Digitales Sexleben der Großstädter

Regisseur David Dietl: Beziehungskomödie "Rate Your Date"


Marc Benjamin (Anton), Alicia von Rittberg (Teresa), Edin Hasanovic (Paul), Nilam Farooq (Patricia).

Marc Benjamin (Anton), Alicia von Rittberg (Teresa), Edin Hasanovic (Paul), Nilam Farooq (Patricia).

Von Anne Hund / Stadtviertel

Wäre es nicht toll, wenn man sich nicht erst durch Small Talk, Flirt und One-Night-Stand mühen müsste, um zu wissen, welcher Typ hinter dem Date wirklich steht?

Sind Sie ein Sextremist? Ein Hinhalter? Oder, mit Verlaub, eine Crazy Bitch? Jeder Mensch lässt sich in eine Kategorie einteilen, da ist sich Teresa (Alicia von Rittberg) sicher. Und wäre es nicht toll, wenn man sich nicht erst durch Small Talk, Flirt und One-Night-Stand mühen müsste und schon vor dem ersten Date wüsste, welcher Typus einen erwartet?

Also entwickelt die Möchtegern-Soziologin mit ihren Freunden eine App, mit der man seine Gschpusis nach der ersten analogen Begegnung öffentlich bewerten und in eine Schublade stecken kann: "Rate Your Date"" So heißt auch die Komödie von David Dietl, und sein Personal lässt sich passenderweise bestens in Schubladen einteilen: Teresa ist die Bindungsunfähige, Anton (Marc Benjamin) der Verdruckste, Patricia (Nilam Farooq) die toughe Alleinerziehende und Paul (Edin Hasanovic) das reiche Söhnchen.

Misslungene Dates und Mobbing-Apps

Auch den Nebenfiguren sind eindeutige Kategorien zuzuordnen: Die erfolgreichen Start-Up-Konkurrenten sind Schnösel, der Barkeeper wie alle Australier selbstredend ein ganz Cooler. Man wandelt mit diesen Digitalbewegten durch ein ständig sonnendurchflutetes Berlin - es regnet nur, wenn die Protagonisten Probleme haben - und feiert an der schicken Strandbar, doch bald verderben die Logiklöcher des Drehbuchs die Laune.

Denn wer bitte würde sich bei einer App anmelden, auf der man nach einem misslungenen Date als "Sextremist" oder "Crazy Bitch" gebrandmarkt würde? Natürlich haben Teresa und ihre Freunde mit der App dennoch Erfolg. Mangels Marketingbudget kleben sie einfach ein paar Aufkleber an die Berliner Wände, erzählen an der Strandbar von ihrer App, und am nächsten Morgen ist sie schon Gesprächsthema in der hippen Szene. Bald datet und ratet die halbe Stadt via App.

Start-Up-Freunde in ihrer Welt der Nullen

Dann aber erlauben die App-Entwickler den Nutzern, auch eigene Kategorien zu erfinden, und die haben prompt charmante Ideen wie "Fettsau". "Rate Your Date" wird zur Mobbing-App, eine Nutzerin - ausgerechnet Teresa Freundin! - stürzt sich fast vom Balkon.

Die vermeintliche Technologiekritik der zweiten Filmhälfte wirkt diffus, aufgesetzt und inkonsequent. Teresas Start-Up-Freunde bleiben ihrer Welt der Nullen (und Einsen) jedenfalls bis zum gutgelaunten Ende unhinterfragt treu. Immerhin wachsen sie allmählich aus ihren Persönlichkeits-Schubladen heraus, so dass sich am Ende die richtigen Paare finden - und der Film in die Schublade "Romantic Comedy" passt.