelner Bandnamen, glaubt er. Hunderte Helferinnen und Helfer aus dem Ort machen das Festival möglich. "Das ist eine ganz besondere Atmosphäre", so Mayet, "ein Festival für alle, Junge und Alte." Eine leichte Erhöhung der Eintrittspreise ließ sich leider nicht vermeiden, aber: "Des is es wert", verspricht Hofmann.

Der Vorverkauf läuft unter www.passionstheater.de und www.muenchenticket.de