Theater

Macht und Verschwörung: «Julius Caesar» in Oberammergau


Nach den Passionsspielen kommt in diesem Jahr im Oberammergauer Passionstheater erneut ein Jahrtausende alter Stoff auf die Bühne: Im ersten Theatersommer nach dreijähriger Corona-Zwangspause will Regisseur Christian Stückl "Julius Caesar" von William Shakespeare inszenieren. Es geht um Macht und den Kampf um das politische System: Die römische Republik ist am Ende, als sich Caesar zum Diktator einsetzt - das Stück um die Ermordung des Herrschers und um das Schicksal des Brutus als Anführer der Verschwörer habe hohe Aktualität, sagte Stückl am Donnerstag.

Es gehe um "einen, der meint, er ist unangefochten" und um den Verlust der Demokratie. "Ich glaube, dass das Stück schon sehr viel mit unserer Zeit zu tun hat." Zudem habe er einen Stoff gesucht, der das große Passionstheater füllt. Mancher werde sagen: "Schon wieder so ein Sandalenstück", sagte Stückl mit Blick auf das Spiel um den Tod Christi, das 2022 Hunderttausende Gäste in das Bergdorf lockte. "Aber ich glaube, Sandalenstücke funktionieren bei uns ganz gut."

Wie bei der Passion wird es eindrückliche Massenszenen geben. Stückl plant mit rund 200 Darstellern auf der Bühne. Von 34 Sprechrollen sind zwei weiblich: Frauenrollen sind noch rarer als bei der Passion. Schon früher hatte Stückl Shakespeare in den Passionsspielort geholt, 2012 mit "Antonius und Cleopatra" und 2014 mit "Sommernachtstraum".

Außerdem gibt es im Juli wieder das zweitägige "Heimatsound Festival" mit Gruppen aus Bayern und dem Alpenraum, darunter Voodoo Jürgens, Steiner & Madlaina und Ringlstetter & Band. Zudem wird das Erfolgsstück "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" aus dem Münchner Volkstheater zwei Tage in Oberammergau gastieren.

Bisher habe der Oberammergauer Gemeinderat nur für diesen Theatersommer grünes Licht gegeben, kritisierte Stückl. Es brauche längere Planungssicherheit. "Ich finde, dass Theater und Kultur zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde gehören." Die nächste Passion kommt 2030, die Vorbereitungen beginnen im nächsten Jahr. Ob Stückl zum fünften Mal seit 1990 die Spielleitung übernimmt, ist noch offen.