Bayern

Braucht Giesing eine Sicherheitswacht?

In Untergiesing-Harlaching wird am Dienstagabend entschieden, ob ehrenamtliche Sherrifs auf Streife gehen sollen


BA-Chef von den Grünen: Sebastian Weisenburger

BA-Chef von den Grünen: Sebastian Weisenburger

Von Verena Lohr

München - Am Mangfallplatz in Harlaching stehen die Leute vor Noah's Eiswelt Schlange. Angenehme 18 Grad und Sonnenschein sorgen für eine entspannte Stimmung. Auch Marianne Klima (75) und Günther Görlich (61) machen es sich in der Eisdiele bequem. Doch reden wollen sie über ein Problem - und ihre Forderung.

Marianne Klima ist Mitglied im Fachausschuss "Sicherheit" des Seniorenbeirats. Sie regt nun an, auch in Untergiesing-Harlaching die ehrenamtlichen Sheriffs auf Streife zu schicken. Im Viertel seien die Senioren "sehr angetan von der Idee", erzählt Klima beim AZ-Gespräch im Eiscafé.

Schon seit 1994 gibt es die Sicherheitswacht in Bayern, in vielen Münchner Vierteln hat sie Tradition. In Schwabing, Sendling, Perlach, Neuhausen, Milbertshofen und im Olympiapark sind die Sheriffs bereits regelmäßig unterwegs.

Günther Görlich und Marianne Klima am Candidplatz. Die beiden kämpfen für eine Sicherheitswacht in Untergiesing-Harlaching.

Günther Görlich und Marianne Klima am Candidplatz. Die beiden kämpfen für eine Sicherheitswacht in Untergiesing-Harlaching.

Für Günther Görlich, Seniorenbeirat in Untergiesing-Harlaching, geht es vor allem um die "Sichtbarkeit der Uniformierten und die ordnungspolitische Wirkung". So sei eine "besorgte Seniorin" in einer Sprechstunde zu ihm gekommen und habe von rücksichtslosen Fahrradfahrern am Hohen Weg hinter dem ASZ berichtet.

Sie habe Probleme damit, mit ihrem Rollator und ihrem Hund dort entlang zu laufen. "Wenn hier eine Präsenz da wäre, könnte es eine disziplinierende Wirkung haben. Vielleicht fahren sie dann nicht gar so schnell und nah an den Seniorinnen und Senioren vorbei", sagt Görlich.

"Man geht ja doch manchmal über eine rote Ampel, aber wenn da ein Polizist steht, dann macht man es nicht", argumentiert er. "Die Seniorinnen und Senioren würden sich einfach sicherer fühlen - es wohnen ja viele ältere Personen hier", sagt Marianne Klima.

Tatsächlich wohnen auch nach der Statistik verhältnismäßig viele Senioren im Bezirk.

Ob sich die Idee mit der Sicherheitswacht in Untergiesing-Harlaching durchsetzt? Wie mehrmals berichtet, hatte sich zuletzt im Westend der Bezirksausschuss deutlich gegen die Sheriffs ausgesprochen.

Die dortige Seniorenbeauftragte Monika Obermeyer argumentierte, dass die Seniorinnen und Senioren durch die Patrouillen irritiert werden könnten und sogar eher die Angst vor falschen Polizisten geschürt werden könnte.

Auch das Freiheitsgefühl sahen im Viertel viele durch die zusätzliche Präsenz Uniformierter gefährdet. Letztlich stellte die Polizei das Projekt ein, das Westend bleibt Sicherheitswacht-frei.

So könnte es auch in Untergiesing-Harlaching sein. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses, Sebastian Weisenburger (40) lehnt mit seiner Fraktion, den Grünen, die Sicherheitswacht grundsätzlich ab.

"Sicherheit im öffentlichen Raum ist Sache der Polizei", sagt Weisenburger auf Anfrage der AZ. "Es ist Aufgabe des Freistaats und der Staatsregierung, die Polizei so gut auszustatten, dass sie dieser Aufgabe voll nachkommen kann."

Er sieht die "Ersatzpolizei" mehr als kritisch. Nach einer 40-stündigen Schulung durch die Polizei darf diese etwa Platzverweise verteilen, Personalien aufnehmen und ist mit einem Pfefferspray ausgestattet. "Um professionell mit Situationen umzugehen, braucht es eine vollständige Ausbildung", so Weisenburger.

Auch habe es von der Bürgerseite keine Forderungen in der Art gegeben. Man wolle im Bezirk Probleme mit Dialogen lösen.

Wer sich durchsetzt? Das wird sich heute Abend zeigen. Da steht das Thema im Bezirksausschuss zur Entscheidung an.

ot