Schulamt will nach Prügelattacke nichts überstürzen

Täter und Opfer nicht mehr in einer Klasse


Vor der Metzgerei kam es zu dem gewalttätigen Angriff auf den Buben.

Vor der Metzgerei kam es zu dem gewalttätigen Angriff auf den Buben.

Nach der Prügelattacke auf einen 12-Jährigen, der von drei Mitschülern nach Schulschluss auf dem Heimweg brutal zusammengeschlagen wurde, ist noch offen, wie es an der Mittelschule Ergolding weitergeht. Die Täter waren fünf Tage vom Unterricht ausgeschlossen, jetzt sitzen sie wieder in der Klasse. Das Opfer kann noch nicht zur Schule gehen und will dort seinen Peinigern auch nicht mehr begegnen. Wie man mit der Situation umgeht, wenn der Bub nach den Herbstferien wiederkommt, war gestern Thema einer Krisensitzung, an der Schulleitung, Schulamt, Jugendamt, Jugendsozialarbeiter und Beratungslehrkraft der Schule teilnahmen. Ergebnisse sind noch nicht bekannt. "Wir wollen unbedingt vermeiden, dass Täter und Opfer weiter dieselbe Klasse besuchen", sagt Anja Hartwig, stellvertretende Fachliche Leitung des Schulamts.

Eltern in der Pflicht

Nachdem anfangs ein versuchter Totschlag im Raum stand, wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, teilt Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber mit. Unter Berücksichtigung des Jugendstrafrechts drohe den Tätern eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. "Der Vorfall wird mit den Schülern intensiv pädagogisch aufgearbeitet", erklärt Schulleiter Peter Manhart. Ansonsten hält er sich bedeckt, er sei nicht auskunftsberechtigt. Der aktuelle Fall sei ein "Einzelvorkommnis", so Manhart: "Wir folgen dem Konzept einer sozialwirksamen Schule." Deswegen werde versucht, von vornherein präventiv gegen Gewalt vorzugehen. "Der Vorfall ereignete sich weder während der Schulzeit, noch auf dem Schulgelände. Was die Schüler in ihrer Freizeit machen, darauf haben wir keinen Einfluss. Das ist Sache der Eltern", äußert sich der Rektor. Die Elternbeiratsvorsitzende wollte sich gegenüber unserer Zeitung nicht zu dem Vorfall äußern. Unterdessen meldete sich eine Schülermutter, die ungenannt bleiben möchte, telefonisch bei der LZ. Sie habe von anderen Müttern gehört, dass solche Vorfälle an der Schule angeblich schon vorgekommen seien. Zudem hätten Schüler den Wunsch nach einer aufmerksameren Pausenaufsicht geäußert. Rektor Manhart betont hingegen, dass Gewalt an der Schule bisher kein Thema gewesen sei: "Eine solche Gewalttat ist neu für uns." Das Schulamt will nichts überstürzen und "die Ermittlungen der Polizei abwarten", so Anja Hartwig. "Rein rechtlich wäre es möglich, den Tätern einen verschärften Verweis zu erteilen, sie in eine andere Klasse oder gleich an eine andere Schule zu versetzen." Eine Versetzung würde aber bedeuten, die Schüler - nachdem sie bereits vom Unterricht ausgeschlossen waren - erneut zu bestrafen. Da sich der Vorfall nicht auf dem Schulgelände ereignete, gehe es darum, herauszufinden, ob der Prügelattacke Streitigkeiten in der Schule vorausgegangen waren. "Ist das nicht der Fall, wäre der Vorfall eine privatrechtliche Angelegenheit und uns wären die Hände gebunden."

Das "Opfer im Blick"

Anja Hartwig versichert, dass auf jeden Fall für das Opfer Sorge getragen werde. In diesem Zusammenhang bestritt sie, dass den Eltern geraten worden sei, ihren Sohn an eine andere Schule zu schicken oder die Klasse zu wechseln. "Das ist mit keiner Silbe zur Sprache gekommen", so Hartwig. Dennoch wolle man vermeiden, dass Opfer und mutmaßliche Täter weiterhin im selben Klassenzimmer sitzen.