Landshut

Schafkopfen mal anders: Wenn nicht der "Oide" den Kini" sticht, sondern die "Karlstadt" die "Kinseher"


Frau ist Trumpf: Auch Männer spielen mit diesen Schafkopfkarten angeblich gerne. (Foto: Archiv)

Frau ist Trumpf: Auch Männer spielen mit diesen Schafkopfkarten angeblich gerne. (Foto: Archiv)

Von Rita Neumaier und Redaktion idowa

Das Schafkopfen ist ihr gleichsam in die Wiege gelegt. Martina Huber ist Wirtstochter, Kartenspielen kann sie seit Klein auf. Seit Jahren kartet sie bei Turnieren mit. Doch jahrelang irritierte sie etwas: die Kartenmotive. Unter, Ober, Könige - alles Männer. Kann nicht sein, sagte sie sich.

Gesagt, getan. Martina Huber hat die Motive gemeinsam mit ihrer "kreativ begabten Freudin" Inge Benninger umgestaltet. Vorsichtig ausgedrückt. "Frauen-Solo - Das herrenlose Schafkopfblatt" heißen ihre Spielkarten. Darauf dominieren die Konterfeis starker Damen wie das der Frauenrechtlerin Clara Zetkin, der Revolutionärin Rosa Luxemburg oder das der Kabarettistin Liesl Karlstadt. Sie alle stechen.

Huber will damit nichts Geringers erreichen als den "Anfang vom Ende der männlichen Dominanz in der bayerischen Schafkopf-Kultur und zugleich eine Würdigung mutiger und kluger Frauen". So formuliert sie es auf der Rückseite der Spielkartenschachtel.

Für das Layout des Kartenspiels haben sich die Erfinderinnen mit Thomas Maerkl männliche Unterstützung geholt. Die von Inge Benninger im Original mit Acryl gemalten Motive stellen Frauen dar, die in den vergangenen 150 Jahren in Kultur und Politik eine Rolle spielten, unter ihnen auch Luise Kinseher.

Kinseher, die "Mutter Bavaria" vom Nockherberg gab Martina Huber, die beim Bayerischen Rundfunk arbeitet, den Hinweis auf mutige bayerische Frauengestalten wie die Dichterin Emmerenz Meier oder die pfeifenrauchende Schriftstellerin Mechtilde Lichnowsky. Allesamt "Bayerische Amazonen", wie sie die Autorin Michaela Karl in einem Buch bezeichnet hat. Nach den ersten Erfahrungen kommt das Spiel auch bei Männern gut an, behaupten Huber und Benninger.

Mit dem Frauen-Schafkopfspiel soll an die porträtierten Frauen und deren zum Teil hartes Schicksal erinnert werden. Zudem hofft Martina Huber, dass sich mehr Frauen zur Teilnahme an Turnieren motivieren lassen. "In Festzelten geht es oft um hohe Beträge und dort herrscht auch ein rauer Ton", weiß sie. Doch davon sollten sich Frauen nicht abschrecken lassen.

500 Spielsätze von "Frauen-Solo" sind bisher gedruckt worden. Sie werden für 12,80 Euro in der Buchhandlung Dietl verkauft sowie unter trenn.stoff@gmx.de.