Warum Landshut durchdreht

Ursprung einer Tradition - die Landshuter Hochzeit kurz erklärt

Alle vier Jahre geht ein Ruck durch Landshut. Tribünen tauchen entlang der Altstadt auf, Männer und Frauen lassen ihre Haare wachsen, Pferdekutschen traben am Rathaus vorbei und über allem schallt ein lautes „Hallooo“.


sized

Das Highlight der Laho: der Hochzeitszug durch die Altstadt.

Spätestens dann wissen nicht nur die eingefleischten Landshuter: Es ist wieder Hochzeit. Und zwar die von Herzog Georg und der polnischen Prinzessin Hedwig. Im November 1475 heirateten sie und für einen Moment sah es so aus, als ob Landshut der zukünftige Hauptsitz der Wittelsbacher Fürstenfamilie werden würde. Dumm nur, dass Georg und Hedwig nie einen Sohn hatten und statt Landshut am Ende München Landeshauptstadt wurde. 10.000 Gäste sollen zur Hochzeit gekommen sein, Kaiser Friedrich III. hat Hedwig selbst zum Altar geleitet.

Den ersten Festzug gab es 1903 mit nur 145 Mitwirkenden

Als dann Ende des 19. Jahrhunderts bei der Renovierung des Rathausprunksaals Künstler die Wände mit Szenen aus dem historisch sehr gut dokumentierten Fest bemalten, gefiel das einigen Landshutern so gut, dass sie kurzerhand beschlossen, die Hochzeit nachzuspielen. 1902 entstand so der Verein „Die Förderer“, der heute noch für die Landshuter Hochzeit (Laho) verantwortlich ist. 1903 gab es dann den ersten Festzug, mit sage und schreibe 145 Mitwirkenden. Das erste Festspiel war 1905.

Inzwischen ist die Landshuter Hochzeit zu einem der größten historischen Feste Europas gereift. 2.500 Menschen spielen mit, 100.000 Besucher pro Wochenende erwarten die Förderer dieses Jahr. Seit 2018 ist die Landshuter Hochzeit Immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Klar, dass die Förderer deshalb die Sache an den Hochzeits-Wochenenden auch ganz genau nehmen.

Zum Beispiel ist der Zutritt zum Zehrplatz für Besucher in „fremder Gewandung“ verboten. Die Kostüme der Beteiligten sind nämlich genau auf die Mode des Jahres 1475 abgestimmt und die Hochzeit selbst nun mal ein historisches Dokumentarspiel und kein Mittelaltermarkt. Deshalb sind Kostümierte und Besucher auch voneinander getrennt.

Lange Haare sind Pflicht – Bärte, Uhren, Handys tabu

Wie genau die Förderer es mit den Kostümen nehmen, sieht man am besten an den Adeligen. Obwohl die Original-Hochzeit im November stattfand, feiern die Förderer ihre Hochzeit im Juni und Juli. Für die Beteiligten heißt das, bei mitunter 30 Grad in Winterpelzen zu schwitzen. Bärte, Uhren, Handys und sogar Brillen müssen auch dem historischen Anspruch weichen.

Neben Umzug und Festspiel gibt es an den Laho-Wochenenden viele andere Veranstaltungen: vom Mummenschanz über die festlichen Spiele im nächtlichen Lager und einer Fechtschule auf der Burg Trausnitz bis hin zu Ritter- und Reitspielen, Tanzspiel und mehr findet sich sicher für jeden was. Wenn man schnell genug war, sich Karten zu besorgen: Denn die sind in der Regel sehr zügig weg.

Die Darsteller sind keine Profis und treten ehrenamtlich auf

Was alle Beteiligten der Laho ausmacht: Sie sind Laien und machen die Hochzeit ehrenamtlich. Umso größer ist für sie dann der Spaß, wenn nach monatelangen Proben für ein paar Wochen die Altstadt und Umgebung mehr oder weniger ihnen gehören und es Wochenende für Wochenende ein „Halloooo“ und „Himmel Landshut, tausend Landshut“ nach dem anderen zu hören gibt.

Und selbst die Landshuter, die der Landshuter Hochzeit so gar nichts abgewinnen können, nutzen während der vier Wochen gerne die Tribünen, auf denen sich jeden Tag zahlreiche Menschen zu Mittagspause, Picknick und mehr treffen. Ganz ohne Kostüm und Probe, aber sicher im Geist der Original-Laho. Denn während der soll in Landshut auch ein fröhlicher Ausnahmezustand geherrscht haben.