Bayern

Wochenmarkt ganz ohne Einwegverpackung

Im Arnulfpark müssen die Kunden Dosen, Gläser und Sackerl zum Einkaufen an den Standln mitbringen. Wer nichts dabei hat, bekommt Pfand-Dosen


Julia (links) und Veronika haben den Unverpackt-Markt von ihrem Bürofenster aus entdeckt und machen spontan ein kleines Mittagspäuschen.

Julia (links) und Veronika haben den Unverpackt-Markt von ihrem Bürofenster aus entdeckt und machen spontan ein kleines Mittagspäuschen.

Von Ruth Frömmer

München - In München gibt es 35 Wochenmärkte. "Aber das hier ist ein ganz besonderer", sagt die dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) bei der Eröffnung am Mittwoch. Denn der neue Markt im Arnulfpark ist der erste Unverpackt-Markt.

Auch auf andere Märkte nehmen viele Kunden schon ihre Behälter und Tascherl mit. "Da wir als Stadt ein Zero Waste Konzept verfolgen wollen, ist dieses neue Konzept für uns aber sehr wichtig", so Dietl weiter. Die Maßnahme sei ein Beitrag, die Leute zum Umdenken zu bewegen.

Auch Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) ist begeistert über den verpackungsfreien Markt, "direkt im Herzen Münchens". Ein solches Konzept diene nicht nur der Müllvermeidung, sondern beuge auch der Lebensmittelverschwendung vor. "Man kauft genau die Menge, die man wirklich braucht", so Frank. Wer zum Beispiel eine Zitrone braucht, der muss im Supermarkt oft einen Beutel mit mehreren Früchten kaufen.

sized

So schön langsam füllt sich der Unverpackt-Markt im Arnulfpark bei seiner Premiere am Mittwochvormittag.

sized

Kristina Frank (Mitte links) und Verena Dietl (Mitte rechts) probieren die Spezialitäten der Münchner Käsemanufaktur. Für die beiden Produzenten Johannes (links) und Sebastian (rechts) ist es das erste Mal, dass sie ihren Käse auf einem Markt verkaufen.

sized

Hamid und Rebeca verkaufen Oliven, Peperoni, Salate und jede Menge Aufstriche. Wer kein Gefäß dabei hat, bekommt ein Pfandglas.

sized

Der Südtiroler Mario präsentiert den "besten Speck der Welt".

sized

Die meisten Waren von Holzofenbäcker Christian Schroth und seinem Mitarbeiter Dimitrov Toni lassen sich im Stoffbeutel verstauen.

sized

Kaffee-Klatsch ist in der Kaffee-Kutsche möglich. Julian Büchner füllt den Kaffee in Pfandbecher oder mitgebrachte Tassen.

Nicht selten landet das ein oder andere verschimmelte Exemplar dann später im Müll. "So ein Markt hat auch großes Potenzial für den Geldbeutel", so Frank weiter. Denn schließlich bezahlt man auch nur das, was man wirklich braucht. Der Markt ist zwar klein, aber fein. Denn er deckt eine große Bandbreite an Lebensmitteln ab. "Denn Genießer wollen auf nichts verzichten", sagt Frank, "außer auf Einwegverpackungen".

Einwegverpackungen sind ausnahmslos verboten

Für die Stände ist das Konzept auch neu, aber sie sind gut vorbereitet. Die meisten verkaufen auch auf anderen Wochenmärkten und sind es ohnehin gewohnt, dass die Kunden eigene Verpackungen mitbringen. Neu ist hier, dass ihnen ausnahmslos verboten ist, Einwegverpackungen auszugeben. Weder Papiertüten noch pflanzliche Zellophanfolien.

Der ein oder andere Händler muss da noch ein bisserl umdenken. Mario aus Südtirol zum Beispiel. Er verkauft laut eigenen Angaben "den besten Speck der Welt", Käse und andere Spezialitäten. Schon seit sechs Jahren verwendet er keinerlei Plastik für seine hochwertigen Waren, sondern nur Wachspapier und reine Zellophan-Folien. Die darf er hier aber nicht verwenden, drum kann er sich noch nicht so recht vorstellen, ob das Konzept für ihn funktioniert. "Wir müssen alle lernen", sagt er zur AZ.

Hamid und Rebeca verkaufen am Stand Sadak mediterrane Feinkost. Gerade bei solchen Ständen sind die Kunden gewohnt, Aufstriche, Oliven und Salate in kleinen Plastikschälchen zu bekommen. Aber auch die beiden berichten, dass auf anderen Wochenmärkten bereits viele Münchner ohnehin ihre eigenen Dosen mitbringen.

"Das ist auch gar kein Problem", so Osman, "die stellen wir bei uns auf die Waage und befüllen sie. Wer keinen Behälter dabei hat, bekommt gegen zwei Euro Pfand ein Glas, das er beim nächsten Mal zurückbringen kann."

Gegen Pfand gibt es eine wiederverwendbare Plastik-Box

Genau so machen es auch die anderen Verkäufer. Wer spontan Fisch kaufen möchte und keine Dose dabei hat, der lässt sich gegen Pfand eine wiederverwendbare Plastik-Box geben.

Für Johannes und Sebastian von der Münchner Käsemanufaktur ist ihr Stand auf dem Markt eine ganz besondere Premiere. Denn ihren Käse konnte man bis dato noch gar nicht kaufen. Die beiden haben bisher vorwiegend Verkostungen und Käse-Workshops gemacht. Ihren Käse produzieren sie aktuell im Umland, aber sie sind dabei, eine Metzgerei in Bogenhausen zur Käsemanufaktur umzubauen.

AZ-Test: Alle Verkäufer halten sich an die Regeln

Am Stand der Holzofenbäckerei Schroth trifft die AZ Julia und Veronika. Sie arbeiten im Arnulfpark und haben den Markt vom Büro aus gesehen. "Da sind wir gleich runtergekommen, um uns für die Mittagspause einzudecken."

Eine gute Idee, findet die Reporterin und möchte sich spontan eine Brotzeit mit in die Redaktion nehmen. So völlig tupper-und taschenlos stellt sie den ein oder anderen Händler damit gleich am ersten Tag auf die Probe. Und kann versichern: Alle Verkäufer haben den Test bestanden - Einwegpackungen sind wirklich tabu. Weder das belegte Vinschgerl wird in Papier gewickelt noch das gezuckerte Hefegebäck.

Vielleicht ist es in ein paar Jahren ganz normal, immer eine Dose im Gepäck zu haben. Für den Anfang reicht das mittwochs in Neuhausen.

Immer mittwochs 11 bis 17 Uhr, Rainer-Werner Fassbinder-Platz