"Ich würze die Figur"

Emily Blunt ist die neue "Mary Poppins"


Tritt in die Fußstapfen von Julie Andrews: Emily Blunt ist die neue Mary Poppins.

Tritt in die Fußstapfen von Julie Andrews: Emily Blunt ist die neue Mary Poppins.

Von Romana Bauer

Fortsetzung eines Klassikers: Emily Blunt spielt die Titelrolle in "Mary Poppins' Rückkehr", der seit Donnerstag in den Kinos läuft.

Den Satz kennt man von ihr: "Ich bin nur noch eine Magengrippe von meinem Idealgewicht entfernt." Die 35-Jährige ist eine der coolsten und bei allem Erfolg auch entspanntesten Frauen in Hollywood. Jetzt wagte sie die Titelrolle bei der Fortsetzung des Klassikers "Mary Poppins".

AZ: Mrs. Blunt, gibt es bei Ihnen ein Kindermädchen?
Ich kann meine beiden Töchter ja schlecht alleine zuhause lassen. Mein Kindermädchen braucht sich aber keine Sorgen zu machen, dass ich sie bald ersetze, nur weil sie nicht ganz so wie Mary Poppins ist.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihnen diese ikonische Rolle angeboten wurde?
Als Regisseur Rob Marshall anrief, sagte ich: "Natürlich will ich die Rolle! Aber vermutlich bin ich bald schwanger!" Er hat süß reagiert und erklärt, dass ich noch anderthalb Jahre bis zum Dreh hätte, weil bei Musicals alles sehr lang dauert. Ich meinte nur: "Ach, das reicht dicke, um zwischendurch ein Kind in die Welt zu setzen!"

Hatte der Klassiker mit Julie Andrews für Sie eine besondere Bedeutung?
Ja, es war einer der ersten Filme, die ich gesehen habe. Mary Poppins hat diese Disziplin und Leichtigkeit, mit der sie alle Probleme löst. Mit Mary wird am Ende alles gut, weil sie alles im Griff hat: An dieses Gefühl in meiner Kindheit kann ich mich gut erinnern.

Wie ist es, in Julie Andrews' Fußstapfen zu treten?
Die Vorstellung, Mary Poppins zu geben, hat mich anfangs überfordert. Ich wusste nicht, wie ich ihr eine eigene Note verleihen soll. Ich wollte etwas Besonderes schaffen, aber auch nicht das Publikum verärgern. Das hat mich schlaflose Nächte gekostet! Was mir bei der Suche half, war, die alten Bücher zu lesen…

Aber den Klassiker von 1964 haben Sie nicht nochmal gesehen?
Nein, damit ich Julie nicht kopiere. Aber die Geschichten in den acht Kinderbüchern von P.L. Travers haben mich inspiriert, die meisten sind unbekannt und waren eine gute Quelle für Entscheidungen. In den Büchern wird Mary als exzentrisch, eitel und witzig beschrieben. Damit konnte ich meine Figur würzen.

Ihr Ehemann hat angeblich geweint, als der den Film sah…
Das klingt, als sei mein Mann eine Memme. Jeder, der den Film gesehen hat, hat geweint! Wenn Mary Poppins durch die Wolken auf die Erde schwebt, kommen den größten Zynikern die Tränen!

Durften Ihre Kinder den Film sehen?
Ja, meine ältere Tochter Hazel hat den Film geliebt. Die Kleine, Violet, ist erst zwei, die hat ihn natürlich nicht gesehen. Sie sah aber den Trailer und war dann schon bedient.

Wie reagieren Ihre Kinder darauf, dass Sie und Ihr Mann John Krasinski in Filmen zu sehen sind?
Wir machen keine große Sache daraus. Wir erklären den Mädchen, was die Eltern ihrer Freundinnen machen und dann sagen wir, dass wir halt in Filmen mitspielen. Das finden sie nicht besonders interessant. Hazel ist inzwischen alt genug, um zu verstehen, dass ich in Filmen eine Rolle spiele. Dass sie das trennen kann, finde ich wichtig. Sonst erwartet sie irgendwann von mir, dass ich Delfine in die Badewanne zaubere!

Sie machen den Eindruck, als seien Sie bereit, von einem Dach oder aus einem Helikopter zu springen. Für Action-Filme mit Tom Cruise oder Bruce Willis haben Sie sich schon auf einiges eingelassen. Sind Sie so hartgesotten und furchtlos?
Schon. Ich fürchte mich wirklich nicht so schnell. Dabei war ich als Kind sogar ein Schisser! Ich fürchtete mich vor Bienen, vor frisch gemähtem Gras auf meinen Füßen, vor Luftballons und sogar dem Nikolaus. Jetzt springe ich von Hochhäusern und mache die verrücktesten Stunts. Das ist schon absurd, dass so ein Angsthase wie ich das genaue Gegenteil geworden ist. Heute kann es mir gar nicht wild genug werden.

Was machte Sie zur Draufgängerin?
Wahrscheinlich, dass ich mit der Schauspielerei angefangen habe. Denn die erfordert schon eine gewisse Rücksichtslosigkeit sich selbst gegenüber.

Wie ist es für eine "English Rose" aus London, jetzt in Los Angeles zu leben?
Kompliziert! Mich verbindet eine Hassliebe mit L.A.. Ich hasse es, dass ein Industriezweig die ganze Stadt beherrscht, dass an jeder Straßenecke riesige Tafeln Filmstarts und Box-Office-Erfolge in die Welt schreien. Diese Stadt ist so kulturlos! Ich komme nun mal aus London, da ist man mehr gewohnt als hier und da ein paar Galerien. Andrerseits liebe ich auch das sonnige Wetter und meine Freunde dort.

Sie haben einen ziemlich spektakulären Freundeskreis, die Golden Gang von Hollywood: die Clooneys, in deren italienischer Villa sie geheiratet haben, Matt und Luciana Damon, außerdem hat Ihre Schwester Felicity Ihren Kollegen Stanley Tucci geheiratet.
Ich bin mit ihnen befreundet, weil hinter diesen Namen wertvolle Menschen stecken. Ich schätze sie jenseits dessen, was man von ihnen annimmt. Wenn du mit ihnen zusammen bist, ohne dass eine Kamera in der Nähe ist, lernst du die Menschen erst richtig kennen. Wir haben aber auch viele Freunde, die gar nichts mit der Filmindustrie zu tun haben.

Wie sieht Ihr Leben in Kalifornien aus?
Wir verbringen viel Zeit in unserem Haus in Ojai, eineinhalb Stunden außerhalb von L.A.. Ojai ist eine der guten alten kalifornischen Hippie-Kleinstädte, wo in jedem Laden Kristalle und Traumfänger verkauft werden. Es gibt dort einen Markt, wo Farmer ihre Produkte verkaufen. Die Leute dort sind extrem entspannt. Die Landschaft ist wunderschön, mit vielen Weinbergen und Zitrusplantagen. Dort fühle ich mich auch daheim.