Prozess in München

Mutmaßlicher russischer Spion: "Ich bin kein Agent"


Die Rechtsanwälte Alexandra Gutmeyr und Jens Palupski stehen zum Prozessauftakt im Gerichtssaal.

Die Rechtsanwälte Alexandra Gutmeyr und Jens Palupski stehen zum Prozessauftakt im Gerichtssaal.

Von dpa

Im Prozess um Spionage für den russischen Geheimdienst hat der Angeklagte vor dem Oberlandesgericht (OLG) München jede Absicht bestritten.

"Ich bin kein Agent", sagte der bis 2021 als Wissenschaftler an der Uni Augsburg tätige Russe zum Prozessauftakt am Donnerstag. Der junge Mann ist wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit angeklagt. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass der russische Geheimdienst mit seiner Hilfe vor allem Informationen über die europäische Trägerrakete Ariane bekommen wollte.

Laut Anklage übergab der Mann einem Konsulatsmitarbeiter in München - für insgesamt 2.500 Euro - mehrfach wissenschaftliche Artikel, die öffentlich im Internet zugänglich waren. Zum Teil nutzte er dafür einen Uni-Zugang. Das bestreitet er nicht. Er habe jedoch nicht gewusst, dass der Mann auch Geheimdienstmitarbeiter ist, betonte er. Ihn habe er zufällig bei einem Ausflug mit Freunden kennengelernt. Danach hätten sie sich auf ein Bier verabredet, bei dem der Mann aus dem Konsulat von einer Bekannten berichtete, die in Luftfahrt-Projekte investieren wolle.

Angeklagter: Informationen öffentlich zugänglich

"Ich habe mir nie Gedanken gemacht, dass er ein Mitarbeiter von einer Agentenorganisation sein könnte", sagte der Angeklagte. Er könne sich nicht vorstellen, dass der russische Geheimdienst Interesse an Informationen hat, die ohnehin öffentlich zugänglich sind. Schließlich seien die Artikel über die Ariane-Rakete, bei "Wikipedia" zu finden.

Sein Anwalt betonte, dass es sich bei den Informationen, die sein Mandant übergab, nicht um Geheimnisse handelte. "Er sitzt einzig hier, weil er wissenschaftliche Artikel und Berichte, die für jedermann zugänglich waren, auf Sticks kopiert hat", sagte er. Der Vorwurf der Anklage wirke darum "in Zeiten von Cybercrime und in Zeiten des Internets merkwürdig aus der Zeit gefallen". Denn: "Man kann getrost davon ausgehen, dass auch der russische Nachrichtendienst einen Internetanschluss hat."