Landshut

Hauchdünne Mehrheit gegen TGL-Vorhaben

Stadtrat lehnt Hallenneubau im Sportzentrum West ab – Planungen laufen dennoch weiter


Im hinteren Bereich des Sportzentrums West würde die Turngemeinde Landshut gerne eine neue Turnhalle an die bestehende Dreifachh

Im hinteren Bereich des Sportzentrums West würde die Turngemeinde Landshut gerne eine neue Turnhalle an die bestehende Dreifachhalle andocken. Der Stadtrat hat dieser Planung nun zunächst einmal eine Absage erteilt.

Ganz lange Gesichter gab es am Freitagabend bei den Verantwortlichen der Turngemeinde Landshut (TGL), als das eher überraschende Ergebnis aus der Stadtratssitzung durchgesickert war. Mit der hauchdünnen Mehrheit von 21:19 lehnte das Plenum im nichtöffentlichen Teil - angeführt vor allem von den Mitgliedern von SPD und Grünen - einen Zuschuss für den geplanten Neubau einer Turnhalle im Sportzentrum West ab. Doch für die TGL ist das Projekt damit noch nicht gestorben. Man will die Planungen weiter vorantreiben und hofft, dass die Entscheidung im Haushaltsausschuss revidiert wird.

Nach einer vorläufigen Schätzung würde der Bau circa 2,5 Millionen Euro kosten. Der Eigenanteil der TGL würde dabei 1,25 Millionen Euro betragen. Der Bayerische Landessportverband (BLSV) wäre mit einer Förderung von 20 Prozent, also 500.000 Euro, im Boot. Gemäß ihrer Sportförderrichtlinien würde sich die Stadt mit einem 30-prozentigen Zuschuss, also 750.000 Euro, beteiligen. "Für einige Stadträte ist das mit den BLSV-Fördermitteln noch nicht klar geregelt", sagte Oberbürgermeister Hans Rampf auf LZ-Anfrage. Und außerdem habe sich für viele die Frage nach der Priorität gestellt - sprich: Der Schwerpunkt liege auf Maßnahmen im Bildungsbereich.

"Wenn der TGL-Chef Josef Meier heißen würde . . . "

Dies scheint jedoch nur die eine Seite der Medaille zu sein. Hinter vorgehaltener Hand warf ein Stadtrat seinen Kollegen vor, das Projekt zu benutzen, um der streitbaren TGL-Vorsitzenden Gabriele Goderbauer-Marchner kräftig eins auszuwischen: "Wenn der TGL-Chef Lisa Huber oder Josef Meier heißen würde, hätte es eine klare Zustimmung gegeben", ist sich der Stadtrat sicher. OB Rampf wollte sich dazu zunächst nicht äußern, tat es aber dann doch: "Es hatte bei manchen leider den Anschein, dass dies tatsächlich eine Rolle gespielt hat."

Goderbauer-Marchner nahm diese möglichen Hintergründe der für die TGL so negativ ausgefallenen Entscheidung äußerlich gefasst auf: "Ich bin überzeugt, dass sich die überwiegende Mehrheit der Stadträte bei solch wichtigen Beschlüssen nicht von persönlichen Ressentiments leiten lässt." Von Seiten der TGL werde man jedenfalls weiter mit offenen Karten spielen - gerade mit Blick auf die unverändert angespannte Haushaltslage der Stadt: "Ich denke, dass wir gute Argumente haben, mit denen wir die meisten der jetzt skeptischen Kollegen im Stadtrat am Ende doch noch davon überzeugen können, dass wir die neue Halle dringend benötigen."

Möglicherweise, räumt Goderbauer-Marchner ein, sei man zu schnell vorgegangen, habe nicht ausreichend erklärt, was man plane. "Wir werden unser Finanzierungskonzept detailliert erläutern. Und vom BLSV haben wir bereits das Signal erhalten, dass der Turnhallenbau mit Sicherheit förderfähig ist." Der zweite TGL-Vorsitzende Harald Kienlein und Stephan Rauhmeier, Leiter der Turnabteilung, untermauerten die Notwendigkeit einer neuen Halle nochmals mit aktuellen Zahlen. Seit 2013 habe die Turngemeinde fast 500 neue Mitglieder hinzugewonnen, sei mit rund 6100 Mitgliedern der größte Sportverein Niederbayerns. Vor allem die Turnabteilung, die am meisten von der neuen Halle profitieren würde, sei ständig am Wachsen, sagte Rauhmeier: "Einschließlich Aerobic, Rope Skipping, Jazz- und Stepptanz sowie der Kindersportschule haben wir inzwischen fast 3000 Mitglieder." Irgendwann gehe es nicht mehr.

Ludwig Graf pocht auf Gleichbehandlung

Davon ist mittlerweile auch Ludwig Graf überzeugt. Dies ist deswegen pikant, weil der Freie-Wähler-Politiker im Sportsenat im April eine von drei Gegenstimmen war und gemeinsam mit Robert Gewies (SPD) und Raziye Sarioglu (Grüne) mit seiner Unterschrift unter den Nachprüfungsantrag maßgeblich dafür verantwortlich war, dass das Thema im Plenum landete. Nunmehr stimmte Graf nach reiflicher Überlegung für das Vorhaben: "Mir kommt der Betrag, den die Stadt stemmen muss, zwar immer noch hoch vor. Aber ich habe mich mit den TGL-Verantwortlichen zusammengesetzt, mir alles erklären lassen und deshalb meine Meinung geändert." Die Summe bewege sich "noch im Rahmen", sagte Graf. Und schließlich würden auch andere Sportvereine in Landshut einen 30-prozentigen Zuschuss für ihre Baumaßnahmen erhalten. "Am Ende ist es auch eine Sache der Gleichbehandlung", sagte Graf.

Nun hoffen die TG-Verantwortlichen, dass sich auch andere Stadträte vor den entscheidenden Haushaltssitzungen im Herbst noch umstimmen lassen. Die Planungen gehen jedenfalls weiter. "Eine Planung geht ja nicht kaputt. Die wäre auch in einigen Jahren noch zu gebrauchen", sagte Kienlein. Oberbürgermeister Hans Rampf muss man jedenfalls nicht lange überzeugen: "Ich habe dafür gestimmt."