Umwelt

Bericht zur Lage der Natur: Gefährdete Arten, leidender Wald

Die Regierung hat den ersten Bericht zur Lage der Natur in Bayern vorgelegt. Sie sieht sich auf einem guten Weg - doch der Bericht zeigt auch, dass die Natur im Freistaat leidet.


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Die Sonne scheint in einem Wald zwischen Bäumen hindurch.

Der Umwelt in Bayern geht es an vielen Stellen schlecht. Wie sehr, das zeigt der aktuelle Bericht zur Lage der Natur in Bayern, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. So weist die seit 2016 laufende Aktualisierung der Roten Listen nach bundeseinheitlichen Standards aktuell für mehr als die Hälfte der neu bewerteten Arten einen Gefährdungsstatus aus. Und auch um viele Waldbäume ist es schlecht bestellt.

Bisher wurden für die Roten Listen 2973 Arten aus 14 besonders relevanten Gruppen neu bewertet. 6,5 Prozent sind dem Bericht zufolge in Bayern bereits ausgestorben, 36,7 Prozent gefährdet oder vom Aussterben bedroht und weitere 7,6 Prozent so selten, dass sie ein erhöhtes Aussterberisiko haben. Über alle Arten ergibt sich dem Bericht zufolge ein Anteil von 45 Prozent Arten mit Gefährdungsstatus, hier sind aber teils deutlich ältere Datenstände enthalten.

Besonders schlecht ist die Situation den neuen Erhebungen zufolge für Kriechtiere. Auch Lurche, Weichtiere, Tagfalter, Flechten und Bienen sind überdurchschnittlich gefährdet. Bei Netzflüglern, Säugetieren, Brutvögeln, Libellen und Moosen sieht es dagegen etwas besser aus.

Auch der Wald leidet. Zwischen 2012 und 2021 haben sich der Zustand der Waldbäume "deutlich verschlechtert", heißt es im Bericht. Stand 2021 hätten rund 40 Prozent deutliche Schäden aufgewiesen. Das ist fast doppelt so viel wie 2012. Hier haben sich unter anderem die "extrem trockenen und heißen Sommer der letzten Jahre" bemerkbar gemacht.

Im Vorwort des Berichts, der von der Obersten Naturschutzbehörde und dem Umweltministerium vorgelegt wurde, heißt es allerdings auch, die Lage der Natur habe sich "in den vergangenen Jahren spürbar verbessert". Dies ist verbunden mit dem Hinweis, dass die Natur Zeit zur Entfaltung brauche und die Rückkehr der Biodiversität ein langfristiger Prozess sei.

Der Vorsitzende der Landtags-Grünen, Ludwig Hartmann, warnte dagegen: "Die Natur in Bayern gerät immer mehr aus dem Gleichgewicht." Gleichzeitig griff er die Staatsregierung an. Diese scheitere "meilenweit an ihren selbstgesteckten Zielen". Dafür fehle es an Umsetzungswillen, denn "Ziele allein helfen unseren bedrohten Tieren und Pflanzen in Bayern keinen Schritt weiter." So liege unter anderem der Flächenverbrauch doppelt so hoch wie angestrebt. Im Bericht zeigt sich seit 2013 keine wesentliche Veränderung. 2020 lag er bei 12 Hektar pro Tag.

Auch anderen Gruppen, die am Volksbegehren Artenvielfalt beteiligt waren, auf das die Existenz des Berichts letztlich zurückgeht, meldeten sich zu Wort. Der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) Norbert Schäfer sagte, die Rahmenbedingungen für den Naturschutz hätten sich deutlich verändert und erste Erfolge seien erzielt worden. Dennoch sei die Natur "teils in desolatem Zustand". Das bedeute: "wir haben zwar die Werkzeuge und Handwerker bekommen, doch jetzt müssen die Reparaturarbeiten intensiv vorangebracht werden".

Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) betonte dagegen, man habe ein neues Zeitalter beim Artenschutz eingeläutet und gemeinsam bereits viel erreicht. "Wir wollen den Artenschwund in Bayern stoppen. Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand", sagte der Minister. "In den zurückliegenden Jahren wurden im Artenschutz allein im Umweltbereich zusätzlich neue Mittel von insgesamt deutlich über 100 Millionen Euro eingesetzt."

Einem Ministeriumssprecher zufolge wurden im Rahmen des Volksbegehrens Plus bereits 140 Maßnahmen aufgesetzt: "von Gewässerrandstreifen über den Ausbau des Biotopverbunds und die Stärkung des Vertragsnaturschutzes bis hin zum Streuobstpakt". Rund 80 Prozent der Maßnahmen seien bereits erledigt. Das Ziel, den Artenschwund zu stoppen, werde sich in Zukunft auch in den Roten Listen abbilden.