AZ-Kommentar

Abwrackprämie: Mehr als unanständig


Warum braucht Deutschland unbedingt eine neue Abwrackprämie? Diese Frage stellt Natalie Kettinger.

Warum braucht Deutschland unbedingt eine neue Abwrackprämie? Diese Frage stellt Natalie Kettinger.

Von Tabitha Nagy

Politik-Chefin Natalie Kettinger über eine mögliche Abwrackprämie.

Ja, es wird teuer, die Folgen der Pandemie abzufedern. Deshalb will gut überlegt sein, wofür das viele Geld der Steuerzahler ausgegeben wird. Angebracht ist, Familien zu unterstützen und gleichzeitig die Konjunktur anzukurbeln. Eltern sind von der Krise besonders betroffen, teils in Kurzarbeit, teils im Homeoffice, teils Aushilfslehrer daheim - oder alles zusammen.

Richtig ist auch, den Kommunen finanziell unter die Arme zu greifen, denen coronabedingt Berge an Steuereinnahmen weggebrochen sind. Aber warum braucht Deutschland unbedingt eine neue Abwrackprämie? Also ein laut Ifo-Institut völlig nutzloses, dafür aber sündhaft teures Geschenk an die mächtige Fahrzeug-Industrie?

An eine Branche übrigens, die in den letzten Jahren Milliarden verdient, Millionen an Boni und Dividenden ausgeschüttet hat - und für die der Staat (also der Steuerzahler) zuletzt brav das Kurzarbeitergeld übernommen hat. Nun sollen Krankenschwestern und Busfahrer auch noch für den Neuwagen aufkommen, den sie sich selbst derzeit eher nicht leisten können? Das wäre ein mehr als unanständiger Kniefall vor der Autoindustrie.

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