Preissteigerungen

Straubinger Hilfsaktionen stehen zum Schulanfang Familien in Not bei

Alles wird teurer - doch bei Schulmaterialien sind die Preise noch heftiger gestiegen als anderswo. Viele Familien stehen zum Schulanfang vor einer finanziellen Herausforderung. Zwei Aktionen in Straubing wollen helfen.


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Deutliche Preissteigerungen bei Schulmaterialien stellen mehr und mehr Familien vor eine finanzielle Herausforderung.

Alles wird teurer – so wirkt es für viele Menschen in den letzten Jahren. Inflation und Preiserhöhungen treffen dabei manche Bereiche härter als andere. Um stolze 13,6 Prozent sind zum Beispiel die Preise für Papierprodukte wie Schulhefte und Zeichenblöcke im Juli 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Das ist deutlich mehr als die 6,2 Prozent Preissteigerung der allgemeinen Verbraucherpreise.

Das trifft Familien kurz vor dem Schulanfang am härtesten. Auch in Straubing gibt es immer mehr Menschen, für die die Anschaffungen zum neuen Schuljahr zur grenzwertigen Belastung werden. „Wir sehen immer mehr Familien, die mit dieser Entwicklung kämpfen. Und gerade viele Alleinerziehende stehen kurz vor der Armut“, sagt Hannelore Christ, Vorsitzende des Straubinger Bündnis für Familie.

Das Bündnis setzt sich mit vielen Aktionen für Familien in Straubing ein und hat sich dabei besonders die unbürokratische und schnelle Hilfe in Notsituationen auf die Fahnen geschrieben. Bereits zum 14. Mal wird am Mittwoch, 6. September, wieder ihre Schulstarter-Aktion stattfinden. Dabei verteilt das Bündnis vom Familienbüro in der Koppgasse 16 zwischen 16 und 18 Uhr, Gutscheine für Schulmaterialien an bedürftige Familien – eine Hilfe, die jedes Jahr mehr Menschen in Anspruch nehmen müssen.

„Es treibt mir oft Tränen in die Augen“

„Als wir die Aktion im September 2009 das erste Mal anbieten konnten, haben wir 30 Gutscheine verteilt. Letztes Jahr waren es schon 65“, sagt Christ. „Und wir könnten noch viel mehr davon verteilen, wenn wir die finanziellen Möglichkeiten hätten.“ Sie und der Leiter des Familienbüros, Stefan Dettl, wissen auch, dass ihre Gutscheine, auch nach einer Erhöhung von 25 Euro auf 30 Euro, für die betroffenen Familien nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. „Aber wir tun, was wir können. Es treibt mir oft die Tränen in die Augen, wie dankbar die Leute schon für 30 Euro sind und welchen Unterschied das für sie machen kann“, sagt Dettl, der zuvor 20 Jahre lang Leiter des Straubinger Jugendamts war.

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Klaus Dettl, Leiter des Familienbüros, und Hannelore Christ, Vorsitzende des Bündnis für Familie, organisieren auch dieses Jahr die Schulstarter-Aktion.

Die Schulstarter-Aktion wird auch ermöglicht, weil das Bündnis in Gaby Heindl vom gleichnamigen Schreibwarengeschäft eine tatkräftig unterstützende Partnerin gefunden hat. „Wir sind froh, dass wir ein Geschäft an unserer Seite haben, das nicht nur hochwertige Schulmaterialen verkauft, sondern den Familien auch mit Beratung zur Seite steht.“ Für die Schulstarter-Aktion gibt Heindl einen zehnprozentigen Preisnachlass auf die Gutscheine, die das Bündnis kauft. Dieser Nachlass wird dann in Form weiterer Gutscheine an das Bündnis weitergegeben.

Heindl versucht die Preiserhöhungen, gerade zum Schulanfang, durch größere Bestellmengen auszugleichen. Trotzdem ist ihr bewusst, wie schwierig die finanzielle Lage für viele Familien ist. Sie hat bei vielen Artikeln, wie Mal- oder Filzstiften, zwei verschiedene Marken auf Lager, damit es eine günstigere Alternative gibt. „Das heißt aber natürlich nicht, dass die günstigere Option zwangsläufig von minderer Qualität ist. Da geht es oft eher um den Markennamen“, betont Heindl.

„Kinder brauchen eine gleichberechtigte Chance“

Einen ähnlichen Fokus auf Hilfe bei gleichbleibender Qualität legen die Rotary Clubs Straubing und Straubing Gäuboden bei ihrer jährlichen Schultüten-Aktion. Dort fokussiert man die Hilfe vor allem auf Familien, die zwar keine Sozialleistungen beziehen, für die solche Sonderausgaben aber trotzdem eine große Herausforderung darstellen.

Die Idee und ursprüngliche Ausführung der Aktion stammt von Mitgliedern des Straubinger Rotaract Clubs in dem sich junge Erwachsene für die Gemeinschaft einsetzen, berichtet Alexandra Göldner, Junior-Chefin des Kinderladen Spatz und Mitglied im Rotary Club Straubing Gäuboden. Sie betont: „Gerade der Bereich Bildung ist wahnsinnig wichtig. Kinder brauchen eine gleichberechtigte Chance gute Erwachsene zu werden.“

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Alexandra Göldner packt für die Rotary Clubs Straubing und Straubing Gäuboden Schultüten für bedürftige Familien.

Dafür füllt sie im eigenen Laden Schultüten mit allem, was die Erstklässler für ihr Schuljahr brauchen. Dazu gehört unter anderem ein Federmäppchen mit Bleistiften und Buntstiften, ein Sportbeutel, eine Brotzeitdose, eine Trinkflasche und Stundenpläne. Finanziert werden die Schultüten mit Spenden. „Wir wollen den Kindern etwas Hochwertiges an die Hand geben“, sagt Göldner.

Entwicklung ist vielen Menschen nicht bewusst

Der Bedarf ist groß, denn auch die Rotary Clubs verzeichnen bei ihren Hilfsaktionen einen steten Zuwachs. „Dieses Jahr haben wir 49 Schultüten ausgegeben. Das ist ein neuer Rekord“, sagt sie. „Gerade der Sprung im Vergleich zum letzten Jahr ist enorm. Und selbst da waren es schon 33.“ Ein Ansturm, der kombiniert mit den hohen Preisen auch Göldner vor Herausforderungen stellt. Sie berichtet, dass es immer schwieriger werde, die Schultüten zu füllen. Sie versucht auf alternative Lieferanten auszuweichen, doch manchmal muss sie auch Artikel streichen. Wichtig ist auch ihr ein gleichbleibender Qualitätsstandard: „Es sind alles Sachen, die ich meinen Kindern auch geben würde.“

Einig sind sich alle Helfer dabei, dass die momentane Entwicklung immer besorgniserregender wird. „Das sind oft erschütternde, emotionale Schicksale, mit denen man da konfrontiert wird“, sagt Christ. Aber das sei vielen Menschen nicht bewusst, wenn sie nicht selbst davon betroffen seien, ergänzt Dettl. Er betont: „Es ist wichtig, dass die Leute mitbekommen, wie es da brennt.“

Info

Das Bündnis für Familie bittet für seine Schulstarter-Aktion und andere Initiativen um Spenden. Interessierte können an folgendes Konto des Straubinger Bündnis für Familie e.V. spenden: IBAN: DE70 7425 0000 0240 7641 59