AZ-Filmkritik

Maggie Smith in "Tea with the Dames - Ein unvergesslicher Nachmittag"


Maggie Smith, Joan Plowright, Eileen Atkins und Judi Dench.

Maggie Smith, Joan Plowright, Eileen Atkins und Judi Dench.

Von Niklas Braun

Eileen Atkins, Judi Dench, Joan Plowright und Maggie Smith reden über Gott, die Welt und das Ende: "Tea with the Dames - Ein unvergesslicher Nachmittag".

Wenn sich britische Schauspiel-Legenden in einem Cottage zum Tee treffen und Eileen Atkins, Judi Dench, Joan Plowright und Maggie Smith heißen, dann möchte man am Liebsten ihnen Gesellschaft leisten oder wenigstens Mäuschen spielen.

Alle wurden von der Queen zu "Dames" geadelt, pfeifen aber gerne aufs Protokoll: alles außergewöhnliche Frauen, die ihr Leben rockten und nun augenzwinkernd Revue passieren lassen, von ihren Erfahrungen berichten, von Hoffnungen und Enttäuschungen - natürlich alles mit viel Selbstironie und Heiterkeit.

Lawrence Oliver - Eine Naturgewalt und ein Alptraum

Bei den vier Freundinnen kommt vieles zur Sprache von ihren schüchternen Anfängen bis hin zum Schaffensolymp, es geht um Lampenfieber ("wir zittern immer noch im Innern"), Ex-Ehemänner und ihre Macken, Kollegen, mit denen es manchmal schwierig war. So mit Lawrence Olivier, Plowrights 1989 verstorbener Ehemann, über den sie sagt: "Er war wie eine Naturgewalt und manchmal ein Alptraum". Alle waren jedenfalls nervös, wenn sie mit ihm arbeiten mussten.

Sie erzählen auch von eigenen Schwächen und von ihren Träumen, dem neuesten Klatsch und von ihrer Zeit auf der Bühne, auf der Leinwand oder im Fernsehen. Aber auch von den politisch aufregenden 60er Jahren mit gewaltvollen Protesten gegen den Vietnamkrieg.

Professor McGonagall und M aus James Bond an einem Tisch

Der Blick zurück ist witzig und respektlos, geistreich und unsentimental. "Notting Hill"-Regisseur Roger Michell versinkt nicht in Ehrfurcht, sondern liefert der intimen Runde Stichworte, lässt das Quartett quatschen, fluchen und lachen und von einem Thema zum anderen springen. Während oft für Frauen ab 40 die Rollen rar sind, lief es bei diesen Schauspielerinnen wie am Schnürchen. So bekam Denchs Karriere 1997 durch "Ihre Majestät Mrs. Brown" einen Schub, Maggie Smith spielte als 66-Jährige erstmals die Lehrerin McGonagall in "Harry Potter" und mit 75 glänzte sie als Dowager Duchess in "Downton Abbey". Verschmitzt gesteht sie, dass sie die Serie nie gesehen hat, obgleich eine Box mit allen Folgen bei ihr zu Hause steht. Diese Damen sind "forever young", auch wenn sie beim Dreh zusammen 342 Jahre zählten, was Judi Dench zur bissigen Frage veranlasst: "Haben wir zusammen gerechnet überhaupt noch drei funktionierende Augen?".

Die Kamera nehmen sie bei ihrem Gespräch ganz selbstverständlich, plaudern locker aus dem Nähkästchen, servieren Anekdoten. Vor allem wenn nach Wasser und Tee Champagner geschlürft wird. Man könnte diesen Ladies und ihren Geschichten aus der Film- und Theaterwelt endlos zuhören und hofft, sie noch oft zu sehen. Das könnte klappen, verspricht Judi Dench doch lächelnd: "Wir arbeiten alle bis zum Ende".

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