Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Amerikanisches mit John Wilson


Louis Schwitzgebel und John Wilson (rechts).

Louis Schwitzgebel und John Wilson (rechts).

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

John Wilson, Louis Schwitzgebel und das Symphonieorchester des BR mit amerikanischer Musik

Die mittlerweile immer wieder gestellte Frage, wer denn dem verstorbenen Mariss Jansons nachfolge, lässt sich seit Freitag immerhin soweit beantworten: John Wilson wird es ganz gewiss nicht. Nach seinem Debüt zeigten ihm die Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks sehr demonstrativ die eisige Schulter. Niemand lächelte freundlich, auch der übliche Applaus aus dem Orchester wurde ihm verweigert.

Aus dem Zuschauerraum ließ sich das nicht ganz nachvollziehen. Wilson dirigierte ein ausgetretene Pfade meidendes Programm mit Musik amerikanischer und nach Amerika emigrierter Komponisten. Die "Ouverture to a Comedy" von André Previn überraschte vor der Wiederkehr des Hauptthemas mit einer fast tragischen Passage. Das Blech trumpfte auf wie bei einem amerikanischen Ostküstenorchester, die Streicher spielten frisch und elegant, als stünde der 1929 in Berlin geborene und erst im vergangenen Februar verstorbene Komponist persönlich vor ihnen.

Nicht nur Meisterwerke

Danach beschäftigte sich der Pianist Louis Schwitzgebel vor allem mit dem Ernst von Gershwins Klavierkonzert in F, das den Broadway mit Tschaikowsky zusammenbringt. Aber eine seriöse Theatralik kann dieses Stück gut vertragen, und der symphonische Jazz stellt sich von selbst ein.

Nach der Pause dirigierte Wilson die 1952 vollendete Symphonie in Fis-Dur von Erich Wolfgang Korngold - ein überreifes Spätwerk voller hymnischer Themen der Hörner. Wenn man dieses Werk mit irgendetwas erklärend vergleichen sollte, dann mit den "Symphonischen Tänzen" von Sergej Rachmaninow. Nur komponierte der ebenfalls in die USA emigrierte Korngold nicht ganz so untergangstrunken.

Angesichts dessen, dass laute Werke im Herkulessaal nicht einfach zu realisieren sind, kam der Dirigent mit der Akustik gut zurecht. Man kann dieser Symphonie zwar nachsagen, dass sie an der Großform scheitert, aber langweilig ist sie keinesfalls. Und das Orchester eines Senders mit Kulturauftrag muss auch nicht immer nur die unbestrittenen Meisterwerke spielen.