Landshut

Sie sind sich treu geblieben

Einmal Kultureinrichtung, immer Kultureinrichtung: Das nicht mehr wegzudenkende Kinoptikum wird 40


das Bierkammerl der bis heute munteren Kneipe ?Schwarzer Hahn?.

Das Bierkammerl der bis heute munteren Kneipe „Schwarzer Hahn“.

Von Uli Karg

„Sicher ist es nicht unvermessen, eine so verstandene Einrichtung neben allen geläufigen kulturellen Einrichtungen wie Theater, Konzert, Museen, Bibliotheken usw., zu sehen. Wie die genannten Institutionen ist sie Träger von Kulturgut und vermittelt ebenso die geistigen wie die künstlerischen Lebensäußerungen eines Volkes; sie zeigt die gesellschaftliche Entwicklung und die Vielfalt der Erscheinungsformen menschlichen Zusammenlebens auf. Das kulturelle Anliegen dieser Konzeption ist die systematische Arbeit mit dem Medium Film als Kunstform und Ausdruck gesellschaftlicher Phänomene. Da Film ein Kulturprodukt und kein Industrieprodukt ist – hier könnte man sich wieder daran erinnern.“

(aus: Landshuter Zeitung, 18. Oktober 1977, „Was ist ein ,Kinoptikum‘ ? – Ab Freitag, 21. Oktober 1977, ist Landshut um eine kleine Kultureinrichtung reicher“)

An diesem Wochenende feiert das Kinoptikum sein 40-jähriges Bestehen. Und das, was in der Landshuter Zeitung 1977 zur Eröffnung geschrieben stand, gilt bis heute: Das Kinoptikum erinnert mit seinem Programm nach wie vor daran, dass Film nicht nur ein Industrie-, sondern auch ein Kulturprodukt ist. Man ist sich einigermaßen treu geblieben über all die Jahre. Ein größeres Kompliment lässt sich einem idealistischen Projekt nicht machen.

Angefangen hatte alles im März 1970. Örtliche Cineasten gründeten den Verein Filmzentrum. Damit sie endlich die Filme schauen konnten, die in den damaligen Landshuter Kinos nicht gespielt wurden. Sie zeigten die Filme einfach selbst. Mit Projektor und Filmrollen wanderte man anfangs zum „Gabelsberger Hof“ oder in den „Rieblwirt“, bis Kelly Baumann und Franz Schmid den Filmfreunden Obdach im ehemaligen Bierkammerl des „Schwarzen Hahns“ gewährten. Das Off-Kino „Kinoptikum“ war geboren. Zur Premiere gab’s Fellinis „La Strada“, als Vorfilm wurde „Le Grande Méliés“ gezeigt, eine Dokumentation über den französischen Zauberkünstler und Illusionisten Georges Méliés.

Das erste Programmheft erschien im Januar 1978 (mit „Limonaden-Joe“, „Wallraff bei BILD“, „Branca Leone“ und „Panzerkreuzer Potemkin“). Der unscheinbar daherkommende Faltzettel bot in seinen knappen Filmbeschreibungen bereits damals etwas von dem Wortwitz, der charakteristisch werden sollte für die Kinoptikum-Programme. Seit 1980 (Kinoptikum-Hit damals: die FJS-Dokumentation „Der Kandidat“) zeichnet sich Roland Hartig für Layout und Redaktion der Programme verantwortlich, anfangs noch mit Schere, Tusche, Filzstift und Kopierer („Das hat Tage gedauert“). Zwischen 1983 und 2000 war Hartig – mit einer arbeitsbedingten Unterbrechung – auch Vorsitzender des Filmzentrums, sein privates Archiv von 700 Filmen (auf Filmrollen wohlgemerkt) stellt er dem Kinoptikum bis heute zur Verfügung. Ansonsten werden die Filme mittlerweile auch am Nahensteig überwiegend digital gezeigt. Von den Mitgliedern. Ehrenamtlich.

1997 stellte das Kinoptikum auf einen täglichen Spielbetrieb um, nicht zuletzt deshalb, weil dies eine Voraussetzung war, um die Förderprämie für ein herausragendes Jahresprogramm vom Film-Fernseh-Fonds Bayern zu bekommen – die man seitdem auch regelmäßig erhalten hat. Seit dem Jahr 2000 stehen Christiane Vogel und Michael Polierer (seit geraumer Zeit auch Kelly Baumanns Partner im „Hahn“) an der Spitze des Filmzentrums. 28 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Nachwuchsprobleme, sagt Vogel, gibt es keine, wobei ihr Neumitglieder jeden Alters willkommen sind. Bis heute habe sich der Geist der Anfangsjahre gehalten: „Da gibt es eine wahnsinnige ideelle Verbundenheit.“ Und noch etwas ist seit 1977 unverändert geblieben: Im Publikum gibt es quasi keine Raschler und Ratscher.