Geschlossener Spa, leere Zimmer

Wellnesshotels in Ostbayern im Kampf gegen die Beschränkungen


Seit 30. Mai dürfen Hotels in Bayern wieder geöffnet haben. Inhaber von Wellnesshotels profitieren allerdings nicht von der Corona-Lockerung. Angesichts der gezwungenermaßen geschlossenen Spa-Bereiche sind viele Zimmer der Sterne-Häuser leer. (Symbolbild)

Seit 30. Mai dürfen Hotels in Bayern wieder geöffnet haben. Inhaber von Wellnesshotels profitieren allerdings nicht von der Corona-Lockerung. Angesichts der gezwungenermaßen geschlossenen Spa-Bereiche sind viele Zimmer der Sterne-Häuser leer. (Symbolbild)

Erst Buchungen, dann Stornierungen: Selbst zwei Wochen nachdem Wellnesshotels in Bayern ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen, müssen nach wie vor ausgerechnet die Wellnessbereiche geschlossen bleiben. Hoteliers haben mit den Folgen der Corona-Vorgaben zu kämpfen: Umsatzeinbrüche wegen vieler leerer Zimmer. Manche Häuser haben sich sogar dafür entscheiden, gar nicht erst zu öffnen. Auch mit der Grenzöffnung am 15. Juni droht neuer Ärger. Hoffnung macht unterdessen ein Beschluss des Regensburger Verwaltungsgerichts am Freitag.

Die politischen Vorgaben des Freistaats Bayern brechen den Hoteliers das Genick, sagt Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts GmbH mit elf Partnerbetrieben in Bayern auf Nachfrage von idowa. Vor dem Hintergrund, dass die Nachbarländer Tschechien, Österreich, Italien und die Schweiz - allesamt starke Wellnessanbieter - ihre Grenzen öffnen und die komplette Dienstleistung anbieten, komme es für Inhaber von Wellnesshotels in Bayern zu einer "signifikanten Wettbewerbsverzerrung".

Nachfrage bis zu 80 Prozent geringer

"Die Nachfrage ist bis zu 80 Prozent geringer als mit geöffnetem Wellnessbereich", sagt Altewischer. Von seinen Partnerbetrieben weiß er von vielen Buchungsanfragen, die umgehend abgebrochen werden, sobald dem Gast klar werde, dass es kein Wellness-Angebot geben wird. "Bei nahezu jedem Anruf, der in den Hotels eingeht, wird explizit nach Sauna und Schwimmbadnutzungsmöglichkeiten gefragt", fügt Altewischer hinzu. Gäbe es diese Möglichkeiten, würden Gäste buchen.

Ob ein Hotelier nun auf Alternativprogramme zurückgreifen soll oder seinen Betrieb vorerst ganz geschlossen hält, muss von Haus zu Haus individuell bewertet werden, sagt Altewischer. Wenn die Begebenheiten der Umgebung Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, E-Bike-Touren oder Waldbaden zulassen, rät Altewischer den Hoteliers auf diese zu setzen. Leider verfüge jedoch nicht jeder über diese Möglichkeiten und so sei die weitere Schließung des Betriebs teilweise die einzige wirtschaftlich sinnvolle Möglichkeit.

Bei den bayerischen Hoteliers herrsche angesichts der aktuellen Regelungen hauptsächlich Verunsicherung, sagt Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Bayern. "Die Situation sei "äußerst dramatisch". So stelle sich vor allem die Buchungslage in der Hotellerie dar. Die Buchungsrückgänge liegen laut Geppert im Juni bei über 60 Prozent unter den Werten des Vorjahresmonats. Mehr als jeder zweite Betrieb würde demnach weniger als ein Viertel des normalen Umsatzes machen, über ein Drittel sogar weniger als zehn Prozent.

Seit Freitagnachmittag gibt es zumindest einen kleinen Lichtblick: Das Verwaltungsgericht Regensburg hat in einer einstweiligen Anordnung festgestellt, dass die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmeverordnung dem Betrieb eines Innenpools oder einer Sauna "nicht entgegensteht" - solange die Hygienevorgaben eingehalten werden. Geklagt hatte eine Hotelbetreiberin im Bayerischen Wald, deren Haus sowohl innen als auch außen über einen Welnessbereich verfügt. Laut Paragraf 11 der Verordnung sind derartige Freizeiteinrichtungen eigentlich geschlossen. Die Hotelbetreiberin wollte ihre Wellnessbereiche aber mit einem Hygieneschutzkonzept öffnen. Das darf sie nun wohl auch. Der Beschluss gilt zwar nur für das konkrete Hotel - er könnte jedoch Signalwirkung haben, ist Thomas Geppert überzeugt. "Er gibt unserer Argumentation recht, weswegen wir fordern, dass die Bayerische Staatsregierung flexibel und schnell handelt, um eine Klagewelle zu verhindern und weiteren Schaden von der Branche abzuwenden."

Maske im Urlaub für Gäste ein Problem

Dass ein Großteil der Gäste tatsächlich ausbleibt, wenn es kein Wellness-Angebot gibt, ist für das Drei-Sterne-Musik- und Wellnesshotel Mariandl von Familie Dietl im Landkreis Straubing-Bogen bittere Realität geworden. "Momentan rentiert sich die Öffnung nicht", sagt Stefan Dietl. Die Gäste verschieben ihren bereits gebuchten Aufenthalt in Elisabethszell demnach lieber gleich auf 2021. Viele haben wohl ein Problem damit, im Urlaub eine Maske zu tragen, vermutet Dietl. Eigentlich sollte das Musikhotel erst später öffnen, da neben dem bislang eingeschränkten Wellnessangebot auch keine Musik- und Tanzveranstaltungen stattfinden dürfen. Und obwohl der Betrieb aktuell nicht rentabel sei, hat das Mariandl gerade wegen seiner Mitarbeiter und Stammgäste am 5. Juni wieder aufgemacht. Nach dem Gerichtsbeschluss am Freitag rechnet Stefan Dietl fest damit, dass Lockerungen für Hotelbetriebe nun zeitnah kommen werden. "So wichtig die Schließung der Wellnessbereiche am Anfang war, genauso wichtig ist es jetzt, die Schwimmbäder und Saunen im Inneren wieder zu öffnen, um mit Österreich mithalten zu können."

Auch seit 5. Juni geöffnet hat das Vier-Sterne-Hotel Reinerhof in Sankt Englmar. Auch dieser Betrieb im Kreis Straubing-Bogen konzentriere sich nun gezwungenermaßen stärker auf Outdoor-Aktivitäten. Wegen der ausbleibenden Gäste konnte das Hotel am 30. Mai zunächst nicht öffnen. Weil aber seit 8. Juni Außenpoolanlagen wieder genutzt werden dürfen, habe es immerhin in der zweiten Pfingstferienwoche eine verstärkte Nachfrage gegeben, sagt Inhaberin Michaela Reiner. Ob sich die Öffnung bislang rentiert, lasse sich aber noch nicht abschätzen. Manche Tage seien stärker gebucht, manche schwächer. Über den Gerichtsbeschluss aus Regensburg ist Reiner nicht überrascht: "Obwohl die Situation für alle in der Branche neu ist, war das zu erwarten", sagt sie. Sie sei gespannt, wie es nun nach dem Beschluss weitergeht.

Wandern statt Wellness

Das Burghotel Sterr in Neunußberg (Viechtach) im Bayerischen Wald bietet derzeit statt Wellness unter anderem geführte Wandertouren in der Region an. "Allerdings mit mäßigem Erfolg", sagt Inhaber Michael Sterr. Die Überlegung, den Betrieb gar nicht erst zu öffnen, stand im Raum, sagt er. Weil aber seine Hotel-Chalets seit 30. Mai bis Anfang Oktober ausgebucht sind und somit bereits ein Teil der Mitarbeiter wieder aus der Kurzarbeit geholt werden konnte, hat sich der Hotelier für eine Öffnung entschieden. "Über Pfingsten konnten wir gerade mal kostendeckend arbeiten", sagt Sterr. Zu viele Gäste haben demnach storniert. Neue Buchungen für Juni kämen gleichzeitig nur zögerlich hinzu.

"Die Entscheidungen der Regierung, einerseits Grenzen zu öffnen, andererseits den Wellnesshotels in Bayern noch derart große Steine in den Weg zu legen, werden großen wirtschaftlichen Schaden in unserer Branche anrichten", sagt Sterr. Er plädiert gerade nach dem jüngsten Gerichtsbeschluss für ein zügiges Einlenken bei den diversen Einschränkungen in der Hotellerie. Konkret wünscht er sich eine kurzfristige Öffnung der Wellnessbereiche Anfang kommender Woche.