Pinakothek der Moderne

Im Rhythmus des Riesenpendels


Ingo Maurer vor seinem "Pendulum", bevor es richtig in Schwingung versetzt wurde.

Ingo Maurer vor seinem "Pendulum", bevor es richtig in Schwingung versetzt wurde.

Von André Wagner

Der Lichtkünstler und Designer Ingo Maurer schmückt jetzt die Rotunde der Pinakothek der Moderne mit seinem "Pendulum".

München - Ihm gehe es so wie einem Propheten im eigenen Land, sagt Ingo Maurer: "Wenn die USA, Japan und Dänemark mich nicht in den Himmel gehoben hätten, hätten mich Deutschland und München gar nicht bemerkt!" Das bleibt der einzige freche Satz eines ansonsten bemerkenswert bescheidenen Menschen. Maurer ist in die Pinakothek der Moderne gekommen, wo jetzt sein Riesenpendel erhaben schwingt.

Maurer: "Sie dürfen ruhig stärker anschieben!"

Es ist ein Kunstwerk, dass die zentrale Rotunden-Halle als "fantastischen Raum" bespielen soll, wie die Leiterin der Neuen Sammlung, Angelika Nollert, erklärt: "Es ist ein Spiel mit dem Raum und den im Tages- und Jahreszeitenverlauf sich ständig wandelnden Lichtverhältnissen. Und obwohl das Pendel erst seit drei Tagen aufgehängt ist, gibt es bereits unserer Pinakothek einen neuen Rhythmus." Aber der wechselt auch. Denn die Pendelbewegung hängt davon ab, wie lange das Pendel bereits schwingt, weil die Ausschläge mit der Zeit immer kleiner werden. Auf einen Motor haben die Kuratoren verzichtet. Jetzt dürfen die Aufsichten sich weiße Baumwollhandschuhe überziehen und jede Stunde das Pendel neu anschubsen. Wie stark? Das ist eine Mentalitätsfrage. Jedenfalls feuert Ingo Mauerer den anfangs zu schüchtern schubsenden Herren an: "Sie dürfen ruhig stärker anschieben!"

Ein Aufseher beginnt, das "Pendulum" anzuschieben.

Ein Aufseher beginnt, das "Pendulum" anzuschieben.

130 Kilogramm ist das verspiegelte Ei schwer. "Ich habe es in einem Modell entworfen. Dann hat ein Auto-Karosseriebauer es aus Aluminium über einem Gerüst gedengelt." Pendel sind für Maurer - "auch wenn ich bestimmt kein Esoteriker bin" - seit Kindheit etwas Faszinierendes: "Ich habe schon mit dem Senkblei meines Vaters gespielt. In meinem New Yorker Büro hängt auch ein großes Pendel. Pendeln lässt ruhig werden und nachdenklich über Zeit, Leben und Rhythmus", sagt Ingo Maurer und zitiert lächelnd den italienischen Künstler Bruno Munari: "Das Ei ist die perfekte Form, auch wenn sie aus dem Arsch kommt."

Maurer-Ausstellung im November

Der Licht- und Design Prophet wurde natürlich doch im eigenen Land erhört. Nicht nur, dass München zwei von Ingo Maurer gestaltete U-Bahnhöfe (Münchner Freiheit und Westfriedhof) hat. Die Pinakothek der Moderne widmet ihm ab Mitte November noch eine kleine, bewegte Ausstellung im Design-Paternoster. Zuvor bekommt die Schwanthalerhöhe im Frühsommer an einem Forum eine ganze Pendel-Doppelreihe, die choreographisch elegant Wellen schlägt. Und dann bekommt Ingo Maurer im Oktober den Schwabinger Kunstpreis.

"Das ist besonders witzig, weil ich hier schon seit Jahrzehnten wohne und arbeite. Aber die Schwabinger haben sich für mich nicht wirklich interessiert", sagt Maurer. Und warum? "Weil ich ein Mensch bin, der Wirbel und die ganze Society meidet. Und das kommt nicht immer gut an."

Ingo Maurer: "Pendulum", Rotunde der Pinakothek der Moderne. In diesem Bereich ist freier Eintritt

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