Komödie im Bayerischen Hof

Gila von Weitershausen und Christian Wolff in "Noch einmal verliebt"


"Ja, wo ist denn das Hundi?!": Gila von Weitershausen und Christian Wolff irgendwo nicht weit von Manhattan.

"Ja, wo ist denn das Hundi?!": Gila von Weitershausen und Christian Wolff irgendwo nicht weit von Manhattan.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Gila von Weitershausen und Christian Wolff spielen "Noch einmal verliebt" in der Komödie im Bayerischen Hof

München - "Süüüß!" und "Schööön!" hörte man im Premierenpublikum, als sich der Vorhang öffnete. Bühnenbildner und Hausherr Thomas Pekny schwelgt bei der aktuellen Produktion der Komödie im Bayerischen Hof in einem bei ihm völlig unerwarteten Naturalismus.

Es grünt so grün wie im Englischen Garten. Erst dem zweiten Blick fallen der hohe Maschendrahtzaun und die mit Graffiti verzierten Wände auf, die das Idyll als großstädtischen Ort markieren. Der Schauplatz von "Noch einmal verliebt" ist ein "Hundespielplatz" irgendwo in Hoboken nicht weit von Manhattan.

Freche Avancen

Dort spielt sich eine bittersüße Romanze ab zwischen Ralph Bellini, einem ehemaligen Eisenbahner "fast über 80", und der pensionierten Chefsekretärin Carol Reynolds. Seit Ralph die elegante Dame mit ihrem Chihuahua-Mischling Tarzan beim Gassigehen entdeckt hat, verbringt er viel Zeit in diesem Teil des Stadtparks.

Der Senior mit italienischem Migrationshintergrund rafft seine mediterranen Macho-Gene zusammen und spricht die Schöne an. Das Anbaggern läuft mit Sprüchen wie "Finden Sie nicht, dass ich für mein Alter ein geiler Typ bin?" zunächst suboptimal, aber er flunkert sich so geschickt zum Hundeflüsterer zurecht, dass die elegante Einsame Gefallen findet an den frechen Avancen.

Hilfreich ist der emotionale Schmelz der italienischen Oper. Carol hat zwar keine Ahnung davon, doch Ralph liebt die Oper, hatte als junger Mann ein eigentlich vielversprechendes Vorsingen an der Met und infiziert sie mit seiner Begeisterung. Joe DiPietro gelang in seinem 2008 uraufgeführten Boulevardstück ein unterhaltsamer Crossover aus Konversationskomödie mit Leuten, die noch mit 70 Träume haben, und Belcanto-Revue.

Die bellende Ratte

Der Clou ist der Auftritt Ralphs als sein junges Alter ego mit live gesungenen Arien und Liedern von Mozart, Donizetti und anderen. Die singt der Bariton Niklas Clarin, ein Spross des Münchner Clarin-Clans, so leicht und duftig wie sich die ganze Inszenierung von Peter Preissler anfühlt.

Das frisch verliebte Pärchen aus Gila von Weitershausen und Christian Wolff versprüht, begleitet von Purzel als Tarzan, viel Charme und findet souverän die subtilen Zwischentöne, die die pointierten Dialoge erst funkeln lassen.

Tragikomische Größe zeigt Cordula Trantow als Rose, die ihren großen Bruder radikal bemuttert und bekocht. Sie entdeckt unter den temperamentgeladen witzigen Klischees der italienischen Mamma und der eifersüchtigen Intrigantin auch die vielen enttäuschten Sehnsüchten und schmerzvollen Kränkungen, die diese Dominanz bedeuten kann. Und sie spielt sich sogar in die Herzen von Hundehassern, wenn sie mit Blick auf Carols "bellende Ratte" grantelt: "Ich kann mit Tieren nichts anfangen, außer im Ofen".

Lesen Sie auch unser Interview mit Gila von Weitershausen

Komödie im Bayerischen Hof, Promenadeplatz 6, bis 7. April, 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr, Karten unter Telefon 29161633