Irritationen im Marktrat

Kerzenaktion vor dem Auer Rathaus wirft Fragen auf


Vor dem Auer Rathaus wurden brennende Kerzen abgestellt, die der Bürgermeister wieder entfernen ließ.

Vor dem Auer Rathaus wurden brennende Kerzen abgestellt, die der Bürgermeister wieder entfernen ließ.

Der Schein trügt - das kann man wohl über eine Lichteraktion sagen, die sich in jüngster Zeit vor dem Rathaus des Marktes Au abspielte. Dort stellten nicht näher bekannte Zeitgenossen Kerzen ab, wobei über den Hintergrund der Initiative trefflich spekuliert werden darf. Bekannt ist ein dubioser Aufruf in den Sozialen Medien, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.

In wenn auch korrektem Deutsch, jedoch schwurbeligen Formulierungen ist in besagtem Aufruf die Rede davon, "mit Licht gegen die Dunkelheit zu protestieren und Kerzen an eure Rathäuser zu tragen". Angeblich hat das laut den Autoren "letzte Woche zigtausende Bürger motiviert". Dann ein überraschender Schwenk quer durch die Republik: "An fast jedem Rathaus in Sachsen bildeten sich Kerzenmeere." Weiter heißt es: "Und das wollen wir alle zusammen diesen Montag wiederholen."

Die Einladung haben wohl einige Auer Bürger ernst genommen und machten sich mit Kerzen auf den Weg zum Rathaus, um die Lichter an der Treppe zum Osteingang abzustellen. Ohne die eigene Identität preiszugeben, schreiben die Autoren in den Sozialen Medien noch folgendes, was dem geneigten Leser auch nicht mehr Klarheit verschafft: "Wir sind viele und machen anderen Mut, die Zweifel haben, ob sie den täglichen Widrigkeiten widerstehen!" Das alles gipfelt schließlich in dem Aufruf: "Ob beim Spaziergang oder alleine: Geht morgen zu euren Rathäusern und stellt Kerzen auf! Unser Licht gegen die Dunkelheit, die die herrschende politische Schicht über unser Land bringt!"

Doch kaum erstrahlte das Lichtermeer vor dem Rathaus, verschwand es schon wieder. Auf Anordnung von Bürgermeister Hans Sailer (FWG) räumten die Mitarbeiter des Bauhofs die Kerzen am nächsten Morgen ab. Dabei ging es allerdings weniger um die Sauberkeit auf dem Platz, als um den politischen Hintergrund der Kampagne.

Rita Straßberger (GOL) ärgerte sich über die Anordnung des Rathauschefs und beschwerte sich deswegen in der jüngsten Sitzung des Marktrates. Sie sprach von einem "Zeichen der Liebe", das dort wie an vielen anderen Orten in der Region gesetzt werde. Diese Reaktion ihrer Ratskollegin überraschte Beatrix Sebald (FWG) dann doch. Denn die Initiatoren seien "eindeutig der Querdenkerszene zuzuordnen", wusste die dritte Bürgermeisterin und wurde von Michael Hillebrand (CSU/PfW) in ihrer Einschätzung vollauf bestätigt. Daraufhin zückte Vizebürgermeister Martin Linseisen sein Handy und zitierte den Originaltext des Aufrufs der nicht näher benannten WhatsApp-Gruppe. Sein Kommentar: "Jetzt ist die Sache wohl eindeutig geklärt."