AZ-Kinokritik

"Le Mans – Gegen jede Chance": Starbesetzte Rivalen-Story


Christian Bale spielt in "Le Mans - Gegen jede Chance" einen genialen Rennfahrer, der seine Gefühle nicht immer unter Kontrolle hat.

Christian Bale spielt in "Le Mans - Gegen jede Chance" einen genialen Rennfahrer, der seine Gefühle nicht immer unter Kontrolle hat.

Von Carmen Merckenschlager

Der starbesetzte Film "Le Mans - Gegen jede Chance" erzählt von einer historischen Rivalität: Ford will beim 24-Stunden-Rennen Ferrari übertrumpfen. Die AZ-Kritik.

Am dritten Juniwochenende ist im Nordwesten Frankreichs jährlich der Teufel los. Eine Viertelmillion Zuschauer strömt an den berühmten "Circuit Bugatti" von Le Mans zum 24-Stunden-Rennen, feiert bei Motorengebrüll Fahrer und Boliden, die auch schon mal mit 400 Stundenkilometern durch eine Rechtskurve brettern.

Sogar Paul Newman machte 1979 mit und belegte mit seinem Porsche 935 den zweiten Platz. Um einen dieser taffen Typen geht es in James Mangolds packendem, auf wahren Begebenheiten basierenden Rennkrimi, der lediglich mit seinen 150 Minuten etwas zu lang geraten ist.

Anfang der 1960er Jahre bröckelt das Image von Ford in den USA. Um den Verkauf anzukurbeln und junge Leute anzusprechen, müssen schnittige und schnellere Wagen her, so das Marketingkonzept.

Der Rennchampion und der Testfahrer

Warum sich nicht im Rennsport einen Namen machen? Da herrscht aber Enzo Ferrari mit seiner rasanten Autoflotte, und der will sich nicht aufkaufen lassen.

Also holt Carrol Shelby (Matt Damon), früher selbst Rennchampion und jetzt Sportwagen-Konstrukteur, gegen die Einwände der Chefetage den aufbrausenden Briten Ken Miles als Testfahrer (Christian Bale). Gemeinsam entwickeln sie einen technisch starken Flitzer.

Bis zum gnadenlosen Wettkampf in Le Mans 1966 gehen beide an ihre mentalen und körperlichen Grenzen.

Matt Damon als kühl kalkulierender Planer und Christian Bale als genialer Fahrer mit Hang zu unkontrollierten Wutausbrüchen ergänzen sich als in Freundschaft verbundenes Macher-Duo, wobei Bale den schauspielerisch variantenreicheren Part bestreitet mit seinen Manierismen, emotionalen Höhenflügen und Tiefpunkten.

Die beiden spielen Männer, die mit Ehrgeiz, Leistungswillen und Adrenalinlust ihren Traum verwirklichen. Dass alles stimmt, liegt nicht zuletzt an den engagierten Beratern, die teilweise die damaligen Ereignisse erlebten.

"Le Mans - Gegen jede Chance" heißt im Original "Ford v Ferrari"

Mangold gibt wenig auf das VIP-Theater auf den Bühnen, sondern er schaut hinter die Kulissen der Autorennställe mit all ihren persönlichen Konflikten, Eifersucht und Streit.

Mangold zeigt die psychologischen Tricks der Autobauer Henry Ford II (Tracy Letts) und Enzo Ferrari (Remo Girone), die sich nicht ausstehen können, und die Rivalität zwischen dem amerikanischen und europäischen Konzern.

Nicht umsonst lautet der amerikanische Titel: "Ford v Ferrari". Fesselnd und beeindruckend sind die dramatischen Szenen, oft aus der Piloten-Perspektive, sind Action und Attacke, die 1960er-Atmosphäre, die suggestive Bildkraft und ein in den Bauch treffendes Sounddesign - fast glaubt man, selbst ein paar Runden zu drehen.

Und wer mit Autos, die im Kreis fahren und die Umwelt verpesten, wenig anfangen kann, wird spätestens beim Finale mitgerissen.

Kinos: Cadillac & Veranda, Cinema, Museum-Lichtspiele (alle OV), Mathäser (deutsch & OV), Monopol (OmU), ARRI, Cinemaxx, Leopold, Royal; Regie: James Mangold (USA, 153 Minuten)