Kultur

Jeder Abend ein echtes Unikat

Helge Schneider kommt in die Isarphilharmonie


Helge Schneider liebt das kreative Chaos.

Helge Schneider liebt das kreative Chaos.

Von Thomas Becker

Xylophon, Klavier, Kontrabass, Pauken, Trompeten und jede Menge andere Instrumente: Es ist angerichtet für den Meister! Und als Helge Schneider dann endlich die komplett voll gestellte Bühne des Night Clubs im Bayerischen Hof betrat, sah er, dass es gut war.

Schön viel Arbeitsmaterial: genau das richtige Setting für einen, der nur spielen will. Lediglich sein Saxofon hat er lieber oben im Zimmer gelassen, sagt er: "Das ist mir heilig. Wenn ich weiß, dass Presse da ist…" Und damit willkommen bei der sogenannten Pressekonferenz des Universal-Kauzes Helge Schneider, der hier so etwas wie Werbung für seine neue Tournee macht, die diesmal auf den schönen Namen "Der letzte Torero - Big L.A. Show" hört, zu sehen, hören und erleben am 20. und 21. Februar in der Isarphilharmonie.

Warum er diese Presse-Meetings überhaupt noch macht? Man weiß es nicht. Dass es nötig ist, kann man sich kaum vorstellen. Seit Jahr und Tag sind die Vorstellungen des mittlerweile auch schon 67-Jährigen ausverkauft, gern auch mal vier Abende in Folge im Circus Krone. Vielleicht, damit es frische Bilder gibt: Helge im Torero-Ornat. Doch den Stierkämpfer-Look gibt es diesmal nur als Papp-Aufsteller - der leibhaftige Helge trägt obenrum gerade Lederjacke, die Ärmel hochgekrempelt, was sehr unbequem aussieht.

Den schicken Kampfanzug, in den er sich für das Plakatfoto hinein gequält hatte, habe er in "einem Torero-Fachgeschäft in Berlin" erstanden, erzählt er und meint noch, dass er auch noch nie im Leben einen Stierkampf gesehen habe und mit einem solchem Testosteron-Gehabe wenig anfangen könne. "Mit einem Satz: Ich habe mir nix dabei gedacht." So wie ja auch frühere Programme wie "Ene mene mopel", "Buxe voll" oder "Lass k(n)acken, Oppa!" natürlich nie wirklich von einem roten Faden getragen waren. Ein Helge-Abend entsteht einfach, ist pure Improvisation und somit jeden Abend ein Unikat.

Pressekonferenzen mit ihm sind reine Dada-Veranstaltungen. Schneider setzt sich in sein Instrumenten-Wirrwarr, klimpert hier ein bissl, trommelt dort ein wenig, pustet in die Trompete und meint "Oh, muss mal geölt werden." Sagt Sachen wie "Mittags um zwölf im Nightclub: auch schön." Erzählt Dönekes vom Cafe Einstein mit der Queen und Joe Biden oder vom Kohlenholen früher in den 70ern. Es ist eigentlich wie bei der spontan anberaumten Einladungs-Show am Abend.

Ernst gemeinte Fragen aus der Runde? Och nö, du. Doch, einer fragt tatsächlich nach der Lieblingsmusik des Maestro, und der legt los: Milli Vanilli, Headaway, Mc Cartney, Alfred Brendel spielt Mozart, Jose Feliciano, Herp Albert. Lieblingsplatte? Iron Butterfly! Ein anderer will wissen, ob Schneiders Teenager-Sohn Charly wieder als Schlagzeuger dabei ist: "Nee, der will jetzt Basketballer werden. Macht jeden Tag so Vergrößerungsübungen."

So geht das eine Weile, man erfährt noch, dass es bald wohl wieder ein Kommissar-Schneider-Buch geben wird ("Hab' aber noch keine Zeile geschrieben"), und als niemand mehr etwas halbwegs Geistreiches einfällt, macht Helge Schneider einfach das, was er am liebsten macht: Musik. Und das ist ganz schön schön.

Isarphilharmonie, 20. und 21. Februar. Wenige Restkarten auf www.muenchenevent.de