Tipps der Erziehungsberatungsstelle

Homeschooling in Zeiten Corona

So bleibt die Motivation hoch


Die Corona-Pandemie ist nicht die Zeit für Bestleistungen: Eltern müssen aktuell nicht mit größtem Ehrgeiz ans Thema Lernen gehen.

Die Corona-Pandemie ist nicht die Zeit für Bestleistungen: Eltern müssen aktuell nicht mit größtem Ehrgeiz ans Thema Lernen gehen.

Von Redaktion Cham

Mütter und Väter können davon ein Lied singen. Jeden Morgen treiben sie die lieben Kleinen an den Schreibtisch. Homeschooling ist angesagt! Wie das ohne dauernden Stress, ohne ständige Konflikte, ohne dass die Eltern entnervt aufgeben oder die Kinder sich total verweigern, laufen kann, erklärt die Erziehungsberatungsstelle am Chamer Schulberg mit einigen Ratschlägen und Praxisbeispielen.

Die Situation in der Familie: Susanne hat einen achtjährigen Sohn Felix und eine vierzehnjährige Tochter Sophia. Felix besucht die zweite Klasse und Sophia geht in die achte Klasse einer Realschule. Seit einigen Wochen dürfen Ihre Kinder wegen der Coronakrise nicht mehr den Unterricht besuchen. Die anfängliche Freude, endlich den ganzen Tag zuhause zu "chillen", ist sehr schnell verflogen. Wöchentlich bekommen Felix und Sophia von ihren Lehrern Wochenpläne, Lernmaterial und Arbeitsaufträge zugeschickt, die sie bis Freitag bearbeitet haben müssen. Jeden Vormittag sollten Sophia und Felix in ihrem Zimmer sitzen und bearbeiten die jeweiligen Hausaufgaben. Sophia kommt gut mit den Arbeitsaufträgen zurecht. Mithilfe eines selbst erstellten Lernplans schafft es Sophia, dass sie jeden Tag vor dem Mittagsessen mit ihren Hausaufgaben fertig ist. Dann hat sie den ganzen Nachmittag Zeit.

Mehr Probleme und Schwierigkeiten bereitet Susanna dagegen ihr Sohn Felix. An manchen Tagen gelingt ihr es kaum, Felix zu den Hausaufgaben zu motivieren. Immer wieder kommt es zu Streitereien. Da Felix den neuen Schulstoff nicht versteht, ist er sehr oft auf die Unterstützung von seiner Mutter angewiesen. Statt still zu sitzen, versucht Felix ständig von der Arbeit abzulenken und sich lieber mit seinen Spielsachen zu beschäftigen. Da Susanne selbst im Homeoffice arbeiten müsste, fehlt ihr oft die Geduld und Zeit sich mit den Hausaufgaben ihrer Kinder zu beschäftigen.

Was hilft? Seit die Schulen geschlossen sind, bleiben viele Schüler bei ihren Hausaufgaben auf sich allein gestellt. Gerade Streitereien mit seinen Kindern sind in dieser außergewöhnlichen Zeit sehr belastend für Eltern und Kinder. Aber trotzdem müssen Sie wissen: Bei allem was Sie derzeit zusätzlich für Ihre Kinder tun: Sie sind Eltern, keine Lehrkräfte, also versuchen sie es erst gar nicht, eine zu werden! Sie können Ihre Kinder zum Lernen motivieren oder sie dabei unterstützen. Aber dies kann nicht jeden Tag optimal funktionieren, was völlig normal ist. Leisten Sie so viel, wie es Ihnen in der aktuellen Situation möglich ist!

Motivationstipps

Die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern Cham hat Anregungen zusammengestellt.

Bringen Sie Struktur und Ordnung in den Alltag Ihrer Kinder: Ihre Kinder müssen wissen, dass wir alle aktuell in einer außergewöhnlichen Zeit leben. Bringen Sie durch gemeinsames morgendliches Aufstehen Struktur in den Tag Ihrer Kinder und machen deutlich, dass sie auch jetzt Verpflichtungen haben, denen sie nachgehen müssen. Ein strukturierter Alltag bietet vor allem Ihren Kindern Halt und Vertrauen. Legen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern Arbeits- und Lernzeiten, Lernorte, Lerninhalte und Lernmedien fest. Schreiben Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Stundenplan, der sich bezüglich der Fächer am eigentlichen Stundenplan orientiert. Statt 60 oder 90 Minuten Lernzeiten nacheinander wie in der Schule, können Sie den Heim-Stundenplan lieber mit mehreren kürzeren Lerneinheiten über den Tag verteilt gestalten. Grundschulkinder können sich maximal 30 bis 40 Minuten intensiv konzentrieren und arbeiten.

Neben den schulischen Aufgaben sollte noch genügend Zeit zum Spielen bleiben. Hobbies, "Spielzeiten", fällige Haushaltsaufgaben und feste Familienzeiten wie Essen oder Schlafengehen können in einem individuellen Tagesplan vermerkt werden und sorgen auch hier wieder für die nötige Tagesstruktur und Routine.

Kleiner erster Schritt: Setzen Sie sich mit Ihren Kindern hin und entwerfen Sie einen Stundenplan. Feste Aufstehzeiten, Essenszeiten und Lernzeiten soll gemeinsam aufgestellt werden. Wichtig ist aber, dass auch genügend Zeit zu Spielen bleibt. Halten Sie Ihren Plan schriftlich fest und unterschreiben Sie diesen.

Schaffen Sie eine ruhige und entspannte Lernatmosphäre: Erinnern Sie sich auch an einen richtig guten Tag? Einen, an dem viele kleine Dinge passiert sind, die aber alle halb so wild waren? Sie sind morgens gleich gut gelaunt wach geworden. Vielleicht haben Sie gemerkt, worauf all das hinausläuft: auf die Erkenntnis, dass unsere Stimmung entscheidend ist. Sie entscheidet, ob etwas eine kleine Hürde oder ein großes Problem ist. Als Eltern sind Sie nämlich im wahrsten Sinne des Wortes - der Stimmungsmacher. Gute Stimmung greift regelrecht um sich, sie steckt an, reißt mit und motiviert. In einer angenehmen Atmosphäre lernt es sich besser und bei einem wertschätzenden Umgang miteinander auch deutlich schneller. Gestalten Sie eine ruhige, ordentliche Lernatmosphäre für Ihr Kind oder richten Sie eine Art "Klassenzimmer" ein, damit es sich auf die Schulaufgaben konzentrieren kann.

Kleiner erster Schritt: Vereinbaren Sie gemeinsam mit Ihren Kindern einen festen Ort, an dem sie Ihre Hausaufgaben erledigen möchten. Wichtig ist, dass dieser Ort frei von jeglichen Ablenkungen ist. Zum Beispiel würde sich ein Schreibtisch im Kinderzimmer oder im Büro dafür eignen.

Achten Sie darauf, was Ihr Kind in dieser schwierigen Zeit besonders gut gelingt! Staunen Sie bei Ihren älteren Kindern und Jugendlichen darüber, wie diese ihr Lernen selbstständig in Kontakt mit ihren Schulfreunden online organisieren und neue gestalten können. Anregungen, wie gemeinsame Video- Lerngruppen, Abfragen von Lerninhalten über das Telefon oder Hinweise auf besonders verständliche Lernvideos bei YouTube können die Jugendlichen heutzutage einfach finden und umsetzen. Natürlich wird es bei diesem Prozess auch Frustration geben. Versuchen Sie in solchen Momenten Ihr Kind zu motivieren und fordern Sie Ihre Kinder auf, nicht aufzugeben, sondern es erneut zu versuchen. Beim zweiten Anlauf funktioniert es bestimmt!

Kleiner erster Schritt: Überlegen Sie einen Moment, was Ihr Kind heute sehr gut gemacht hat, worauf Sie heute besonders stolz sind. Loben Sie Ihre Kinder, wenn sie eine Aufgabe sehr gut erledigt haben. Positives Feedback ist gerade für Kinder in der aktuellen Zeit sehr wichtig. Nach einem kleinen Lob ist ihr Kind gleich viel motivierter.

Denken Sie daran: Sie sollen die Lehrkräfte nicht ersetzen: Haben Sie nicht den Anspruch oder das Ziel, die Lehrkräfte zu ersetzen. In erster Linie sind und bleiben Sie Eltern, die ihre Kinder lediglich so gut es geht, unterstützen sollten. Ziel des Daheim-Lernens ist es nicht, die komplette ausfallende Schulzeit ersetzen zu können, sondern vor allem darum, den Anschluss nicht zu verlieren. Versuchen Sie also das Lernen im Interesse aller vor allem so stressfrei wie möglich zu gestalten und mehr eine unterstützende und weniger eine lehrende Position einzunehmen.

Kleiner erster Schritt: Rufen Sie eine gute Freundin an und informieren sich darüber, wie Sie Ihr Kind am besten unterstützt. Der gemeinsame Austausch liefert oft neue Anregungen und Ideen, auf die Sie noch nicht gekommen sind. Gegenseitige Unterstützung machen diese außergewöhnliche Zeit erträglicher.

Machen Sie und Ihre Kinder regelmäßig Pausen und Auszeiten: Pausen dienen der Erholung und Entspannung. Sie soll dabei helfen, wie Kraft für die weitere Arbeit zu tanken. Nur wer genügend Energie und Power besitzt, kann weitere Arbeiten gut meistern. Gerade für das "Daheim- Lernen" benötigen Ihre Kinder viel Kraft und Durchhaltevermögen! Pausen helfen dabei, neuen "Treibstoff zu tanken". Sorgen Sie sowohl für sich selbst als auch für Ihre Kinder für ausreichend Pausen. Lüften, Bewegung, frische Luft, sich stärken, Spielen, Zeit für sich allein oder auch gerne Zeit gemeinsam - so können Sie die Pausen sinnvoll nutzen.

Kleiner erster Schritt: Machen Sie und Ihre Kinder spätestens nach 60 Minuten intensiver Arbeit eine zehnminütige Pause ein. In dieser Pause können Sie und Ihre Kinder kurz an die frische Luft gehen oder etwas essen.

Info

Weitere hilfreiche Tipps und Anregungen finden Sie unter folgendem Link: https://homeschooling-corona.com/

Ratschläge

Sich immer bewusst machen:

• Sie sind Eltern und keine Lehrkräfte!

• Sie leisten nur so viel, wie Ihnen gerade möglich ist!

• Ein Tag, an dem Ihre Kinder weniger Hausaufgaben erledigen, ist auch kein Weltuntergang!

• Nur wenn Sie gelassen und ruhig bleiben, können auch Ihre Kinder ruhig und gelassen bleiben!

• Gönnen Sie sich täglich eine kleine Auszeit bei einer Tasse Kaffee oder Tee!

• Auch diese schwierige Zeit geht vorbei, das ist auf jeden Fall sicher! Halten Sie durch!