Pfarrer und Rapperin

Fastenzeit: Darauf verzichten Promis aus der Region Landshut

Wir haben mit Menschen aus der Region gesprochen, auf was sie in der Fastenzeit verzichten. Medienkonsum, Empörung und Alkohol - die Möglichkeiten sind vielfältig.


Einfach Mal das Smartphone ausschalten und Social Media und Co. hinter sich lassen, das nehmen sich gerade wieder viele Menschen in der Fastenzeit vor. Damit es auch wirklich gelingt, sollte man sich realistische Ziele stecken.

Einfach Mal das Smartphone ausschalten und Social Media und Co. hinter sich lassen, das nehmen sich gerade wieder viele Menschen in der Fastenzeit vor. Damit es auch wirklich gelingt, sollte man sich realistische Ziele stecken.

Auf sein Smartphone zu Verzichten ist in Zeiten von Social Media und ständiger Erreichbarkeit sehr schwierig. Viele Menschen nehmen deshalb die Fastenzeit als Anlass dafür "Digital Detox", also "Digitales Fasten", zu betreiben. Dabei legen sie ihr Handy weg und widmen sich anderen Dingen abseits des Bildschirms. Das bestätigt auch Carina Paintner von der Volkshochschule Landshuter Land. "Kurse in Richtung Achtsamkeit und mentaler Gesundheit sind seit Jahren gut besucht und werden viel angefragt."

Die Rapperin Ria Reiser aus der Hallertau plant keinen Medienverzicht. "Fernsehen schaue ich sowieso nicht mehr, eher YouTube-Tutorials: Jodeln oder wie man sein Auto repariert." Social Media zu fasten sei "Gold wert für die Birne", aktuell bei ihr jedoch nicht umsetzbar, weil sie ihre Social Media-Kanäle alle selber bespielt.

sized

 Michael Lenk, evangelischer Pfarrer aus Vilsbiburg.

sized

Ria Reiser, Rapperin aus der Hallertau.

sized

Daniel Schmid, katholischer Pfarrer aus Essenbach.

sized

Niklas Agerer, 17, aus Landshut "Ich hab' vor Kurzem mit dem Computerspielen aufgehört und meine Social-Media-Zeit ein wenig begrenzt. Also, dass ich nur so ein oder zwei Mal am Tag auf mein Handy schaue. Mein Ziel ist maximal eine Viertelstunde am Tag. Ein Freund vom mir hat Instgram vor Kurzem sogar deinstalliert."

sized

Odai Jazzan, 25, aus Landshut"Ich verzichte in der Fastenzeit nicht auf Social Media. Aber ich finde es sehr gut, dass viele Leute im Moment Social Media fasten. Die Menschen sollten sich auch Mal auf etwas anderes konzentrieren als ihr Handy. Stattdessen könnten sie ein Buch lesen, etwas Neues erlernen oder ein neues Hobby beginnen.

sized

Serageldin Fayed, 38, aus Landshut "Ich faste, indem ich nicht alle Medien nutze. Auf Fernsehen verzichte ich zum Beispiel komplett. Den gewaltvollen Krieg mit den vielen Verletzten, kann ich nicht mehr ertragen. Der Verzicht tut mir gut. Meine Freunde fasten nicht. Das sollte jeder selber entscheiden. Ich motiviere keinen."

sized

Till Manea, 27, aus Weimar "Ich habe letztes Jahr selber ein halbes Jahr auf Alkohol verzichtet. Da ich auf der Walz kein Handy habe, faste ich seitdem ich auf Wanderschaft bin Social Media. Das war ein befreiendes Gefühl ganz ohne Handy zu leben. Da ist man darauf angewiesen mit Leuten zu reden und den Kontakt zu suchen."

Sie probiert dieses Jahr das Basenfasten aus. Verzicht auf "Rotwein und Schweinsbraten", wie sie es nennt. "Ich finde es leichter, in der Fastenzeit auf etwas zu verzichten, einfach weil da die Akzeptanz größer ist", sagt Reiser. In ihrer Freundesgruppe sei sie mit dem Fasten die Einzige. Aber sie versteht, auch wenn andere dafür keine Zeit haben.

"Digital Detox" findet, der evangelische Pfarrer Michael Lenk aus Vilsbiburg gut: "Ich bewundere es, wenn Leute sich auf das Wesentliche konzentrieren können." Im Smartphone-Verzicht sieht er, die Macht jedes Menschen sein Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und sich von niemandem etwas vorschreiben zu lassen. Dadurch ist es möglich geistigen Ballast oder Sorgen hinter sich zu lassen. Ganz wichtig ist für Pfarrer Michael Lenk auch, dass Scheitern beim Fasten dazugehört und die Ziele nicht zu hoch gesteckt werden.

"Empörungsfasten" um sich weniger aufzuregen

Für Pfarrer Michael Lenk ist Fasten das Besinnen auf das Wesentliche. Er widmet sich in diesem Jahr dem "Empörungsfasten", wie er es selbst nennt. "Man kann sich ja zur Zeit über alles empören: Politiker, die Kirche oder auch andere Dinge", sagt er über den Grund seines Fastens. Für ihn sei es sehr gut sich da auch Mal selbst zu disziplinieren. Wenn er also merkt, dass er Nachrichten liest und es "zu brodeln" anfängt, geht er noch mal in sich. Gerade die Steigerung von Empörung - den Hass - beobachte er in letzter Zeit oft in der Gesellschaft. Für Pfarrer Michael Lenk steht aber fest: "Hass ist kein Mittel, um in der Gesellschaft gut auszukommen." Damit verfehlen die Menschen seiner Meinung nach das Ziel von Fasten: In der Gesellschaft dazu beizutragen, dass Verstand und Herz vorhanden ist.

Fasten bedeutet nicht nur Verzicht

Pfarrer Daniel Schmid aus Essenbach, verzichtet in der Fastenzeit auf Süßigkeiten. Sowie eine Mahlzeit weniger am Tag. "Am Abend weniger fernsehen, das ist mein Digitales fasten", sagt Schmid. "Stattdessen mache ich einen Spaziergang oder schreibe einen Brief." Fasten sollte, seiner Ansicht nach, nicht nur als Verzicht begriffen werden, sondern auch als bewusste Entscheidung für einen selbst und den Mitmenschen. Mehr Dinge machen, die einem guttun und wichtig seien.

Die katholische Kirche bereitet sich in der Fastenzeit auf ihr größtes Fest vor - Ostern. "Da feiern wir nach der Fastenzeit das Leben", sagt Schmid.

Exzessive Mediennutzung und Essstörungen nehmen in den letzten Jahren, laut Dominik Dürrbeck vom Landshuter Netzwerk, immer mehr zu. Bei Alkohol und Glücksspielsucht bleiben die Zahlen konstant. Regelmäßiges Fasten zeige, dass noch eine Kontrolle über das Konsumverhalten existiere. "In einer Abhängigkeit ist der Konsum nur noch schwer selbst zu steuern", sagt Dürrbeck.

Bildschirmzeit ist kein Diagnosekriterium

Ein gesundes Verhältnis zu Social Media und der digitalen Lebenswelt aufzubauen funktioniere, indem man sich bewusst sei, wie viel Medienkonsum einem noch gut tue. Entscheidend sei dem Experten nach: Freude an der realen Welt zu haben durch Hobbys, Aktivitäten und sozialen Beziehungen. Ein bestimmtes Geschlecht oder Alter für exzessiven Medienkonsum gebe es nicht. Dabei ist die Bildschirmzeit kein Diagnosekriterium für eine Sucht. "Beherrsche ich die digitalen Medien oder beherrschen sie mich? ", das ist die Frage, sagt Dominik Dürrbeck.