Scharfrichterbeil

Die Afghanen kommen!


Das Siegerbeil geht an Sulaiman Masomi, links von ihm der Drittplatzierte Hanni Who, rechts neben dem Sieger Bernie Wagner.

Das Siegerbeil geht an Sulaiman Masomi, links von ihm der Drittplatzierte Hanni Who, rechts neben dem Sieger Bernie Wagner.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Zwei Afghanen und ein Österreicher holen sich in Passau die Scharfrichterbeile für das beste Kabarett

Die Afghanen kommen! Unter den drei diesjährigen Trägern des Scharfrichterbeils sind zwei Bewerber mit afghanischem Hintergrund. Sowohl die Jury als auch die Zuschauer vergaben die meisten Stimmen an den 1979 in Kabul geborenen und heute in Köln lebenden Sulaiman Masomi. Das kleine Beil erhielt Hanni Who, der gleichfalls aus Afghanistan stammt. Die mittlere Trophäe für den zweiten Platz ging ins Ausland - an den Oberösterreicher Bernie Wagner.

Sulaiman Masomi beeindruckte im Passauer Scharfrichterhaus vor allem mit einer komplexen Slam-Nummer über eine Krisenkonferenz der deutschen Sprache über den bevorstehenden Tod des Genitivs.
Damit ging er im zweiten Teil seines Auftritts endgültig zum Angriff über. Schon zuvor hatte er darüber geplaudert, warum ein Ausländer "nicht über etwas anderes reden darf als über sein Leben als Ausländer?" Kabarett sei eine Dienstleistung und deshalb vom Markt bestimmt. "Die Mehrheit der Deutschen liebt es, wenn ein Kanake Witze über sich selbst macht".

Seinen Triumph in Passau sah er zwiespältig, denn der Hauptpreisträger erhält ein Henkerbeil im Originalformat. Als offensichtlicher Orientale mit der martialischen Hieb- und Stechwaffe in den Zug einzusteigen ist "vielleicht kontraproduktiv für meine Rückfahrt".

Männer mit langen Bärten

Der drittplatzierte Hanni Who erlebt schon die drei grammatikalischen Geschlechter als ausländerfeindlich, da die Zuschreibung nicht der Logik folgt: "Wenn ich zum Beispiel sage: Ich würde mir ein Haus kaufen, dann weiß jeder, dass dieser Satz überhaupt nicht stimmt, weil ich mir kein Haus leisten kann".

Der Slammer und Comedian erinnerte sich auch an den Tag, als er 2010 in Oberammergau, seiner künftigen Heimat, eintraf. Es war ein Passionsspiel-Jahr und im Ort sah man nur Männer mit langen Bärten und Frauen mit Kopftüchern: "Es sah aus wie in Afghanistan".

Bernie Wagner wiederum berichtete, er habe in Deutschland gar nicht auftreten wollen. Seine Agentur habe ihn überzeugt, dass er aber dort noch alte Nummern auftragen kann. "Da kann man noch reüssieren, indem man vor den Rechten warnt - ihr wisst noch nicht, dass es nichts bringt."

Keine Tiefflieger

Rein äußerlich ist der 27-Jährige aus Gailneukirchen ein ländlicher Zu-spät-Punk, der nun in Wien am "Gegenteil von Rassenhass" leidet. Er mag niemanden mehr, den er kennt.

Wagner beschreibt sich selbst als "schiach", und auf dem abschließenden Gruppenfoto könnte man im Zusammenhang mit der einzigen Frau, die aus 50 Bewerbungen ins Finale kam, von der Schönen und dem Schiachen sprechen. Inka Meyer ist eine Sympathin, die mit Hochgeschwindigkeits-Comedy über den Selbstoptimierungswahn ihrer Geschlechtsgenossinnen lästert. Sie musste ebenso ohne das Beil nach Hause fahren wie die beiden weiteren Österreicher Michael Feindler und Manuel Berrer.

Aber es gab im aktuellen Jahrgang eine große Homogenität und Dichte in der Qualität ohne Himmelsstürmer, aber auch ohne Tiefflieger. Aus dem Nachwuchsalter ist eigentlich Martin Puntigam heraus, der den langen Abend sehr souverän und auf hohem Niveau zusammenhielt.

Er gestand, sich früher aus Feigheit nicht in Passau beworben zu haben. Der inzwischen multipel preisgekrönte 49-Jährige hätte wohl noch immer große Chancen für das ganz große Hackebeilchen.

Bayern 2 sendet den Scharfrichterbeil-Wettbewerb am 7. Dezember von 14.05 bis 15 Uhr in den "RadioSpitzen" und am Samstag, den 8. Dezemerb von 20.05 bis 21 Uhr