Landkreis Landshut

Pilotprojekt: "Brückenkurs" soll internationalen Jugendlichen den Einstieg erleichtern


Am Gymnasium Seligenthal soll mit einem neuartigen "Brückenkurs" jungen Zuwanderern in der Region Landshut der Zugang zum gegliederten Schulsystem erleichtert werden. (Foto: gt)

Am Gymnasium Seligenthal soll mit einem neuartigen "Brückenkurs" jungen Zuwanderern in der Region Landshut der Zugang zum gegliederten Schulsystem erleichtert werden. (Foto: gt)

Wenn es nach den Mitgliedern des Kreisausschusses geht, dann muss dieses Pilotprojekt im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen: Am Gymnasium Seligenthal wird in Kürze erstmals eine jahrgangs- und schulartübergreifende Klasse für Jugendliche internationaler Herkunft angeboten, die aufgrund fehlender Deutschkenntnisse bislang in der Region Landshut nicht angemessen unterrichtet werden können. In diesem "Brückenkurs" sollen die Schüler im Alter von elf bis 17 Jahren in erster Linie Deutsch lernen, um möglichst rasch an eine Regelschule wechseln zu können, die für sie am besten geeignet ist.

Das Problem besteht nicht erst, seit immer mehr minderjährige Flüchtlinge und jugendliche Asylbewerber in die Stadt und den Landkreis Landshut kommen. Vielmehr spiegelt sich darin vor allem auch die "Globalisierung des Arbeitsmarktes" wider. Dass Global Player wie BMW, Drexlmaier oder ebm-papst ihre Fach- und Führungskräfte nicht nur auf dem heimischen Arbeitsmarkt, sondern weltweit rekrutieren, ist längst gang und gäbe, zumal mittlerweile auch bei kleineren und mittelständischen Betrieben ebenso wie in der Gastronomie vermehrt Mitarbeiter angestellt werden, die aus der Europäischen Union oder von einem anderen Kontinent stammen. Die "Neuen" mit dem anderen Pass in den Betrieb zu integrieren, ist vielfach bereits zur Routine geworden.

Pilotprojekt der Bildungsregion Landshut
Als Pilotprojekt im Rahmen der Bildungsregion Landshut soll nun der "Brückenkurs" am Gymnasium Seligenthal durchgeführt werden und im Wesentlichen dem intensiven Erlernen der deutschen Sprache dienen. Hierfür sind 15 bis 20 Wochenstunden vorgesehen. Gleichzeitig soll der tägliche professionelle Deutschunterricht durch ein interkulturelles Training sowie durch die Teilnahme am Sport-, Musik- und Kunstunterricht der jeweiligen Jahrgangsstufe ergänzt werden. Somit könnten die Kinder ihre erworbenen Sprachkenntnisse von Beginn an gleich im Kontakt mit Gleichaltrigen anwenden und verbessern. Sobald die Deutschkenntnisse ausreichend sind, werde der Schultyp ausgewählt, der den Begabungen und Interessen des jeweiligen Kindes am meisten entspricht. Ziel sei es letztlich, dass die Kinder im Anschluss an die Sprachförderung direkt, spätestens jedoch nach einem Jahr auf eine Realschule oder ein Gymnasium in der Region beziehungsweise an ihrem Wohnort wechseln können. Der Einstieg in die Integrationsklasse werde unabhängig vom Schuljahr je nach Zuzug der Eltern zeitnah möglich sein, genauso wie der Wechsel an eine Regelschule je nach Lerntempo flexibel gestaltet werden könne.

Für Schulleiterin Ursula Weger liegen die Vorteile auf der Hand: "Der Brückenkurs erfasst alle Nationen und Begabungsspektren, fördert eine schnelle Integration und ist effektiv und kostengünstig." Denn neben anteiligen Raum- und Verwaltungskosten müssen nur die Personalkosten für einen Deutschlehrer mit der Zusatzqualifikation "Deutsch als Fremdsprache" finanziert werden. Zudem stehe der Brückenkurs keineswegs in Konkurrenz zu den Übergangsklassen. Vielmehr gehe es darum, "für jedes Kind den richtigen Platz zu finden", so Weger.

Für die Mitglieder des Kreisausschusses war es letztlich reine Formsache, der Einrichtung des Brückenkurses am Gymnasium Seligenthal zuzustimmen und die anfallenden Kosten in Höhe von rund 96 000 Euro gemeinsam mit der Stadt Landshut zu übernehmen, wobei als Verteilungsschlüssel das Verhältnis der Schüler festgelegt wurde. In diesem Zusammenhang will man sich aber noch nicht damit abfinden, dass das bayerische Kultusministerium dem Vorhaben zwar sehr wohlwollend gegenüber stehe, jedoch keinen Zuschuss gewähren könne. Deshalb sollen Landrat Peter Dreier und Oberbürgermeister Hans Rampf nochmals mit den zuständigen Stellen über eine staatliche Beteiligung verhandeln.