Das türkisch-syrische Erdbebengebiet ist weit weg von Straubing, und dennoch leben hier viele Menschen, die dorthin Verbindungen haben. Sie bangen um Verwandte und beklagen Tote. Es werden aber auch Hilfsaktionen gestartet.

"Wir haben eine große türkische Community in Straubing", sagt Feride Niedermeier. Die Stadträtin hat selbst türkische Wurzeln und muss derzeit hilflos aus der Ferne miterleben, welche katastrophalen Ausmaße das Erdbeben hat. Auch ihre Familie ist betroffen. Ihr Bruder, dessen drei erwachsene Kinder, Onkel und Tanten leben in Malatya, einer der am stärksten betroffenen Regionen. Ihre Mutter, die sonst hier in Straubing wohnt, befindet sich derzeit auf Besuch in der Großstadt. Alle hätten das Beben ohne Verletzungen überstanden, sagt Niedermeier erleichtert, stünden nun aber ohne ein Dach über dem Kopf da. Zelte oder das eigene Auto bieten ein wenig Schutz vor der Kälte. Es gibt keinen Strom, keinen Sprit, wenig Nahrung, niemand kommt von dort weg, es gibt so gut wie keine Rettungskräfte und Geräte, nur über Handy könne man Kontakt halten, doch auch das nur sporadisch.

Generatoren und Bohrhämmer

Einer, der gerade Hilfe für das Krisengebiet organisiert, ist Sukan Simsek, bekannt von der Firma Sixt Autovermietung Bayern-Ost, die eine Niederlassung auch an der Heerstraße hat. In Landshut warten derzeit über 40 Tonnen Hilfsgüter auf den Weitertransport - gesammelt vom Bündnis Ukrainehilfe und einer türkischen Jugendgruppe. Die Hilfsbereitschaft sei überwältigend, sagt er. Trotzdem gibt es ein Problem: Wie kommen die Güter dorthin, wo sie gebraucht werden? Am Mittwoch stand lediglich ein Lastwagen zur Verfügung, weitere werden dringend benötigt. Außerdem ruft Simsek dazu auf, Generatoren, Bohrhämmer und Abbruchwerkzeug zur Verfügung zu stellen: "Die Menschen sind eingeschlossen, es gibt keinen Strom, keine Geräte, um sie zu befreien." Auch medizinisches Material wie beispielsweise OP-Besteck werde dringend gebraucht. Wer einen Lkw oder entsprechende Geräte zur Verfügung stellen möchte, kann das unter der Telefonnummer 09421/1887340 melden.

Auf dem Weg ins Erdbebengebiet war am Mittwoch bereits Simseks Geschäftspartner Volkan Öztürk, und zwar im Flugzeug zusammen mit weiteren Helfern des privaten Regensburger Rettungsdienstes RKT. Sie haben das schwer getroffene Gebiet Hatay zum Ziel. Das Team will zunächst die Lage erkunden. Mit im Gepäck hat es bereits Defibrillatoren, EKGs und Verbandsmaterial.

Überwältigt von Spendenbereitschaft

Einen Spendenaufruf gestartet hat auch der Straubinger Ex-Stadtrat Nail Demir. Er selbst hat keine Verwandten im Erdbebengebiet, um die er sich sorgen muss, weiß aber von zwei Familien aus Straubing und Deggendorf, deren Angehörige unter den Todesopfern sind.

Am Mittwochnachmittag ist Demir mit gespendeten Kindersachen auf dem Weg nach Regensburg, wo ein Lastwagen in die Türkei starten soll. Das Möbelhaus Wanninger hat ihm einen Transporter zur Verfügung gestellt. Demir ist überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft in der Stadt. Es kamen derart viele Sachspenden zusammen, dass seine Aktion vorerst gestoppt ist.