Landshut

Der Streit der Festwirte eskaliert

Peter Vorholzer bewirbt sich auch für die Frühjahrsdult – und erntet dafür heftige Kritik


Das Objekt der Begierde: Wer bekommt das große Festzelt auf der Frühjahrsdult 2015?

Das Objekt der Begierde: Wer bekommt das große Festzelt auf der Frühjahrsdult 2015?

Während sich die Brauerei Wittmann und das Landshuter Brauhaus in schöner Regelmäßigkeit bei der Belieferung der Frühjahrs- und der Bartlmädult abwechseln, sind die Verhältnisse bei den Festwirten seit Jahren geklärt: Die Familie Widmann bewirtschaftet bei der Frühjahrsdult das große Zelt, Peter Vorholzer übernimmt den Ausschank bei der Bartlmädult. Es war also alles in bester Ordnung - auf bayerische Art, wie manch Beobachter lästerte. Nun aber könnte sich dieser Zustand ändern: Denn Vorholzer hat sich völlig überraschend auch für die Frühjahrsdult beworben und damit das bislang gut funktionierende Gentlemen's Agreement aufgekündigt. Die Aufregung hinter den Kulissen ist groß, es wird auf allen Seiten mit beinharten Bandagen gekämpft. Die frostige Atmosphäre lässt tief blicken, was von den launigen Reden der Honoratioren bei Bierprobe oder Dultversammlung tatsächlich zu halten ist. Nun wird es also zu einer Kampfabstimmung kommen. Die Entscheidung für das Jahr 2015 wird der Dultsenat am 8.Dezembertreffen.

Vorholzer: "Will nicht jedes Jahr den Nachteil haben"

Seit 1968 ist die Festwirtsfamilie Vorholzer auf der Landshuter Dult - zumeist der Bartlmädult - vertreten. Peter Vorholzer hat das Geschäft 1991 von seinem Vater übernommen. Er ist also seit einer gefühlten Ewigkeit mit dabei. Warum will er mit seinem Vorstoß nun "in ein Wespennest stechen", wie ein Insider es ausdrückte? "Es gibt große Umsatzunterschiede zwischen der Frühjahrsdult und der Bartlmädult. Ich sehe nicht ein, warum ich jedes Jahr den Nachteil haben soll", sagt Vorholzer. Er habe schon vor Jahren vorgeschlagen, dass sich die Festwirte analog zu den Brauereien abwechseln könnten. "Einmal mach ich die Frühjahrsdult, im nächsten Jahr der Franz Widmann. Das wäre doch ein fairer Kompromiss." Aber dieser Vorschlag sei stets abgeblockt worden.

Und Vorholzer weiß auch genau, wem er dafür die Schuld zu geben hat: "Wenn jemand hohe öffentliche beziehungsweise politische Ämter bekleidet, tut er sich da relativ leicht." Damit spielt er auf Festwirtin Jutta Widmann an, Stadträtin und Landtagsabgeordnete der Freien Wähler. Ihm sei sogar eine unmissverständliche Drohung zugekommen, ob er denn schon wisse, mit wem er sich da anlege. Vorholzer lässt dies jedoch unbeeindruckt: "Ich bin es leid, immer zu kuschen. Ich habe einen breiten Buckel."

Franz Widmann will diese Vorwürfe nicht groß kommentieren. "Ich bin schon mehr als überrascht über die Bewerbung des Herrn Vorholzer für die Frühjahrsdult. Es ist für mich auch nicht verständlich - denn jeder hat sich in den vergangenen Jahren an gewisse Spielregeln gehalten." Er glaube zudem nicht, dass Vorholzer überblicke, was er damit unter Umständen anrichten könnte. "Im Endeffekt gefährdet er damit alle: mich, die Brauereien, die anderen Festwirte - und letztlich natürlich auch sich selbst."

Insider: Vorholzer bietet "Dumping-Preise"

Was Widmann damit meint, kann Bürgermeister Erwin Schneck (Freie Wähler), seines Zeichens Vorsitzender des Dultsenats, näher erläutern: "Es gibt mehrere Kriterien, nach denen der Senat das große Festzelt vergibt. Ortsansässigkeit ist eines davon, Zuverlässigkeit ein anderes. Auch die Attraktivität des Zeltes und des Rahmenprogramms wird bewertet." Beim letzten Punkt sei zuletzt nach der Bartlmädult durchaus Kritik laut geworden am häufig arg biederen Musikprogramm im Vorholzerzelt. "Abgesehen vom Montagabend mit der STS-Coverband, die viele Besucher angelockt hat", sagt Schneck.

Natürlich gehöre auch die Preisgestaltung mit dazu, sie sei aber letztlich nicht kriegsentscheidend. Nach LZ-Informationen hat Vorholzer ein extrem günstiges Angebot abgegeben, ein Insider spricht sogar von Dumping-Preisen. Eine Vorentscheidung sei dies dennoch nicht, sagt Schneck. "Im Endeffekt muss das Gesamtpaket die Mitglieder des Dultsenats überzeugen."

Und was wäre nun, wenn Vorholzer tatsächlich beide Dulten für das Jahr 2015 zugesprochen bekäme? Denn Widmann hat sich - wie die Jahre zuvor bereits - ausschließlich für die Frühjahrsdult beworben und für den Sommer seinem Rivalen das Feld überlassen. "Das kann ganz leicht ins Auge gehen", befürchtet Schneck. Denn dann käme man für 2016 wohl nicht umhin, die Ortsansässigkeit als wichtiges Kriterium zurückzustellen oder sogar gänzlich zu streichen. "Dann wäre alles offen, jeder - auch Brauereien und Wirte von außerhalb - könnten sich bewerben und hätten beste Chancen, zum Zug zu kommen." Wäre das denn so schlimm? "Ich lege schon Wert darauf, dass wir hier unsere lokalen Unternehmen bevorzugen. Denn das sind schließlich unsere Steuerzahler hier vor Ort", sagt Schneck.

OB Rampf watscht Vorholzer kräftig ab

Es kommt nicht oft vor, dass sich der streitbare Freie-Wähler-Politiker moderater äußert als Oberbürgermeister Hans Rampf. Gestern war es soweit: "Wir hatten in den letzten sieben Jahren einen sehr guten Rhythmus, es war alles in Ordnung. Ich bin überhaupt nicht amüsiert über das, was da jetzt passiert", sagte Rampf. Für Vorholzers Vorgehen hat er spürbar kein Verständnis: "Jeder hat gutes Geld verdient. Ich verstehe nicht, warum man da jetzt so einen Ärger reinbringen muss." Er habe die Vermutung, so Rampf, dass Vorholzer alles auf eine Karte setze - schließlich sei er, abgesehen von der Bartlmädult, kaum noch irgendwo als Festwirt vertreten.

In der Tat hat Vorholzer zuletzt auch das Ergoldinger Volksfest verloren, wie Bürgermeister Andreas Strauß auf Nachfrage bestätigte: "Der Festausschuss des Marktes wollte sich nach anderen Anbietern mit neuen Konzepten umschauen und hat deshalb regional beschränkt ausgeschrieben." Den Zuschlag hat Festwirt Christian Krämmer bekommen. "Er hat das interessanteste Konzept vorgelegt. Mit ihm hoffen wir, dass unser Volksfest spürbar an Attraktivität gewinnt und wir wieder mehr Besucher bekommen", sagte Strauß. Vorholzer selbst sprach dazu lediglich von einem "Wandel in seinem Betrieb".

Krämmer: "Entscheidend ist das Wetter"

Christian Krämmer ist bekanntlich ebenfalls auf den beiden Landshuter Dulten mit seinem Zelt vertreten - im Volksmund bis heute als "Weißbierzelt" bekannt. Auch ihn hat die LZ zum Streit der Festwirte befragt. Er wolle sich da heraushalten, sagte er. In einem könne er aber Peter Vorholzer nicht zustimmen: "Ich spüre bei mir vom Umsatz her keinen großen Unterschied zwischen der Frühjahrs- und der Herbstdult." Entscheidend sei vielmehr das Wetter. "Wenn es schön und warm ist, kommen die Leute und bleiben auch länger. Da ist es aber egal, ob es Ende April oder Ende August ist." Nur einen kleinen Vorteil gebe es bei der Frühjahrsdult: "Wenn wir den 1. Mai mit einbeziehen, verlängert sich unser Volksfest mal um einen oder zwei Tage. Das wirkt sich dann beim Umsatz natürlich schon aus."

Rampf kann heute noch nicht prophezeien, wie der Dultsenat am 8. Dezember entscheiden wird. "Mir tun die Senatsmitglieder jetzt schon leid. Man wird in den kommenden Wochen mit Sicherheit massiv versuchen, sie von außen zu beeinflussen." Der ganze Wirbel, nun auch in der Öffentlichkeit, sei völlig unnötig. "Und ich befürchte für uns alle - auch für den Peter Vorholzer -, dass dies mittel- und langfristig ein Schuss in den Ofen sein könnte." Der so arg von allen Seiten Gescholtene kann die Aufregung nicht nachvollziehen: "Eigentlich sollte so ein Wettbewerb ein ganz normaler Vorgang sein." Ist es aber nicht - wie beispielsweise bei der Diskussion um die Verlagerung der Dulten von der Grieserwiese auf das Messegelände zeigt sich wieder einmal, dass die Dult in Landshut ein ganz heißes und sensibles Thema ist.

Die Konkurrenten bei der Vergabe des großen Festzelts: die beiden Festwirte Franz Widmann (links) und Peter Vorholzer

Die Konkurrenten bei der Vergabe des großen Festzelts: die beiden Festwirte Franz Widmann (links) und Peter Vorholzer